Better Call Saul - Wir schauen Staffel 2, Folge 5

16.03.2016 - 08:50 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
RebeccaAMC
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Letzte Woche war das Scheinwerferlicht auf Mike gerichtet, in Rebecca bekommen wir vor allem mehr von Kim und Jimmys Verhältnis zu seinem Bruder zu sehen.

Schon letzte Woche nahm sich Better Call Saul die Zeit, die Geschichte von Jimmy McGill (Bob Odenkirk) zurückzustellen und sich stattdessen auf die Mikes (Jonathan Banks) zu konzentrieren. In Rebecca müssen sich beide ein bisschen zurücknehmen, um Platz zu machen für Chuck (Michael McKean) und vor allem Kim (Rhea Seehorn), die in dieser Episode endlich zeigen darf, was sie wirklich auf dem Kasten hat. Vince Gilligan und Peter Gould geben mit dem Ausbau ihres Charakters ein Statement ab, das sehr für die Qualität dieser Serie spricht. Es ist nicht nur so, dass sie vielen vermeintlichen Nebencharakteren eine Menge Platz einräumen und trotzdem nicht langweilen. Gerade bei einem Charakter wie Kim, quasi das Love Interest des Protagonisten, ist es sehr einfach, sie in ihrem Handeln dem von Jimmy unterzuordnen. Doch sie selbst bringt es auf den Punkt: "You don't save me. I save me."

Sie lehnt Jimmys nett gemeinte (aber, wie Kim völlig zu Recht anmerkt, bescheuerte) Hilfe ab und setzt stattdessen alles daran, selbst aus der Misere zu kommen. Schließlich ist sie gewissermaßen selbst dafür verantwortlich: "I told you this would happen and now I'm paying the price. I should have known better", sagt sie Jimmy während seines überschwänglichen Rettungsversuches und verweigert auch jeden anderen Vorschlag seinerseits. Kim erwartet absolut gar nichts mehr von Jimmy, hofft einfach, dass er vielleicht mal eine Woche ("Hell, one DAY!") durchstehen könnte, ohne gegen die juristischen Regeln zu verstoßen. Er ist hier überflüssig.

Sicherlich erinnern Kims Bemühungen nicht versehentlich an die Montage in Mijo, in der wir Jimmy dabei beobachten durften, auf der Jagd nach Erfolg von einer ganzen Reihe von Fehlschlägen heimgesucht zu werden. Kims Misserfolge beim Abtelefonieren ihrer bunten Zettelchen sind natürlich von ganz anderer Natur, als sie es bei Jimmy waren, was auch die Schwierigkeiten hervorhebt, sich als Frau in der Branche durchzusetzen. Die Leute, mit denen sie telefoniert, scheinen eher daran interessiert zu sein, mit ihr etwas trinken zu gehen, als sie als gleichwertige Geschäftspartnerin anzusehen. Doch ihre Bemühungen machen sich letzten Endes doch bezahlt - in einem beschränkten Ausmaß zumindest - und sie schafft es, einen neuen Partner anzuwerben. Umso erschütternder ist die Quittung, die sie von Howard (Patrick Fabian) dafür bekommt. Der scheint ihren "Fehler" mit Jimmy nämlich so persönlich zu nehmen, dass er gar nicht daran denkt, sie aus dem Keller zu entlassen.

Ich habe es oben bereits erwähnt, doch es lässt sich nicht oft genug betonen, wie angenehm das Vertrauen ist, dass die Autoren hier ihren Zuschauern schenken. Nur wenige andere Serien würden sich dermaßen viel Zeit lassen, um die Sorgen und Probleme ihrer Nebenfiguren so greifbar zu machen. Immer und immer wieder kehren sie zu Kim und ihrem trostlosen Dasein inmitten der Bürokratiehölle zurück, bis ihr Freudensprung im Parkhaus auch für uns eine Erlösung ist. Natürlich können sie sich das mit derartigen Darstellern und der Vorarbeit, die sie mit den Charakteren geleistet haben auch leisten und es macht sich bezahlt: Howards Abfuhr an Kim ist herzzerreißend und ihre finale Unterhaltung mit Chuck wirkt durch das Vorangegangene nur noch bedrohlicher. Er will ganz offensichtlich einen Keil zwischen sie und Jimmy treiben und nach all dem, was wir in dieser Folge gesehen haben, könnten wir es ihr nicht einmal verübeln, wenn sie es zuließe.

So sehr Kim als Figur von dieser Episode profitiert hat, das eigentliche Kunststück von Rebecca liegt im Umgang mit Chuck. Der bleibt zwar nach wie vor ein Unsympath, doch sein Handeln wird menschlicher, denn letzten Endes fristet er eine mehr traurige als verabscheuungswürdige Existenz. Wie das brillante Cold Opening zeigt, ist es keinesfalls ein einseitiges Gefühl von Jimmy, seinem Bruder niemals das Wasser reichen zu können, ihm auf ewig unterlegen zu sein. Jimmy mag in beruflicher und moralischer Hinsicht nicht auf dem Podest stehen, auf dem Chuck es sich gemütlich gemacht hat, aber dafür weiß er, wie man mit Menschen redet. Sein Witze-Bombardement auf Chucks Lebensgefährtin kommt deutlich besser an, als es dem großen Bruder lieb ist. Der versucht mit dem Humor nachzuziehen und seien wir mal ehrlich, er hat tatsächlich den besten Anwaltswitz von allen parat. Trotzdem schafft er es nicht, den Gag zum Zünden zu bringen (noch schlimmer wird das später im Gespräch mit Kim deutlich: "I guess it's true what they say. The early bird gets the worm... which is good, if you like worms"). Auch hier: einfach herzzerreißend. Aus der Sicht von Chuck ist Kim, genauso wie Howard, ein Opfer von Jimmys Charme und das kann und will er sich einfach nicht mehr bieten lassen.

Es steht gefühlt jede Woche in diesen Recaps zu Better Call Saul, aber langsam wird der drohende Zerfall wirklich ernst: Jimmy ist von seinem Job dank neuer Babysitterin zunehmend genervt, sein Bruder leistet seinen Beitrag, um Jimmy von einer Karriere abzuhalten und nun sieht es auch noch so aus, als ob Kim seine Spielchen nicht sehr viel länger mitmachen wird. Dafür hängt sie viel zu sehr an einer erfolgreichen Karriere als Anwältin, als dass sie seine Machenschaften tolerieren, geschweige denn in sie involviert sein könnte. Und dann ist da ja noch Mike, der am Ende der Episode mit niemand Geringerem als Hector Salamanca zusammenstößt. Sieht ganz so aus, als ob seine halben Sache der letzten Woche sehr viel schneller auf ihn zurückkommen, als bislang angenommen. Und wenn es so weit ist, kann er sicherlich rechtlichen Beistand gebrauchen.

“You have a tendency to overuse the words ‘clearly’ and ‘obviously.’”

Notizen am Rande:

- Die Café-Szene mit Mike wird natürlich damit eröffnet, dass der Koch eine Klingel als Signal der fertigen Gerichte läutet. Und dann kommt Hector rein. Schön.

- Ich würde wirklich gerne Jimmys Version von der Vatergeschichte hören, die Chuck Kim aufgetischt hat. Jimmy war immerhin der Sohn, der bei seinem Vater geblieben ist, während Chuck die Familie verlassen hat.

- Als einer der Gründe, warum Papa McGill der beste Mensch der Welt gewesen sein soll, nennt Chuck auch, dass er alle Namen seiner Kunden kannte. Am Anfang erwähnt auch Jimmy, dass er alle Namen der Angestellten auswendig gelernt hat.

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