Wenn eine Staffel einer Serie mal etwas schlechter ausfällt als die übrigen, ist das schon recht enttäuschend. Wenn diese Serie allerdings ein von Kritikern und Zuschauern fanatisch verehrtes und in den Himmel gelobtes Massenphänomen ist, wird es erst richtig interessant. Die 5. Staffel von Game of Thrones musste sich in Ermangelung an Romanvorlagen erstmals auf unbekanntes Terrain wagen und versagte in den Augen vieler Fans und Kritiker. Zum Glück gibt es Lost-Schöpfer Damon Lindelof, der sich mit Fan-Hass bestens auskennt. In der Debatte um die Qualität der neuesten Entwicklungen in Westeros hielt er gegenüber EW ein flammendes Plädoyer für die Serie und gegen Clickbait getriebene Medien und Hate-Watching:
Ich schaue Fernsehen nicht, um über etwas zu motzen, und ich denke, wir leben in einer Clickbait getriebenen Medienkultur, die nur existiert, um Dinge auseinanderzupflücken. Ich schaue Game of Thrones aus Liebe, also bin ich immens nachsichtig mit den Dingen, die vielleicht nicht zu den stärksten Eigenschaften der Show gehören. Und das, obwohl George R.R. Martin das Lost-Finale niedergemacht hat und ein kleiner Teil in mir aus Schadenfreude sagt, 'Ich hoffe, dass Game of Thrones am Ende auch scheiße wird, damit sie wissen, wie es sich anfühlt, wenn das jemand zu einem sagt'. Aber ich finde das Lost-Finale nicht scheiße. Und ich will, dass Game of Thrones großartig endet, weil ich ein großer Fan bin und jeden Grund zur Annahme habe, dass es auch großartig enden wird.
Natürlich gibt Lindelof zu, dass es Handlungsstränge gibt, die er interessanter findet als andere. Trotzdem könne er die starken Reaktionen der Fans nicht verstehen. Grandiose Episoden wie Hardhome würden allen dazu hinleitenden Folgen erst Wert verleihen:
Als Geschichtenerzähler [sage ich], wenn du eine, geschweige denn zwei exzellente Stunden Unterhaltung pro Staffel mit acht oder zehn Folgen produzieren kannst - eine mit allen Berichten übereinstimmende exzellente Folge - glaube ich, dass die Leute nicht erkennen, dass es Folgen geben muss, die diese exzellenten Folgen aufbauen [...] Du brauchst nur einmal pro Staffel Exzellenz zu demonstrieren, damit ich die gesamte Staffel oder sogar die ganze Serie als exzellent betrachte. Und Game of Thrones hat das jedes Mal bewiesen.
Fans, die nach einer weniger gelungenen Folge oder dem Tod eines geliebten Charakters damit drohen, der Serie den Rücken zuzukehren, finde er lächerlich. Schockierende Tode wären schon immer das Markenzeichen der Serie und der Grund, warum sie überhaupt so erfolgreich wurde, so Lindelof. Wenn jemand damit drohe, nicht mehr weiterzugucken, würde er ihm gerne sagen:
'Nein, das tust du nicht. Sei kein Arsch.' Das ist genau so, als würde mein 8-Jähriger sagen: 'Wir sind keine besten Freunde mehr'. Wenn ein Blogger [...] oder ein Kritiker oder Recapper sagt: 'Ich hab die Nase voll von deiner Show', möchte ich sie gerne anrufen und sagen: 'Du darfst meine Show nicht mehr weitergucken. Ich werde jeden in deinem Leben dazu aufrufen, dich zu kontrollieren. Ich werde einen Privatdetektiv anheuern, um deinen Medienkonsum zu überwachen. Du schaust das besser nicht mehr weiter. Bist du dir immer noch sicher, dass du das willst?'
Sicherlich spricht aus Lindelof immer noch die Verletzung aus seiner Zeit als erst gefeierter und am Ende geschmähter Autor. Deswegen sollte er aber sehr gut um die Herausforderung und Schwierigkeit wissen, jede Woche eine spannende Geschichte mit einer Menge unterschiedlicher Charaktere zu erzählen. Fans eine emotionale Reaktion - so irrational sie auch sein mag - auf eine grandiose Serie zu verbieten, scheint allerdings auch nicht der richtige Weg zu sein.
Oder wie seht ihr das? Hat Damon Lindelof mit seiner Kritik an Fans und Medien Recht?