Geburt einer Nation von D. W. Griffith uraufgeführt

03.03.2010 - 10:00 Uhr
Ausschnitt aus dem Plakat von Geburt einer Nation
David W. Griffith Corp.
Ausschnitt aus dem Plakat von Geburt einer Nation
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Der Filmemacher D. W. Griffith gehört zu den innovativsten Regisseuren seiner Zeit und hat mit Geburt einer Nation, trotz aller Kritik an dem Film, ein filmhistorischen Meilenstein vorgelegt. Bereits früh erkannte der Regisseur die dramaturgische Bedeutung von Einstellungswechsel, Parallelmontage und Zeitauslassungen. Er war ein Meister des Melodrams, wurde berühmt durch seine Spannungsmontage. Dafür entwickelte er typische Schnittfolgen für die “Rettung in letzter Sekunde”, die auch heute noch ein Markenzeichen von Hollywood ist.

1915 realisierte D.W. Griffith den historischen Monumentalfilm Geburt einer Nation basierend auf dem Roman “The Clansmen” von Reverend Thomas F. Dixon. In dem dreistündigen Epos thematisierte er die Ereignisse des amerikanischen Bürgerkriegs (1861-1865) anhand der Geschichte einer befreundeten Nord- und Südstaaten-Familie. Das Werk besteht aus zwei Teilen, greift sowohl die Zeit vor und während des Kriegs, als auch die Zeit danach auf. Geburt einer Nation war mit Produktionskosten über 100.000 Dollar der bis dahin teuerste Film der Geschichte. Der Regisseur musste Freunde bitten, ihm Geld zu leihen, um diesen fertig stellen zu können. Die erstmals in diesem Umfang eingesetzten filmischen Mittel begeisterten das damalige Publikum. Aufwendige Schlachtszenen, teilweise an Originalschauplätzen gedreht, bunt gefärbte Abschnitte für dramatische Effekte und schnelle Montagesequenzen bedingten den enormen künstlerischen und finanziellen Erfolg. D.W. Griffith vereinigte nahezu alle ästhetischen und technischen Mittel der Zeit.

Besonders mit seinem Kameramann Billy Bitzer bewies D.W. Griffith, wie weit er und sein Team technisch der Zeit voraus waren. Große Totalen waren erstmals möglich, wie auch Fahrten, die Kamera verlor ihre Augenhöhe und könnte nun auch unterschiedliche Perspektiven einnehmen. Billy Bitzer filmte aus Gruben heraus, er filmte Rauch und Pulverdampf, einzelne Bildteile wurden abgedeckt, um Tiefe zu erzeugen. Da die Experimente viel Geld und Zeit kosten, hatten die Filmemacher mit enormen Beschaffungsproblemen zu kämpfen. Der Kameramann steckte selbst 7000 Dollar in die Produktion; die Investition lohnte sich später enorm. Der Film wurde ein weltweiter Erfolg.

Ist der filmhistorische Rang von Geburt einer Nation unbestritten, erntete D.W. Griffith hingegen herbe Kritik für seine politisch rassistische Perspektive. So verherrlichte er den Ku-Klux-Klan als Retter der weißen Rasse und ergriff deutlich Partei für die Südstaaten; der Regisseur ließ für die Dreharbeiten Klansmen in Roben durch Los Angeles reiten und hatte unter anderem dadurch – wie Kritiker immer wieder meinen – dem Ku-Klux-Klan zu einer Renaissance verholfen. Die Premiere wurde begleitet von Protesten und Rassismusvorwürfen. Einige Aufführungen lösten Demonstrationen und Unruhen aus, Stadtverantwortliche sahen sich genötigt, den Film zu verbieten, so geschehen in acht US-Bundesstaaten. Der Film wurde zensiert, besonders anstößige Szenen wurden, sogar von D.W. Griffith selbst, entfernt. 1921 stellte er eine Fassung ganz ohne Erwähnung des Ku-Klux-Klans her. Auch dass viele Szenen nicht der historischen Wahrheit entsprechen, wurde immer wieder kritisiert.

Vergessen sollten wir Geburt einer Nation nicht. Georg Seeßlen schrieb zum DVD-Start vor zwei Jahren: "Das amerikanische Kino, wo es sich knapp außerhalb des universalen Popcorn-Universums bewegt, hat sich seitdem immer wieder als eine Geschichtsschreibung, als “work in progress” verstanden, immer als Fortsetzung und Revision von Geburt einer Nation. Aber es hat sich nur höchst selten (in einzelnen Filmen oder Film-Teilen von John Ford und Sam Peckinpah, Clint Eastwood oder John Sayles zum Beispiel) der Griffithschen Vergiftung gestellt."

Quelle:
David Wark Griffith auf film-zeit.de
Billy Bitzer auf film-zeit.de
Geburt einer Nation auf wikipedia.de

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