Man Seeking Woman oder die groteske Suche nach der Liebe

04.08.2016 - 10:00 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
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Mein Herz für Serie geht in dieser Woche an die Sitcom Man Seeking Woman und Joshs skurrilen Trip durch die Dating-Hölle. Als wäre ein Blind-Date nicht schon merkwürdig genug, muss sich der Single nebenbei noch mit Sex-Aliens, Hitler und folternden Müttern auseinandersetzen.

Erinnerst du dich an dein schlimmstes Tinder-Date? Oder an den Moment, als du deine/n Ex das erste Mal mit einer neuen Liebschaft auf einer Party getroffen hast? Rollst du mit den Augen, wenn deine Mutter dich über deine neue Beziehung ausquetschen möchte? Dann hast du eine leise Idee dessen, was Josh (Jay Baruchel) in der Sitcom Man Seeking Woman durchmachen muss. Sein Leidensweg beginnt mit der Trennung von seiner Dauerfreundin Maggie, die ihn nach sechs gemeinsamen Jahren sitzen lässt. Der Endzwanziger verbringt seine Abende nun allein zwischen einem Haufen Pizzakartons und dreckigem Geschirr. So kann es nicht weiter gehen, beschließen sein bester Freund Mike (Eric André) und die ältere Schwester Liz (Britt Lower): Josh braucht eine neue Freundin.

Das Problem ist allerdings, dass Josh kein Ted Mosby ist, der mit seinem unerschütterlichen Optimismus nach der Mutter seiner Kinder sucht. Er ist ein eher schüchterner Zeitgenosse, der sich nicht traut, eine Frau direkt anzusprechen und vom Flirten keinen blassen Schimmer hat. Mike und Liz wirken beide auf Josh ein, doch ihre gut gemeinten Ratschläge verwirren den leidenden Junggesellen umso mehr. Während Mike, ein verplanter Kiffer und notorischer Frauenheld, auf Aufreißer-Streifzüge durch Nachtclubs setzt, arrangiert die vernünftige Liz Blinddates mit ihren Freundinnen, die sie für potenzielle Ehefrauen hält. Die Ängste und Sorgen, die Josh plagen, manifestieren sich in Worst-Case-Szenarien, in denen alles erdenklich Schreckliche eintritt. Und genauso trifft es dann auch ein. Oder? Ob die unangenehmen Situationen die Auswüchse seiner blühenden Fantasie bleiben oder wirklich passieren, bleibt dem gesunden Urteilsvermögen des Zuschauers überlassen.

Der herrlich absurde Humor der Serie entsteht durch die völlige Überhöhung von Situationen oder Sorgen, die vielleicht jeder schon einmal erlebt hat, wenn er einem ersten Date entgegenblickt oder in Erwartung einer Antwort auf das Display seines Handys starrt. Wenn Josh einer neuen Bekanntschaft die erste SMS schicken möchte, dann tagt ein kompletter Krisenstab, der in einer Zentrale, die dem berühmten War Room in Dr. Seltsam, oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben ähnelt, darüber entscheidet, ob ein Katzen-Emoji oder ein Foto des eigenen Penis die angebrachte Beigabe zum Text ist, die über ein Treffen oder eine Abfuhr entscheidet. Als Josh zum ersten Mal nach der Trennung auf seine Ex Maggie trifft, hat sie ihren neuen Lover im Schlepptau. Dabei handelt es sich um den mittlerweile 126-jährigen Adolf Hitler (gespielt von Bill Hader!), der quietschfidel Witze reißt, und sich zum Liebling der Party aufschwingt. Josh' allererstes Blinddate mit der Schwedin Gorbachaka hat Liz eingefädelt - dabei verschwieg sie lediglich die Tatsache, dass es sich bei der Dame um einen sabbernden Troll handelt, der Josh die halbe Hand abkauen wird.

Produziert und ausgestrahlt wird Man Seeking Woman in den USA von FXX, dem Bezahlsender, der mit erfrischend anderen Serien wie Archer, It's Always Sunny In Philadelphia und Louie den Mut beweist, tiefschwarzen, tabulosen Humor und ganz und gar nicht heldenhafte Protagonisten auf den Bildschirm zu bringen. Die anti-romantische Liebeskomödie basiert auf der Sketch-Sammlung The Last Girlfriend on Earth von Simon Rich, die in Buchform erschienen und vom Autoren persönlich in Drehbücher für die Sitcom umgewandelt wurde. Als ausführender Produzent steckt Lorne Michaels hinter der Serie, der seit Jahren Saturday Night Live betreut, mit dabei sind auch Jonathan Krisel von Portlandia, Ian Maxtone-Graham von den Simpsons und The Office-Produzent Robert Padnick. Damit dürfte die Matrix des Humors offensichtlich sein. Wer über keine dieser Serien lachen kann, wird mit Man Seeking Woman auch keinen Spaß haben.

Die Idee, die emotionale Befindlichkeit eines Charakters durch Tagträume und visualisierte Metaphern, auszudrücken, ist nicht unbedingt innovativ. Allerdings überraschen die grotesken, heillos überzeichneten Ideen immer wieder und sind schreiend komisch. Derzeit gibt es kaum Serien, die dem alten Lied vom Suchen und Finden der Liebe solch kreative und schräge Untertöne verleihen. Dennoch rate ich, die Serie in kleineren Dosen zu genießen, denn nach dem Genuss gleich mehrer Episoden auf einem Schlag, kann die geballte Wucht des Absurden etwas zu viel werden. Noch gehen den Schöpfern die Ideen nicht aus, Staffel Nummer 3 ist bereits bestellt und solange Armor sich weigert, seine Drogensucht auskurieren zu lassen und sich in Stripschuppen herumtreibt, wird Josh die große Liebe wohl nicht finden.

Welches schön-schreckliche Szenario in Man Seeking Woman hat euch zum Lachen gebracht?

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