Helden aus Fleisch und Blut

09.08.2010 - 14:10 Uhr
Vom All-Star-Cast kamen Stallone, Statham und Lundgren.
Splendid Film GmbH
Vom All-Star-Cast kamen Stallone, Statham und Lundgren.
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Am vergangenen Freitag stellten sich Sylvester Stallone, Jason Statham und der Action-Schwede Dolph Lundgren den Fragen der Reporter. Die meisten richteten sich an Stallone, der ausführliche Einblicke in seine Rolle als Actionstar gab und die neue Generation auf der Leinwand kommentierte.

Am 26. läuft endlich The Expendables im Kino an, auf den wohl alle wahren Männer sehnlichst warten. Um dieses Großereignis des Actionfilms zu würdigen, berichtet moviepilot euch von der Pressekonferenz. Im Hotel de Rome am Bebelplatz in Berlin rückten vor pseudo-antiker Kulisse zur Pressekonferenz zu The Expendables die Action-Stars alter Schule ein. Unter ihnen Anführer und Wegbereiter des harten Männerfilms Sylvester Stallone, der Hauptdarsteller, Drehbuchautor und Regisseur von The Expendables ist. In Nebenrollen der schwedische Hühne und 80er Jahre B-Film Held Dolph Lundgren, sowie Brite und Star der neuen Generation Jason Statham.

Heeeeellooo Sly: Der Körperkult

Angekündigt von der kleinen und feinen Nova Meierhenrich betreten Sylvester Stallone, Jason Statham und Dolph Lundgren das Podium. Kaum hingesetzt richtet die Moderatorin ihre erste gewichtige Frage an Sylvester Stallone: “Der neue Männeractionfilm ist ein wahr gewordener Traum für viele Männer. Ist dein Traum wahr geworden?” Das kann dieser natürlich nur bejahen und führt das weiter aus. Er wollte etwas für die neue Generation kreieren, einen Film, der mit Helden aus “Fleisch und Blut” besetzt ist – “real life tough guys”. Dazu passt auch die Frage, warum frühere Actionhelden mehr Muskeln haben als die heutigen. Auch wenn der ein oder andere dabei an James Bond Daniel Craig denken muss, wie der in knappem Höschen dem Wasser entsteigt, ging es früher in der Tat noch ein paar ganze Stufen aufgepumpter. Sylvester Stallone ist selbst das beste Beispiel: Berühmt wurde er mit den Rocky und Rambo Filmen. Er gehörte einem Kult an an, zu dem sich ebenso Dolph Lundgren oder Arnold Schwarzenegger, der auch im neuen Film zu sehen sein wird, hinzuzählen. Die Schauspieler waren in besser Form, weil in den 80ern ein regelrechter Wettbewerb unter ihnen entstand, ausgerichtet an Vorbildern wie dem Mr. Universum – dem Sieger des Bodybuilder-Wettbewerbs. “Damals formte außerdem die Army die Körper der jungen Männer.” Sylvester Stallone sagt, es war ein “wichtiger Teil der 80er”, alles drehte sich um die Form. Um das zu verdeutlichen, stimmt er Physical von Olivia Newton an – “Let’s get pyhsical”. Heutzutage hätte die neue Generation “ihren eigenen Stil, ihr wisst schon, unrasierte Bärte und so”, er verweist trocken auf den bärtigen Jason Statham zu seiner Rechten. “Mit all dem GCI” könne heute “praktisch jeder” ein Actionheld sein. Die Muskeln würden einfach hinzugefügt. “Wir mussten damals unsere Haut tragen”, merkt Stallone an. Heute gebe es “niedliche Capes” und “schöne Uniformen – Wir hatten nackt zu sein.”

Worum es in The Expendables geht

Der Hau-Drauf-Film dreht sich um eine Gruppe Söldner, die sich The Expendables nennen und von den All-Stars der Action-Helden gespielt werden. Die Gruppe wird nach Südamerika geschickt, um einen kaltblütigen Diktator zu stürzen. Schnell bemerken die Söldner, dass mit ihnen ein hinterhältiges Spiel getrieben wird: Die Elitekämpfer sollen bei dem Einsatz draufgehen. Die Strippenzieher haben die Rechnung jedoch ohne Barney Ross (Sylvester Stallone) gemacht, der mit seinen Expendables gegen eine ganze Armee bestehen will.

Die Dreharbeiten zu The Expendables und die Schauspielerei

Die meisten Fragen richten sich an Sly. Alle sind gut aufgelegt, Dolph Lundgren schaltet nach einer Weile ab, bis Sylvester Stallone ihn darauf anspricht – “Dolph, bist du noch bei uns?” Die Frage, ob er vor irgendwas Angst hätte, wenn nicht davor, Risiken einzugehen, beantwortet der Expendables-Regisseur mit den Worten “vor meiner Tochter, meiner Frau daheim, grundsätzlich vor allem Femininen” und bestätigt damit sein Image als Berufsmacho. Jason Statham erzählt von einem gefährlichen Stunt in dem Film. Im Regenwald hätte die Crew ein 62 Jahre altes Flugzeug gefunden. Das fand Stallone so passend, dass er es Statham zwölfmal mit 200km/h für eine Aufnahme fliegen ließ. Er selbst hätte dafür “nicht die Eier gehabt”, merkt er an. Jason Statham gehöre nun allerdings ein Platz in der “Stuntman Hall of Fame”.

Der sonst so geübte Actionstar gibt sich ansonsten zufrieden mit seiner Karriere. Er wollte nicht als Action-Star anfangen, doch nun sei er stolz, auch wenn er “90% seiner Filme” bereue, so sagt er scherzhaft. Er hätte sich schon an Komödien ausprobiert, “doch es war furchtbar. Ich mache Action-Filme. Wenn ich mich an Komödien versuche, kommt dabei nur Scheiße raus.” So sehr ein Zuschauer einen schlechten Film auch hasse, verteidigt Stallone die Gefühle der Schauspieler, “wir sitzen in der Misere. Wir müssen mit ihnen leben.” Auf die Frage, ob er sich nach so einem Actionfilm neben den jüngeren Protagonisten auch jünger fühle, antwortet er “ich fühle mich antik.” Warum er das immer noch mitmache, er habe sich nichts mehr zu beweisen, resümiert er. Doch wir alle hätten etwas zu beweisen, “dass wir besser sind, als wir denken, dass wir es sein könnten. Wir müssen uns beweisen, jederzeit.” Doch neben all der körperlichen Anstrengung weiß Stallone, dass er in jeder Beziehung “100%” geben muss. “Ich behandle jeden meiner Filme als meinen letzten Film, weil er das sein könnte. Wenn ich jetzt nicht alles gebe, werde ich in zehn Jahren dasitzen und den Film hassen.”

Ehrlich und offen beantwortet er die Fragen. Das Drehbuch hat er seiner Angabe nach über 130 Mal umgeschrieben. Am Anfang war er nicht zufrieden mit der Geschichte. Auf Rat eines Bekannten kürzte er es um die Hälfte. Mit jedem neuen Star kamen dann wieder neue Szenen, neue Momente, die er den einzelnen Actionhelden zugestehen wollte und sie so schlussendlich auch überzeugte in seinem Actionkracher der Sonderklasse mitzuwirken. Ob Explosionen das Wichtigste seien oder er auch etwas für Emotionen übrig hätte, lautet eine Frage. Emotionen seien “das Schwierigste” an einem Film. Explosionen seien “leicht zu inszenieren, teuer, aber leicht.” Für Emotionen muss er es schaffen, die Leute “für acht Minuten still sitzen zu lassen.” Zuschauer langweilten sich schnell, genauso wie Schauspieler, da seien Emotionen ein Risiko, aber auch die Grundlage, “die Explosionen erst ihre Wucht gibt. Die Menschen, um die es geht, müssen dem Zuschauer nahstehen.”

Der Abschluss

Sly sagt, “Redemption”, also die Erlösung, die Rücknahme von Geschehenem, sei sein liebstes Thema. “Etwas, das wir bereuen, das wir ändern wollten und dann würde unser ganzes Leben anders aussehen” – das beschäftigt uns alle. Zu seiner eigenen Vergangenheit und der seiner Kollegen räumt er ein, dass die meisten guten Schauspieler nicht gut in der Schule gewesen seien, "denn ihre Gehirne werden schnell gelangweilt von normaler Schulbildung. Schauspieler sind sowieso schnell gelangweilt, “besonders Mickey (”Mickey Rourke (Mickey Rourke)“:/people/mickey-rourke), den muss man erst in Flammen setzen.” So geht eine humorvolle Pressekonferenz zu Ende.

Jetzt bleibt höchstens noch die Sinnfrage. Braucht es einen “wahren” Actionfilm mit dem Fleisch alter Männer, die waghalsige Stunts selbst durchführen, heute überhaupt noch oder haben Spider Man und Co. diese Liga längst überflügelt?

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