Herr Wichmann von der CDU auf Stimmenfang

29.04.2014 - 15:01 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Herr Wichmann von der CDU
Piffl Medien
Herr Wichmann von der CDU
4
3
Nicht nur Fans von Angie empfehlen wir heute Herr Wichmann von der CDU. In dem Dokumentarfilm begleitet Andreas Dresen den jungen Politiker auf Stimmenfang und fängt dabei auch die Einstellung deutscher Bürger zu Politik und Demokratie ein.

Heinrich Heine dachte sich seinerzeit bestimmt nicht, dass der Vers “Denk ich an Deutschland” aus seinem Gedicht “Nachtgedanken” das Potential zu einem zeitlosen geflügelten Wort hat. Von 1997 bis 2004 diente er als Titel für eine Filmreihe, zu der neben Doris Dörrie, Fatih Akin und anderen Regisseuren auch Andreas Dresen mit dem Dokumentarfilm Herr Wichmann von der CDU seinen Beitrag leistete. 2012 folgte die Fortsetzung Herr Wichmann aus der dritten Reihe, die das Porträt über den Politiker Henryk Wichmann erweiterte.

Dass Andreas Dresen die Kunst beherrscht, fiktionale Stoffe in eine dokumentarische Form zu gießen, bewies er zuletzt auf bedrückende Weise in Halt auf freier Strecke. Bei Henryk Wichmann allerdings handelt es ich nicht um eine erfundene Figur. Der seit seiner Jugend in der CDU tätige, zum damaligen Zeitpunkt studierende und unbekannte Kommunalpolitiker legt im Jahr 2002 ein Urlaubssemester ein, um als Direktkandidat seiner Partei in dem brandenburgischen Wahlkreis Uckermark – Barnim I einen Sitz im Deutschen Bundestag zu ergattern. 15 Drehtage lang begleitet Andreas Dresen mit seinem Kameramann Andreas Höfer ihn und zeigt den Alltag des kommunalen Stimmenfangs. Immer auf die Nähe zu den Wählern bedacht, hört sich Henryk Wichmann die Probleme und Sorgen von potentiellen Wählern an und scheut keine Diskussion, auch wenn dabei in einigen Situationen seine Unzulänglichkeit offen gelegt wird.

Zwar hatte Henryk Wichmann ein Mitspracherecht hinsichtlich der Aufnahmen, welche es in den Film schafften, doch er verzichtete darauf. Daher ist Herr Wichmann von der CDU ein ehrliches Porträt über einen Menschen, der ohne Aussicht auf einen Wahlsieg gegen den favorisierten SPD-Kandidaten Markus Meckel seine Zeit und Energie opfert. Weil sich die Kamera stets im Hintergrund hält und damit die Beteiligten nicht verschreckt, ist es Andreas Dresen gelungen, diejenigen einzufangen, um deren Stimmen der junge Student kämpft und die er zu überzeugen versucht. Dieser trifft auf seiner Tour de Force die resignierten und politikverdrossenen Bürger, macht aber beispielsweise auch positive Erfahrungen in einem Altenheim, wo die dort Lebenden das Interesse eines Politikers an der eigenen Situation begrüßen.

Auch wenn ihr kein Parteibuch der CDU daheim liegen habt, solltet ihr euch nicht von der Gesinnung des Protagonisten abschrecken lassen. Die Gründe für die Entscheidung einen Politiker aus dem konservativen Lager auszuwählen, erklärte Andreas Dresen wie folgt: “Die CDU erschien mir geeignet, weil ich eine bestimmte Reibung im Film aufrecht erhalten wollte. Ich wollte mich weder zu sehr mit den Inhalten identifizieren, noch sie grundsätzlich verurteilen. Die Frage der Parteizugehörigkeit an sich war uns aber nicht wichtig Das Besondere war, dass wir mit Henryk Wichmann einen jungen Mann hatten, der für eine konservative Partei kandidierte und nach seinem eigenen Wahlmotto ‘frischen Wind’ in die Politik bringen wollte.”

Was: Herr Wichmann von der CDU
Wann: 23:40
Wo: BR

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News