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Meine Top 20 Songs des letzten Jahres (2015)

02.02.2016 - 21:12 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Die großen Künstler aus 2015
1st & 15th Entertainment, One Little Indian, RCA, Cash Money, Nuclear Blast
Die großen Künstler aus 2015
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Vor einem Monat endete 2015. Ein ereignisreiches Jahr - auch musikalisch. Daher präsentiere ich euch meine 20 liebsten Songs vergangenen Jahres.

2015 gab es mal wieder einige gute Musik, wenn man sich vor allem Neuen nicht gerade verschließt. Eine bekannte Popkünstlerin hat gratis einige Songs auf ihre Website gestellt, ein Rapper wirft mit asoziativen Worten um sich, ein anderer prangert die Missstände der Welt an und eine Metalband weiß ihr neuestes Mitglied einzusetzen. Ganz klar hat die Hipsterbewegung und mit ihr die Kreativität im Mainstream einen neuen Höhepunkt erreicht, bei dem Kommerz und Indie kaum mehr zu unterscheiden sind. Einen Monat geht 2016 schon, und ich hatte genug Zeit, das letzte Jahr noch etwas nachwirken zu lassen (und mir durch ein paar gute Jahresend-Charts einige Tipps zu holen). Damit möchte ich euch heute meine 20 liebsten Songs aus vergangenem Jahr vorstellen. Natürlich kenne ich nicht alle Lieder aus 2015 und diese Liste repräsentiert nur meine jetzige Meinung. Meine einzige Richtlinie ist ist das Erscheinungsjahr 2015 und meine persönliche Meinung. Also... los!

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20. TIP feat. Young Thug & Young Dro - Peanut Butter Jelly

Album: Da' Nic (5-Track-EP)

Okay, ich habe keine Ahnung, was mit "Peanut Butter Jelly, No Deli" gemeint ist, aber das ist nicht der Punkt. Young Thug (der Typ, der hier ganz offensichtlich stoned ins Studio gegangen ist) ist definitiv einer der idealsten Verkörperungen von Hipster-Rap. Ich vergleiche ihn gerne mit Haftbefehl. Beide erzeugen aus aneinandergreihten Stichworten und Satzfragmenten eine Kollage und Bild, und es ist nicht gerade leicht, sie zu verstehen. "Peanut Butter Jelly", auf dem er einen nicht unerheblichen Teil ist seinem typischen Rap-Singsang vorträgt und mit twitterartigem Hashtag-Flow arbeitet, hat einen großartigen Beat und er selbst einen eingängigen und unverwechselbaren Flow. Wer war TIP (aka T. I.) nochmal?

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19. Nightwish - Élan

Album: Endless Forms Most Beautiful

Man wartete gespannt, wie sich die mittlerweile dritte Sängerin der finnischen Symphonic Metal-Band, Floor Jansen, so macht. Und ich hoffe inständig, dass sie der Musikgruppe erhalten bleibt. Wo Anette Olzen, ihre Vorgängerin, für den mystischen, bombastischen oder keltischen Stil der Band vielleicht noch etwas zu frech klang, ist die anmutige und doch bei Anspannung leicht rauchige Rockstimme der Niederländerin geradezu perfekt. Die erste Single des Albums ist weniger ein Metalsong, als dem Genre New Age zuzuordnen. Man fühlt sich nicht von ungefähr an Enya erinnert - dennoch hört man den unverkennbaren Nightwish-Stil deutlich heraus.

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18. Madonna feat. Nicki Minaj - Bitch I'm Madonna

Album: Rebel Heart

Ja, ich bin Madonnas letzten 2 Alben bekannterweise etwas weniger angetan, vor Allem, da ich finde, dass sie sich weniger kreativ zeigt als man es von ihr gewohnt ist. Ein wenig erinnerte sie mich an eine Mutter, die versucht, durch Verwendung von Wörtern wie Hashtag oder Swag vor ihren Kindern cool zu wirken. Und ja, auch "Bitch I'm Madonna" klingt - trotz des Titels - nur bedingt wie ein Madonnasong. Dennoch hat er alles, was ein toller Song braucht: eine simple aber eingängige Melodie, eine Eurobeat-Synthline wie aus einem 90er Jahre ParaPara-Song, ein unwiderstehlichen und ausgeflippten Drop und einen Rap von Nicki Minaj. Und vielleicht würde ich dem ganzen Albun nicht so skeptisch gegenüberstehen, wäre es nicht Madonna, sondern Miley Cyrus oder eben die gute Nicki, die ihr neuestes Werk präsentiert - dann würde ich das Projekt uneingeschrenkt feiern.

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17. Miley Cyrus - Cyrus Skies

Album: Miley Cyrus and Her Dead Petz (Download-Exklusiv)

"Bangerz" war 2013 ein musikalischer Befreiungsschlag und eine Distanzierung von ihrem Image. 2 Jahre später veröffentlicht sie nun überraschend auf ihrer Website ein Gratisalbum zum Download. 23 Lieder, über 90 Minuten und höchst experimentell. Ein Mittelfinger für alle, ihr Wandel wäre durchkalkulierter Kommerz. Keine große Website bietet das Album an. Der Track "Cyrus Skies" ist ein psychadelisches Stück über intensive Erfahrung mit Gefühlen, Emotionen und abstrakten Begriffen wie Wahrheit oder Geburt. Es ist ein Lied höchster musikalischer Kreativität und stellt sich fest und stilvoll dem Mainstream gegenüber, den sie selbst mitgeprägt hat.

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16. Rihanna, Kanye West & Paul McCartney - FourFiveSeconds

Album: -

Noch nie hat Rihannas Stimme besser geklungen als auf diesem Song. Noch nie hat Kanye West so authentisch gesungen wie in seinem (leider recht kurzen) Part in diesem Lied. Und Paul McCartney... ja, der ist eben Paul McCartney, lässt rein gesanglich den beiden anderen Musikern aber doch deutlich das Rampenlicht. Die Powerfrau ist das Gesicht und die Stimme des souligen Rocksongs, die anderen beiden die kreativen Köpfe dahinter. Eine innovative Mischung, Hand in Hand geschrieben und produziert von den beiden besten Musikkünstlern ihrer Generation.

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15. Bushido & Shindy - Adel

Album: Cla$$ic

Vor dem lang angekündigten Kollaboalbum der Deutschrapper Shindy und Bushido hatte ich zugegebenerweise sehr viel Angst gehabt. Das liegt vor Allem daran, dass letzterer ungefähr seit dem explosiven Beginn seiner Karriere kein gutes Album mehr veröffentlicht hat, und ich den ersteren für die große, noch junge und unverbrauchte Hoffnung des deutschen HipHop halte. Neben Kollegah und Hafti. Vergangene Kollabos wirkten konzeptlos zusammengebaut. Bu rappt über Drogenkartells, Gewalt, Ghettos, beleidigt Politiker und hat Sex mit Frauen. Shindy rappt über Luxushotels, Haute Cuisine, Disneyfilme, soziale Netzwerke und ja, ebenfalls über Sex mit Frauen. Doch "Cla$$ic" ist große Klasse geworden. Shindy wurde etwas düsterer und Bushido weniger provokant. Besonders auf "Adel", auf dem sie auf einem ominösen Beat abwechselnd Zeilen rappen, agieren sie als eingespieltes Team. Das Ergebnis klingt wie eine Geheimbotschaft der Illuminati.

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14. Conchita Wurst - Colours of your Love

Album: Conchita

Conchita Wursts Album ist große Klasse geworden. Tatsächlich hat sie die hohen Erwartungen nach 'Rise Like a Phoenix' vollends erfüllen können. "Colours of your Love" ist ein Disco-Melodrama, welches ihrer Persona besonders schmeichelt. Pompös, aber stilvoll, mit starker Melodie, sanftem Klavier, pathetischen Streichern, einer gigantischen Portion Kitsch, sowie einem Dubstep-artigen Drop und einem orientalischen Break. Und natürlich kommt die volle Bandbreite ihrer wunderbaren Stimme zur Geltung. Diva-Musik aus den 2010ern, wie sich das gehört.

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13. Björk - Black Lake

Album: Vulnicura

Björk hält seit Beginn ihrer Karriere die größtmögliche Qualität, Album um Album, und das schon seit über 20 Jahren, obwohl sie sich immer neu erfindet. Ob Pop, Electro oder Avantgarde. Auf ihrem 2015er Album "Vulnicura" befindet sich dieses 10-minütige Stück. Zuerst vor einem ruhigen Streicherassamble singend, kommen nach einiger Zeit allmählich elektronische Beats hinzu, die allerdings das wunderschöne, grazile Bild nicht zerstören, sondern sich in perfekter Symbiose mit den sanften Klängen von Björk und dem Orchester vereinen. Bis zum Schluss bleibt "Black Lake" aufregend, und besitzt fast schon scoreartige Eigenschaften. Die elektronischen Beats beginnen immer weiter, militärischen Drumrolls zu ähneln. Gegen Ende steigert sich das Tempo, als der Song auf seinen Höhepunkt zusteuert und dann mit Violinen ausklingt. So, und genau so geht ein episches Lied.

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12. Lupe Fiasco - Mural

Album: Tetsuo & Youth

Lupe Fiascos neuestes meisterhaftes Album beginnt mit einem 8-minütigen Stück unkonventioneller Formulierungen, ungewöhlicher Asoziationen und besonderer Raffinesse. Doppelbödigkeiten, Vergleiche, Homonyme, Binnenreime, Alliterationen. Im Grunde zeigt der Rapper, was man aus der Sprache alles basteln kann, und das auf einem tollen Instrumental. Dabei wirkt all das überraschend ernst und gefasst. Lu ist ein Poet und Intellektueller, hier bedient er sich in erster Linie dem ersteren Teil, dahei oft mit einem asoziativem Sprachbild, welches sich wie ein Puzzle zusammensetzt, und oftmals nur auf symbolische Weise entsteht. Es ist keine Narrative erkennbar. Lose Eindrücke werden geschildert und diverse markante Satzfragmente und vorbelastete Worte kombiniert - Vom Lupe zu Fruit Loops zu Toucan Sam zu Uncle Sam zu... wieso habe ich das Gefühl, dass mit "A cementary full of tomahawks" die USA gemeint ist?

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11. Insane Clown Posse - How

Album: The Marvelous Missing Link - Lost

Horrorcore-Rapper Violent J und Shaggy 2 Dope, zusammen besser bekannt als Insane Clown Posse, haben über ihre mittlerweile 24 jährige Karriere nur allzu oft an tiefgründigen Rapballaden versucht. Das Problem dabei: in 90% ihrer Songs geht es um Mörder, Psychopathen und Dämonen. Das reicht von sinnvollen Tracks, in denen "böse" Menschen wie Vergewaltiger, Rassisten, korrupte Beamte, etc. eine Abreibung bekommen, bishin zu trashigen und comichaft überzeichneten Splatter-Hymnen. In diesem Mikrokosmos können sie richtig Spaß haben und auch hin und wieder Sozialkritik unterbringen. Ihre Versuche, tiefgründig und vollends ernst zu sein, sind aber nicht selten kolossal gescheitert. Bei "How" welches sich damit auseinandersetzt, wie man in der heutigen Zeit die 10 Gebote einhalten soll, gibt ihnen allerdings genug Möglichkeiten, hin und wieder etwas von ihrer Racheengel-Prämisse in die ernsthaften Themen miteinzubringen. Alle Auseinandersetzungen mit den Geboten sind schlüssig und interessant, und treffen zielsicher in die Logiklöcher der Bibel, ohne respektlos zu wirken. Komplettiert durch den poppigsten, im Hirn stecken bleibendsten Refrain, den ein Rapsong dieses Jahr zu bieten hatte.

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10. Adele - Hello

Album: 25

Adeles Songwriting ist so fein, dass es die kleinste Gefühlsregung einfangen und in musikalischer Form vermitteln kann. Die Zeilen, die in "Hello" eine Frau an ihren Ex richtet, nachdem beide bereits einige Jahre getrennt leben und sich nun herangereift gegenübersitzen, strotzen nur so vor Leben. Diese Sentimentalität, mit der man ein abgeschlossenes Kapitel des Lebens betrachtet, welches schöne, aber auch schmerzhafte Momente geboten hat, steckt in jedem Wort dieser gefühlvollen und angenehm sentimentalen (aber nie kitschigen) Ballade. Es ist ein sehr erwachsenes Lied. Und ein sehr reales.

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9. Drake - Energy

Album: If You're Reading This It's Too Late

Drakes neuestes Album ist ein direktes, minimalistisches, hypnotisches und aggressives Werk, welches es, hätte ich es etwas früher gekannt, auch gut und gerne in meinen Top 40 Alben des 21. Jahrhunderts hätte schaffen können. "Energy" klingt entgegen der Erwartungen, die der Titel hervorruft, verwaschen, trippy und apathisch. Dagegen kristallklar und deutlich zu hören ist Drakes Rap, in dem er mit allem abrechnet, dass ihn gerade beschäftigt. Das Ganze hat einen eigenen Touch, wenn man sich vor Augen hält, dass das Album unter harten Auseinandersetzungen mit seinem Label entstanden ist. Hat ihm musikalisch sicher nicht geschadet.

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8. Nightwish - Weak Fantasy

Album: Endless Forms Most Beautiful

"Weak Fantasy" ist das bombastischste, rockigste und opulenteste Lied des neue Nightwish-Albums. Vor Allem Floor Jansens Gesang ist auf diesem Lied so sehr auf Hochtour, wie nur irgend möglich. Man hört hier jede Nuance ihrer Stimme heraus. Von sanften, eleganten Versen, bis die glasklare Stimme zu rauchigen, lauteren Tönen heranwächst... ein Moment der Stille... und dann mit einem musikalischen Donnergrollen geht der Refrain los und Chor, Orchester, Gitarre und Schlagzeug knallen durch die Lautsprecher - doch alles in den Schatten gestellt von Floors wuchtigem Gesang.

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7. Kendrick Lamar - U

Von 0:00 bis 3:45

Album: To Pimp a Butterfly

Kendrick Lamars "U" ist mehr ein grandioses Schauspiel als ein Rapsong, eine Art Audio-Theaterstück. Erzählt wird aus der Sicht eines Mannes, der an manischen Depressionen leidet und sich selbst zerstört und kleinredet, während er durch Frustsaufen immer weiter verfällt. In seinem Charakter sind schizophrene Züge erkennbar. Er hasst sich, redet sich klein, versucht sich selbst zu überzeugen, dass er nichts wert ist. Er trinkt mehr und mehr. Seine Stimme wird unklarer, er beginnt zu lallen und schluchzen und gluckst laut an der Flasche. Und spricht weiter. "U" ist ein harter und intensiver, aber auch fordernder Track. Die aus Freejazz und Blues entlehnte Hintergrundmusik lässt keine klaren Strukturen und Melodien durch. Tatsächlich wird das Avantgardistische des Songs die meisten Leute abschrecken. Und ja, es ist kein Lied, welches man in einer Endlosschleife hören kann. Aber es ist fesselnd und brillant gemacht.

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6. Macklemore & Ryan Lewis feat. Melle Mel, Kool Moe Dee, Grandmaster Caz & Eric Nally - Downtown

Album: This Unruly Mess I've Made (kommendes Album)

Sieh an! Nachdem Macklemore und Ryan Lewis 2012 mit ihrem selbstständig veröffentlichten Debutalbum als die gefeiertsten und unkonventionellsten HipHop-Musiker gefeiert wurden, wurde es 3 Jahre lang still um das Duo. 2015 schnappten sie sich viele andere Künstler aus allen möglichen Genres (keine der größten Namen) und nahmen als Vorgeschmack auf ihr kommendes Album diesen Feel-Good-Song auf. Eine Hymne auf das Stadtleben, mit einem Mix aus Oldschool-HipHop-Jam und musicalartiger Pop-Funk-Stimmung. Da möchte man gleich mit Freunden im Sonnenschein durch die Stadt spazieren oder bei einer Parade mitmachen.

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5. Miley Cyrus - Dooo It!

Album: Miley Cyrus and Her Dead Petz (Download-Exklusiv)

Ja, genau das dachte ich mir. Miley Cyrus ist auf gutem Wege, zur besten und interessantesten Popkünstlerin der Moderne zu werden. "Dooo It!" ist ein raues und ungeschliffenes Stück und will auch genau das sein. Der Gesang ist komplett verzerrt, harte Cuts bestimmen ihn und Miley scheint einfach drauflos gesungen zu haben. All das auf einem der besten und hochwertigsten Trapbeats des Jahres. Das Lied hat eine einfache Melodie, die sich leicht einprägt. Und trotzdem hat es dramatische und lockere Momente. Die dezenten Themen des Liedes: Drogen, Frieden und warum einem diese Elemente noch nicht zum Hippie machen.

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4. Skrillex & Diplo with Justin Bieber - Where are Ü Now

Album: Jack Ü (Skrillex & Diplo-Album) / Purpose (Justin Bieber-Album)

"Where are Ü Now" hat im Grunde eine lange vermutete Theorie bestätigt, die sich mir in den letzten Jahren aufgedrängt hat: seit Justin Bieber in den Stimmbruch gekommen ist, ist er anhörbar geworden - es fehlte ihm nur an guten Songs, um das zu beweisen. Ich finde, wie sehr viele Leute, seine Kindstimmen-Songs ziemlich furchtbar. Aber auch alles, was bislang in der Phase danach kam (ich glaube ein Album, oder? Könnten auch 2 gewesen sein), war äußerst mittelmäßig und fade. Leider schaffte er es nicht, sich wirklich kreativ zu zeigen und weiterzuentwickeln. Mit "Where are Ü Now" hat er nun endlich einen Song, den ich auch großartig finde. Er ist eingängig, von Hipstergott Skrillex und Diplo brillant produziert (überraschend gefühlsbetont, mit sehr ruhigem Drop und sanften Trap-Einflüssen) und wirklich gut performt. Das Lied hat einen ganz eigenen Flair, Ohrwurmfaktor 100 und lebt vor Allem durch das Zusammenspiel von Instrumental und Gesang. In Zukunft möchte ich sowas öfter hören, Herr Bieber. Eigentlich will ich dich ja mögen.

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3. Tech N9ne - Aw Yeah? (interVENTion)

Album: Special Effects

Der beste Rapsong des letzten Jahres. Der beste Beat, der beste Rap. Kombiniert. Ohne Refrain oder ähnlichem. Tech N9ne rappt um sein Leben, und richtet seinen Text direkt an ganz oben: Gott. Er wirft ihm all die Scheiße vor, die in der letzten Zeit passiert ist."Are you serious?" Er konfrontiert ihn damit. Zeile für Zeile. Mehr Unglück. Mehr Gewalt. Mehr Tod. Tech N9ne wird immer aufgewühlter, aufgebrachter und ungehaltener. Die Emotionen schäumen über. Weltproblem um Weltproblem. Gedanke um Gedanke. Und ganz am Ende, ganz zum Schluss: er schreit unter der größtmöglichen Anspannung seiner Stimme, auf das sein Kehlkopf platzen möge: What about my mamaaaaaaaaaaaaaa!!!!???? Tech N9nes Mutter ist 2014 an den Folgen einer langwierigen Erkrankung gestorben.

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2. Nightwish - Shudder Before the Beautiful

Album: Endless Forms Most Beautiful

Mit den Worten des Evolutionsbiologen Richard Dawkins beginnt das nach einem Zitat Darwins benannte neue Konzeptalbum der finnischen Symphonic Metal-Band Nightwish, gefolgt von einem bombastischen Knall an orchestraler Rockmusik. Die neue Sängerin Floor Jansen erhebt die Stimme. Sanft, kraftvoll, hörbar überwältigt. Von der Schönheit des Lebens und unserer Welt, der das Album gewidmet ist. E-Gitarren, ein volles Orchesterensemble, alle möglichen Trommeln und Keyboards, Klavier fügen bis zum Ende dieses überdimensionalen Intros hinzu. Bombastischer als jeder Blockbusterscore. Das Beste , was die Band um Tuomas Holopainen seit 10 Jahren veröffentlicht hat. Und da liegen 2 absolute Meisterwerke an Alben dazwischen.

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1. Rihanna - American Oxygen

Album: -

Ich hätte es selbst nicht geglaubt, hätte man mir vor einem Jahr gesagt, dass Rihanna mal hier landen würde. Zumindest nicht in diesem Jahrzehnt. Ihre ersten beiden Alben waren exzellenter Teen-Pop. 'Good Girl Gone Bad', ihr britneyscher Befreiungsschlag, ein Popmeisterwerk. Alles, was danach kam, schmeckte fade und trivial. Austauschbare Housebeats, ewig das gleiche Synthesizergedudel und unausgegorene Pseudoohrwürmer. Okay, 'Unapologetic' war abwechslungsreicher. Aber ihr volles Potenzial hatte sie noch nicht erreicht. Und ich dachte: tja, mehr wird wohl nicht mehr kommen. Und dann, boom - 2015 brach herein. 3 albumlose Singles veröffentlichte sie und alle e gehören zum Besten, was die 2010er Jahre musikalisch zu bieten haben (2 davon in dieser Liste). Die einstige Popdiva hat sich zu einer der interessantesten Musikkünstlerinnen des modernen Mainstreams entwickelt. Ihr neuer Stil ist experimentierfreudig, radikal, kreativ und stellenweise kritisch und mutig. Sie vereint das Beste aus Mainstream und Independent und erschafft ein Kunstwerk, das seinesgleichen sucht. Besonders "American Oxygen" ist ein brillantes Stück Musik. Kraftvoll, emotional, und doch wild reflektiert Rihanna auf einer verrückten Michung aus melodiöser Ballade, monotonem Gesang und hartem, verzerrtem Avantgarde-Dubstep über den amerikanischen Traum und auf leicht melancholische Weise über ihre Nation - und darüber, wie die junge Generation sie prägen wird und kann. Wenn das kommende Album "Anti" so wird wie diese Single... holy shit, Lady Gaga, watch your throne!

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Und... was sind eure Lieblingssongs des letzten Jahres?

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