Die Geschichte des jungen Mädchens Regan, das vom Teufel besessen scheint und unter Qualen einen Exorzismus über sich ergehen lassen muss, sorgte beim damaligen Kinopublikum für wahre Panikattacken. Einige Zuschauer rannten aus dem Kino, andere mussten sich übergeben. Der Exorzist revolutionierte sein Genre und gehört bis heute zu den zehn umsatzstärksten Filmen aller Zeiten. Nachfolger wie Der Exorzismus von Emily Rose und Der letzte Exorzismus haben versucht an die Spannung und die Dramatik der 1973er Version heranzukommen, konnten die Bilder des Originals, die sich unwiderruflich in Netzhaut und Hirn aller Cineasten und Gruselfreunde eingebrannt haben, jedoch nicht verdrängen.
Am 15. Oktober ist Der Exorzist in zwei komplett überarbeiteten Versionen auf Blu-ray erschienen und ich habe mich mit Weihwasser und Kruzifix bewaffnet vor den Fernseher gewagt, um auch den letzten bösen Winkel des blauen Scheibchen ganz genau unter die Lupe zu nehmen.
Schau mir in die Augen, äh, ins Menü
Gleich zwei Blu-rays hat Warner Home Video vollgepackt, damit der neue, alte Exorzist auch wirklich mit der vollen Ladung Gänsehaut daher kommt. Kaum ist die erste Disc eingelegt, kriegt man zum ersten Mal den überarbeiteten Sound zu hören. Ein Knurren, ein Keuchen, ein Stöhnen, die auditive Untermalung im Menü ruft alte Erinnerungen wach. Ich will mich gar nicht lange durchs Menü klicken, sondern nur schnell irgendwas auswählen, damit diese Geräusche endlich aufhören. Visuell hat das Menü nicht übermäßig viel zu bieten. Der Blick in die gelbgrünen Augen der besessenen Regan wirkt eindringlich, ist aber auch das Spektakulärste, was die Navigationsoberfläche zu bieten hat.
Ein grauenhafter Anblick in bester Qualität
Los geht’s mit dem Film: Ein wenig muss ich schon schmunzeln, als ich Max von Sydow das erste Mal durch die Wüste im Irak stapfen sehe. Das Bild ist eindeutig schärfer, eindeutig klarer, eindeutig besser. Allerdings hatten die Make-up Artists damals wohl nicht damit gerechnet, dass ihre Arbeit mal in einer Auflösung von 1080p auf den Schirmen glänzen wird und so sieht man Max von Sydow gerade im Gesicht an, dass er für seine Rolle als Pater Merrin künstlich gealtert wurde. Bei dem Blick auf die irakische Landschaft, die kämpfenden Hunde und die riesige Dämonenfigur hat man jedoch wieder Freude an der neuen Bildqualität. Allgemein lässt sich sagen, dass man dem Exorzisten die Überarbeitung eindeutig ansieht und die Qualität der Bilder die alte Version um Längen schlägt. An aktuelle, mit CGI vollgepumpte Horror-Streifen kommt Der Exorzist jedoch auch trotz neuen Anstrichs nicht heran. Soundtechnisch wirken gerade die Szenen, in denen die besessene Regan spricht, extrem einschüchternd. Und ich kann mich dem Gefühl nicht verwehren, dass sich das ein oder andere Hintergrundgeräusch erkennen lässt, was vorher nicht hörbar war.
Neue Szenen – neuer Film?
Inhaltlich hat man die Auswahl zwischen zwei Versionen: Einerseits der originalen Kinoversion von 1973 und andererseits dem über zehn Minuten längeren Director’s Cut. Zuviel will ich noch nicht über das neue Material verraten, aber eine erweiterte Szene ist mir doch bleibend in Erinnerung geblieben. Nach ca. Zweidritteln des Films, während die zwei Geistlichen sich von dem anstrengenden Ritual des Exorzismus ausruhen müssen, fragt der zweifelnde Pater Karras seinen Ordensbruder, warum es gerade das junge Mädchen Regan getroffen hat. Die Antwort auf diese Frage ist nicht nur theologisch und philosophisch äußerst interessant und meiner Meinung nach von großer Bedeutung, sie erklärt auch in gewisser Weise, wie der Film zu verstehen und einzuordnen ist. Ob man das nun mag oder nicht, dass muss jeder für sich entscheiden. Ich habe auf jeden Fall eine neue Version des Exorzisten entdeckt.
Das gibt’s dazu – betäubte Augen, unterkühlte Sets und zurückblickende Filmemacher
Die Blu-rays bieten allerhand interessantes Bonusmaterial. So enthalten sie neben Skizzen, verschiedenen Trailern und Storyboards auch eine Menge Infos zum Dreh. Besonders gefallen haben mir die aktuellen Interviews mit Regisseur William Friedkin, Drehbuchautor William Peter Blatty und Hauptdarstellerin Linda Blair. Die Filmemacher schildern ihre heutige Sicht auf die unterschiedlichen Versionen des Films und Blair erzählt spannende Details über die Anstrengungen beim Dreh. So hatte das damals junge Mädchen eine Kontaktlinsenunverträglichkeit. Um ihr die grüngelblichen Linsen überhaupt einsetzen zu können, mussten ihr vor jedem Dreh die Augen betäubt werden. Auch wurde das Zimmer während der Szenen des Exorzismus auf unter Null Grad heruntergekühlt, damit der Atem der Darsteller zu sehen war. Blair schildert, wie sie nur mit einem Schlafanzug bekleidet in dem eiskalten Raum drehen musste, weil es eben noch keine Computeranimationen gab. Mir persönlich fehlte ein wenig die interaktive Menüführung der Extras. Es ist nicht möglich, während des Films die verschiedenen Interviews zu den Szenen einzublenden und auch sonst wirkt es ein wenig so, als hätte man die Menüführung an das Alter des Films angepasst. Dies ist jedoch ein Manko, das sich verkraften lässt.
Fazit – Eine Klasse für sich
Was die Technik und wie ich finde auch was den Gruselfaktor angeht, kann Der Exorzist nicht mehr mit seinen blutüberströmten und CGI-gepimpten jungen Horrorbrüdern mithalten. Trotzdem sind die 1973er-Version und auch der Director’s Cut ein Muss in jeder guten Filmsammlung. Gerade Fans des Genres werden an dem Rückblick auf die handwerkliche Seite des filmischen Schauerns eine große Freude finden und für echte Liebhaber filmischer Klassiker ist die Blu-ray von Der Exorzist ein schönes Stück Filmgeschichte für das heimische Regal.
Aber werft doch selbst einen ersten Blick auf das Grauen…
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