Es sollte das große Crossover-Event werden, dass die beiden Serien The Walking Dead und das Spin-off Fear the Walking Dead zusammenführen würde. Doch mit den desaströsen Folgen durch Morgan Jones' (Lennie James) Auftritt und der puren Ignoranz gegenüber Fans der Spin-off-Serie hat niemand gerechnet. Nun soll Austin Amelio als Dwight in der 5. Staffel von Fear ebenfalls nach Texas übersiedeln. Damit wird Fear the Walking Dead endgültig zum Abstellgleis für ausgediente Figuren.
The Walking Dead befreit sich von auserzählten Nebenfiguren
Es war ein spannender Neubeginn im Walking Dead-Universum als Morgan den langen Weg nach Texas antrat und damit die beiden Zombieserien miteinander (zeitlich und erzählerisch) verband. Doch dann geschah es: Die Hauptcharaktere des Spin-offs, Madison (Kim Dickens) und Nick Clark (Frank Dillane), mussten sterben, um Platz für eine Neuausrichtung zu machen. Somit wurde Fear mit einem Schlag seiner Identität beraubt und zu einem Morgan-Spin-off umfunktioniert.
Eine schreckliche Idee, denn Morgans Charakter war in der Mutterserie schon längst auserzählt und begann sich im Kreis zu drehen. Wie oft soll die "I lose people, I lose myself"-Leier noch abgespielt werden? Auch im Fall von Dwight war seine Story als Spitzel zwischen den Fronten zu einem Ende gekommen. Doch im Gegensatz zu Morgan, bahnte sich im Finale der 8. Staffel eine spannende Reise für Dwight an. Die vielen Spekulationen und Theorien, dass Dwight ein Mitglied der Whisperer werden könnte, verpuffen nun mit seinem Übergang nach Texas.
Fear the Walking Dead muss die Crossover-Suppe auslöffeln
Warum ist Fear the Walking Dead also nun eine Abladestation? Eigentlich sollte ein Crossover auf beiden Seiten passieren. Doch im Fall von The Walking Dead und Fear bleiben die Berührungspunkte bisher komplett einseitig. Mit einem massiven Zeitsprung von 6 Jahren hat die Mutterserie das Spin-off zudem unlängst wieder überholt und scheint dadurch kaum interessiert daran, Charaktere von Fear bei sich aufzunehmen.
So sehr sich Fans auch Auftritte von Alicia (Alycia Debnam-Carey) und Strand (Colman Domingo) in Alexandria wünschen: in The Walking Dead ist einfach kein Platz für weitere Charaktere. Denn die Communities von Alexandria, Hilltop und Co. platzen schon jetzt aus allen Nähten. Durch "Crossover" hat The Walking Dead nun endlich einen Weg gefunden, die Geschichten seiner Nebenfiguren dank Outsourcing auf Fear abzuladen. Doch leider musste dafür das einstige Fear the Walking Dead und die Geschichte der Familie Clark geopfert werden.
Die Figuren in The Walking Dead haben ihren Wert verloren
The Walking Dead verliert einen wichtigen Bestandteil: die Angst um das Leben der Charaktere. War eine Figur bisher zu Ende erzählt, musste diese meist einen brutalen Tod sterben. Doch in letzter Zeit bekommen Charaktere durch die Franchisisierung stattdessen ein zweites Leben im Walking Dead-Kosmos geschenkt. So dürfen sich erschöpfte und überlastete Darsteller wie Andrew Lincoln oder Lauren Cohan eine Auszeit nehmen, bekommen eigene Filmtrilogien oder werden mit verlockenden Franchiseabsicherungen an die Marke Walking Dead weiterhin gebunden.
Doch die Rechnung scheint aufzugehen. Immerhin zeigt die 9. Staffel von The Walking Dead nach der Abwälzung von Altlasten auf andere Pfade des Franchises einen lang ersehnten Qualitätssprung. Aber zu welchem Preis? Denkt das nächste Mal, wenn ihr euch vor Flüsterern gruselt und Judy G bejubelt, an den Niedergang von Fear the Walking Dead, die einst in Staffel 3 eine ernstzunehmende Konkurrenz für die schwächelnde Mutterserie war.
Auch wenn ich auf der einen Seite verärgert darüber bin, was aus dem vielversprechenden Spin-off geworden ist, bin ich als Dwight-Fan dennoch glücklich darüber, dass diesem Nebencharakter nun genug Freiraum für eine eigene Reise gegeben wird, die in der vor Figuren überquellenden Mutterserie keinen Platz gehabt hätte. Und vielleicht darf er nach einem 6-jährigen Exil ja wieder zurück nach Virginia.
Wie steht ihr zu den Crossover-Charakteren in Fear the Walking Dead?