Community

Review/Analyse: The Amazing Spiderman - Rise of Electro

28.11.2014 - 22:30 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
The Amazing Spiderman 2
Sony Pictures
The Amazing Spiderman 2
0
2
Nach dem Blu-ray-Release bin nun endlich auch ich dazu gekommen, mir den neusten Spidey-Streifen anzusehen. Erwartet habe ich, nachdem ich Teil 1 der Reboot-Reihe eher weniger Amazing fand, ein inhalts- und emotionsloses Spektakel mit mittelmäßigen Effekten und schlecht geschriebenen Charakteren. Junge, junge, wurde ich überrascht...

Ich hatte an "Rise of Electro" sowas von gar keine Erwartungen. Doch wie damals Spider-Man 2 den Höhepunkt von Sam Raimis Trilogie darstellte, ist auch hier die Fortsetzung ein wahrlich starkes Stück. Amazing Spiderman 2 macht fast alles richtig, was Teil 1 falsch gemacht hat und ich werde in dieser Review auf alle Einzelheiten genau eingehen. Also: SPOILER!!! Wer den Film noch nicht gesehen hat und das noch gerne tun würde, sollte jetzt aufhören zu lesen. Los geht's mit Punkt 1:

Die Story:

Eines meiner Hauptprobleme am ersten Teil war die Story. Man hat quasi nichts neues vorgesetzt bekommen, als die Geschichte von Raimis Spider-Man nocheinmal von vorne mit minimalen Abweichungen. Natürlich war der Gegner mit Lizard ein vollkommen anderer (und das beste am ganzen Film) und der Name von Peter Parkers Freundin wurde ausgetauscht (mehr als ein Namenswechsel war das wirklich nicht, auch wenn mir persönlich Emma Stone etwas mehr gefällt als Kirsten Dunst), an der Hauptprämisse änderte sich rein gar nichts. Natürlich ist das bei einer Comic-Verfilmung logisch, man will ja auch nicht zu sehr von der Vorlage abweichen, aber wieso sollte ich ins Kino gehen um mir eine Geschichte anzuschauen, die mir schon einmal (besser) erzählt wurde? Nun, The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro setzt da komplett anders an. Schon am Anfang unterscheidet er sich von seinen Vorgängern, indem er die Abreise von Peters Eltern einmal aus deren Sicht erzählt und etwas Licht in die Geschehnisse des Flugzeugabsturzes bringt. Jener Absturz war für mich gleich ein Highlight des Films. Das gab es bis jetzt in keinem anderen Spidey-Film, der Tod seiner Eltern war immer etwas gewesen, was vor langer Zeit geschehen war und lediglich als Prämisse dafür diente, dass Peter Parker bei seiner Tante wohnt, hier wird man allerdings live Zeuge dabei. Ich bin mir nicht genau sicher, da ich lediglich die Filme kenne, allerdings soll diese "mysteriöse" Vergangenheit der Eltern nie Teil der Comics gewesen sein. Wenn das stimmt, macht der Film hier einiges besser, da es viel mehr Würze in die Sache bringt. Auch außerhalb des "Eltern-Verschwörungskomplotts-Handlungsstrangs" weist TAS2 (diese Abkürzung werde ich jetzt einfach immer Verwenden) eine sehr gute Story auf. Es gibt keinen "großen Masterplan" des Hauptbösewichts oder irgendeine riesige weltzerstörende Bedrohung gegen die der Held etwas unternehmen muss, sondern die Handlung des Films ergibt sich größtenteils aus den Charakteren. Max' streben nach Anerkennung, Peters Angst um Gwen oder Harrys Wille zu leben, sind die großen handlungsbildenden Elemente und nicht irgendein Streben nach Weltherrschaft. Das sind meiner Meinung nach die besten Storys, in denen es nicht um die Bewältigung eines großen handlungsumfassenden Konfliktes geht, sondern in denen sich aus der Entwicklung der Charaktere immer mehr kleinere Konflikte ergeben. Allgemein ist die Entwicklung der Charaktere in TAS2 meiner Meinung nach ziemlich gut gelungen. Und zu denen komme ich jetzt:

Die Charaktere:

Fangen wir also mal mit dem Hauptcharakter an. Und an dem ändert sich nicht wirklich viel. Peter Parker bleibt nunmal Spiderman (duh!). Und als er sich dann am Anfang von Gwen trennt, dachte ich schon, das Ganze wird zu einem billigen Abklatsch von Spider-Man 2, allerdings geht der Film dann doch in eine ganz andere Richtung. Ein Höhepunkt des Films für mich waren die Bösewichte. Von denen gibt es diesmal gleich drei (schlechte Erinnerungen werden wach^^) jedoch ist der erste davon, Rhino, kaum die Rede wert. Ich sehe ihn weniger als vollwertigen Antagonisten, sondern mehr als Cameo-Auftritt zur Vorbereitung für The Sinister Six. Und als solcher funktioniert er prima.

Von Hauptbösewicht Electro kann man halten, was man will. Ich finde jedenfalls, er passt gut in den Film. Jamie Foxx ist eine perfekte Besetzung. Die Umsetzung ist natürlich etwas fragwürdig (die Effekte allerdings wirklich grandios. Eine Augenweide!) Die Wandlung vom schleimigen Nerd Max Dillon zum Superschurken geht etwas zu schnell, aber sein erster Auftritt als Electro am Times Square ist auf jeden Fall gelungen. Ich sehe ihn auch mehr als tragischen Helden als als Schurken, was besonders an dieser Szene ersichtlich wird. Eigentlich will er niemandem etwas antun (betont das auch mehrmals), will nur etwas Anerkennung von seiner Umgebung und insbesondere Spiderman, wird aber durch seine alleinige Existenz als Bedrohung angesehen. Leider sind die Auftritte von Electro rar gesät.

Dann wäre da noch Harry. Harry Osborn, den wir aus Raimis Trilogie noch allzu gut kennen. Es war vielleicht DIE Rolle von James Franco zu dieser Zeit. Ich konnte mir eigentlich keinen anderen als diese Figur vorstellen. Und trotzdem muss ich sagen: Dane DeHaan gefällt mir fast schon besser als junger Osborn. Er macht seine Rolle wirklich sehr gut, aus rein schauspielerischer Sicht ist er mindestens doppelt so gut als Franco, der damals ja eigentlich schon ziemlich oft genervt hat. Ständig dieses "Oh Gott, Spiderman hat meinen Vater getötet, ich muss ihn rächen, obwohl es offensichtlich ist, dass er ein verrückter Superschurke war". Dieser Aspekt fällt bei DeHaans Harry zum Glück vollkommen weg. Der gute Norman stirbt schon früh im Film einen natürlichen Tod und Harry ist nicht gerade betrübt darüber. Natürlich bekommt er später einen anderen Grund, auf Spidey wütend zu sein, aber dieses Handlungselement mit der vererbbaren Krankheit fand ich sehr gelungen. Es hat Harry menschlicher gemacht als in der Raimi-Trilogie, man bekommt Mitleid mit ihm und kann seine Beweggründe nachvollziehen, gerade da er ja in der ersten Hälfte als lebensfroher und netter junger Mann vorgestellt wurde. Franco war immer so der Unnahbare, aber DeHaan schafft es, aus dem Charakter wirklich eine Identifikationsfigur zu machen. Deshalb war er eigentlich der Höhepunkt des Films für mich. Leider geht mir seine Verwandlung zum Goblin dann am Ende auch etwas zu schnell und obwohl die "Metamorphose" sehr gut in Szene gesetzt war, sah der Goblin dann doch etwas lächerlich aus. Da hat mir die Ganzkörperrüstung von Willem Dafoe besser gefallen. Zum Glück wird das am Schluss wieder rückgängig gemacht, dachte schon er bleibt in allen folgenden Filmen so hässlich^^ Insgesamt jedoch war Dane DeHaans Harry, der (schauspielerische) Höhepunkt des Films.

Die Musik:

Der Soundtrack von TAS2 wurde zum ersten Mal in der Spiderman-Reihe vom Meister der modernen Film-Soundtracks, Hans Zimmer, gemacht. Dieser beerbt damit Danny Elfman als Spiderman-Stammkomponist und holt sich dabei unter anderem Hilfe von Pharrell Williams (!) und "The Smiths"-Gitarrist Johnny Marr, welche in den Credits als "Magnificent Six" genannt werden. Der Soundtrack ist gut, enthält allerdings nicht die Zimmer-typischen Musik-Epen ala The Dark Knight oder Inception. Der gute tut seine Standard-Arbeit, nicht viel mehr, was aber viel mehr heraus sticht ist die elektronische Musik, die immer wieder die Auftritte von Electro untermalt. Das ist eine wunderbare Vermischung zwischen Film- und Sounddesign, besonders im Finale wenn Electro mit jeder Attacke Dubstep-Töne von sich gibt. (Wenn man genau hinhört, handelt es sich dabei um die ersten Töne von "Itsi-Bitsi-Spider". Spiderman erwidert darauf ,,I hate this song". Nettes Detail^^) Auch Electros Theme ist sehr gut gemacht. Schon als er noch Max Dillon ist, wird seine Präsenz durch klassische Musik gekennzeichnet, vermischt mit leisen Stimmen in seinem Kopf. Als er dann schließlich als Electro auf dem Times Square wütet, wird aus der Klassik Elektronik und die Stimmen werden lauter und wütender. Sehr zu empfehlen der Track "My Enemy", eben jener, der während dem Kampf auf dem Times Square gespielt wird. Ich würde ihn ja gerne hier einbetten aber sämtliche Videos mit Musik des Films wurden schon gesperrt...

,,He lied to me,

He shot at me,

He hates on me,

He's using me,

Fragility,

Electricity,

Afraid of me,

He's dead to me!"

Der Höhepunkt:

Etwas was TAS2 von seinen Vorgängern abhebt, ist der krasse Showdown. Zwar ist am Ende von Spiderman-Filmen schon immer ein Hauptcharakter gestorben (Norman Osborn, Doktor Octavius, Harry, Gwens Vater) hier trauen sie sich allerdings etwas, dass sich Disneys Marvel Filme niemals trauen würden (sieht man ja am Ende von Thor 2: The Dark Kingdom): Sie lassen einen guten (!) Hauptcharakter auf tragische Weise sterben. Als jemand, der sich zumindest ein wenig den Comics auskennt, konnte ich Gwens Tod zwar schon ein wenig erahnen, wirklich daran geglaubt, dass sie es durchziehen, hab ich aber bis zum Schluss nicht. Erst dachte ich, sie wollen den Comickenner hier an der Nase herumführen. Gleich öffnet sie die Augen und fällt Peter um den Hals. So kam es nicht und dass Marc Webb wirklich die Eier hatte, das durchzuziehen (hätte ja die kleinen Kinder schrecklich verstören können...hähä) ist ein fetter Pluspunkt.

Fazit:

"The Amazing Spiderman: Rise of Electro" ist auf jeden Fall um einiges besser als sein Vorgänger. Während dieser als einzigen Höhepunkt den Charakter von Rhys Ifans hatte, hat TAS2 eine gute Story, gute Charaktere und einen tollen Soundtrack. Aber kommt er an die alten Filme von Sam Raimi ran? Leider immer noch nicht. Zumindest nicht an die ersten zwei. Mit Teil 3 würde ich ihn tatsächlich fast gleichstellen. Auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung. Trotzdem gibt es an einigen Stellen immer noch ziemliches Verbesserungspotenzial. Etwas weniger Slapstick-Humor hätte dem Film z.B. sehr gut getan. Außerdem enttäuscht der Endkampf gegen den eigentlichen Hauptschurken Electro zumindest auf Charakterentwicklungs-Ebene total (Spidey ist Max' Schicksal total egal und er will ihn einfach nur töten). Trotzdem ist TAS2 einer der besseren Vertreter seiner Art und war für mich eine wahre Augenweide.

8,5/10

Das könnte dich auch interessieren

Kommentare

Aktuelle News