Christopher Nolan weiß um die Zukunft des Kinofilms

09.07.2014 - 15:00 Uhr
Blickt hoffnungsvoll in die Zukunft: Christopher Nolan
Warner
Blickt hoffnungsvoll in die Zukunft: Christopher Nolan
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In seinen Filmen vereint Christopher Nolan gerne Tradition und Moderne, sowohl erzählerisch als auch technisch. In einem Essay zur Zukunft des Kinofilms fordert er nun, auch Kinos müssten sich bei aller Innovation ihrer Wurzeln besinnen.

Christopher Nolan ist ja in gewisser Weise einer der letzten klassischen Filmemacher. Trotz der stetig voranschreitenden Digitalisierung dreht er seine Werke weiterhin mit Analog-Kameras und fügt seinen Filmen möglichst viele Szenen im extragroßen IMAX-Format hinzu. Für das Wall Street Journal hat Nolan nun einen Essay verfasst, in dem er seine Sicht auf die Gefahren und Chancen für die Zukunft des Kinofilms darlegt. Beim Wall Street Journal selbst ist der Artikel leider nur für zahlende Leser verfügbar, aber First Showing und The Playlist haben die wichtigsten Punkte herausgepickt.

Wenig überraschend spricht sich Nolan gegen die Strategie der Studios aus, Filme hauptsächlich als Inhalt zu vermarkten, der auf tausenderlei Geräten angeschaut werden kann: Inhalt “gibt vor, die Kreativen zu erhöhen, trivialisiert aber tatsächlich die Unterschiede der Form, die Erschaffern und Zuschauern gleichermaßen wichtig waren. ‘Inhalt’ kann auf Mobiltelefone, Uhren, Zapfsäulen oder jeden anderen Bildschirm gebracht werden.” Wenn die Kinovorführung nur eine Möglichkeit unter vielen sei, würden sich dort nur noch Filme finden, die sofort ein Millionenpublikum anziehen: “Innovation würde komplett ins Heimkino abgeschoben, und die übrig gebliebenen Kinos dienen nur als Sammelplätze für Fan-basierte oder Event-Filme.”

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Um hingegen die Vielfalt zu erhalten, sei es Nolan zufolge nötig, das Kinoerlebnis wieder zu etwas Besonderem zu machen. Gefragt seien nicht kostensparende digitale Upgrades oder Gimmicks, die höhere Eintrittspreise rechtfertigen. “Die Kinos der Zukunft werden größer und schöner als je zuvor sein. Sie werden teure Präsentations-Formate verwenden, die daheim nicht zur Verfügung stehen oder reproduziert werden können (wie, ironischerweise, Filmkopien).” Ähnliches habe es ja bereits in den 1950er-Jahren mit der Einführung von Widescreen und Mehrkanalton gegeben.

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Dadurch werde es dann aber nicht nur zu epischen Spektakeln à la Ben Hur kommen, denn wenn uns die Geschichte etwas lehre, “dann werden alle Genres, alle Budgets folgen. Denn das Kino der Zukunft wird nicht nur von prachtvoller Präsentation abhängen, sondern vom Hervortreten von Filmemachern, die innovativ genug sind, die konzentrierte Aufmerksamkeit der Zuschauer stundenlang zu beherrschen.” Christopher Nolan ist überzeugt, dass es noch jede Menge Neues zu entdecken gibt, ganz so, wie es Quentin Tarantino Anfang der 1990er-Jahre bewiesen habe. Nolans Hommage an die goldene Zeit des Familienfilms, Interstellar, wird am 6. November 2014 in die deutschen Kinos kommen.

Stimmt ihr Christopher Nolan zu? Sollte das Kino exklusiver und experimentierfreudiger werden?

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