Hollywood bückt sich für China nach der Seife

06.04.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
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Paramount/moviepilot
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Filme wie Iron Man 3 oder Transformers 4 läuten eine neue Ära maßgeschneiderter Filme ein für den weltweit mächtigsten Kinomarkt in spe. Mit anderen Worten: China platziert die Seife, Hollywood bückt sich und der Zuschauer wird…

Die Zukunft hat begonnen – und sie spricht chinesisch. So suggerieren es uns zumindest die Zukunftsszenarien aus Firefly ‒ Aufbruch der Serenity, Looper oder Cloud Atlas – Alles ist verbunden. Diese Stoffe bedienen sich dabei bei der tiefsitzenden Sorge der westlichen Hemisphäre, die Volksrepublik China könnte ihr den Rang als treibende, globale Kraft ablaufen. Wirtschaftlich, militärisch, kulturell. Eine begründete Furcht wie wir alle wissen. Nicht nur die Autoindustrie hat erkannt, dass in China das Geld der Zukunft liegt, sondern längst auch Hollywood.

Die Tatsache, dass Chinas Zensurbehörde gerne und oft zur Schere greift, wenn es darum geht westliche “Propagandawerke” dem eigenen Weltbild anzupassen, sorgte bei uns bereits anlässlich von James Bonds Beschneidung in Skyfall für Aufregung. Doch in Anbetracht des heutigen Aufregers der Woche erscheint die staatliche Zensur beinahe wie ein Relikt vergangener Tage. Freiwillige Selbstzensur heißt der neueste Trend aus Hollywood, der nun mit Iron Man 3, World War Z und Transformers 4: Ära des Untergangs offiziell eingeläutet wird.

Big Mammon in Little China
China ist im letzten Jahr zum zweitgrößten Filmmarkt der Welt avanciert, verdrängte damit Japan und platzierte sich direkt hinter den USA. Analysten prophezeien, dass China spätestens 2020 auch die US-amerikanische Kinowirtschaft überholen dürfte. Chinesische Experten zeigen sich freilich wesentlich zuversichtlicher. Täglich kommen in der kommunistisch geprägten Volksrepublik zehn neue Kinoleinwände hinzu, was bis 2015 ihre Zahl auf über 22.000 verdoppeln wird (bereits vor ein paar Monaten wagte moviepilot mit diesen Zahlen einen Blick in die Zukunft des Kinos ). Eine Entwicklung, der sich Hollywood gar nicht entziehen will, schließlich besitzt China mehr Einwohner als Nordamerika, Europa und Russland zusammen und befindet sich im steilen Wachstum zur Weltmacht.

Früher empfanden es Filmemacher als Beleidigung, wenn staatliche Institutionen Hand an ihre (Kunst-) Werke legten. Heutzutage ist es ein Grund zur Freude, schließlich bedeutet das, dass der eigene Film im streng kontrollierten Filmmarkt China gezeigt wird – in welcher Form auch immer. Seit dem die Beschränkungen im letzten Jahr aufgeweicht wurden – aus den ehemals 20 erlaubten ausländischen Filmen jährlich wurden 34 gemacht – ist der Chinese Gold Rush in Hollywood erst so richtig entflammt worden. Nichtsdestotrotz bleibt den meisten US-Filmen eine chinesische Kinoauswertung verwehrt und damit der Kinostart hart umkämpft. Ein Problem, das Hollywood mit gänzlich unamerikanischen Mitteln zu lösen versucht. Allein in der letzten Woche haben mit Iron Man 3, World War Z und Transformers 4: Ära des Untergangs drei der größten, kommenden US-Blockbuster für Schlagzeilen gesorgt. Marvel läutet das dritte Abenteuer von Tony Stark damit ein, dass der Film eine eigene Schnittfassung für den chinesischen Markt spendiert bekommt. Inklusive mehr Screentime für den chinesischen Schauspieler Xueqi Wang, verlängerte Szenen der in China spielenden Handlungsstränge und einer komplett neuen Rolle besetzt mit Chinas Superstar Bingbing Fan (via).

Optimus Prime made in China
Das Rückgrat von Paramount erweist sich dabei als besonders dehnbar. World War Z wird kurzerhand um ein kleines aber nicht unwichtiges Detail verändert. Ursprünglich nahm die Zombie-Epidemie in China ihren Anfang. Aber um eine Kinoauswertung im Fernen Osten nicht unnötig zu gefährden – schließlich könnte mit der bisherigen Backstory impliziert werden, dass das mächtige Regime nicht mit so etwas banalem wie einer Zombieapocalypse fertig werden könnte – hat das Studio nach Sichtung der jüngsten Schnittfassung die Änderung beschlossen (via).

Für Michael Bays Transformers 4: Ära des Untergangs geht Paramount sogar noch weiter. Die Produktion wird in Teilen in China gedreht und Mark Wahlberg wird mit mehreren chinesischen Schauspielern flankiert. Durch die Kooperation mit dem staatlichen China Movie Channel und der Jiaflix Enterprises wird zudem ein nicht unerheblicher Teil der Postproduktion im Reich der Mitte stattfinden und das Filmmarketing direkt von den Partnern übernommen (wir berichteten). Warum die Hollywood Studios solch enge Produktionsvereinbarungen eingehen, muss man verstehen, dass ausländische Investoren bei chinesischen Koproduktionen bis zu 40 Prozent des Einspielgewinns erhalten. Ohne chinesischen Partner würden nur 25% an Paramount zurückfließen. In Anbetracht der knapp 150 Millionen Dollar, die Transformers 3 allein in China erwirtschaftete, also ein kaum verwunderlicher Schritt.

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