Auf Wiedersehen Satire, jetzt kommen die Stereotypen in Form von Ausländern. Während der Ost-Europäer mal wieder zur perversen Unterschicht degradiert wird, wird der Asiate als asexuelle Arbeitsmaschine präsentiert. Das alles wird mit Lachern aus der Dose unterlegt und ist die Gegenwart der Sitcom. Wie schlimm wird dann erst unsere Zukunft aussehen?
In den TV-Spots lässt sich schnell erahnen, dass Sex and the City -Regisseur Michael Patrick King mittlerweile auch hierzulande einen Sendeplatz für seine neue Comedy-Serie bekommen hat. Die Bilder kreisen um Manhattan, Kat Dennings pfeift ihre böse Dirty Talk-Pose in Form von Kaugummi-Sprüchen raus. Unterlegt wird dies mit der Songzeile „Hollywood Boulevard, Sunrise over stars – Watch me do my Walk of Fame“.
Diese pandemische Serie nennt sich 2 Broke Girls und ist mit einem Quotendurschnitt von 11 Millionen Zuschauern der Renner im amerikanischen Fernsehen. Mittlerweile steigt aber auch in Deutschland die Beliebtheit des Zoten-Geratters und ist mehr als falsch. Wieso? Ganz einfach: Die Serie ist verdammt rassistisch.
Der Inhalt erzählt von Max, einer bettelarmen Bediener-Maus, die zusammen mit ihrer neuen verwöhnten Kollegin Caroline Geld spart, um anschließend ein eigenes Cupcake-Restaurant zu eröffnen. Am Ende jeder Folge wird angezeigt, wie viel die beiden New Yorkerinnen unter ihrer Matratze zusammengestaut haben. Während diese das Treppchen von Folge zu Folge aufsteigen, bleiben die anderen Diner-Mitarbeiter auf dem Boden der Tatsache. Die sind überraschender Weise alle Ausländer und sind alle stereotyper als Sägespäne im Erdbeer-Joghurt.
Rassismus verkommt zum Treppenwitz
Da hätten wir den Restaurant-Besitzer Han Lee, der dringend dazugehören will. Deshalb kleidet er sich ein wie ein Hipster und versucht sich durch Karaoke und Flashmobs auf diese Weise anzupassen. Aber da ist noch etwas…er ist klein, redet mit gehacktem Akzent und repräsentiert schlichtweg das Klischee der asexuellen Asiaten-Roboter. Hart arbeitend und gierig nach Anerkennung lechzend, versucht er bei der dauergenervten Figur von Kat Dennings zu punkten. Die lacht sich aber lieber über ihn und seine Nation kaputt, anstatt das Drehbuch anzuzünden und das Set angewidert zu verlassen.
Weil ein Chinese mit Popularitätszwang für die Macher anscheinend nicht lustig genug war, haben sie noch einen Europäer eingebaut. Dreimal dürft ihr raten, wie der charakterisiert wird. Oleg, der Koch im Diner stammt aus der Ukraine und redet ebenfalls mit Akzent. Dass er wegen seiner Herkunft ein perverser Sexist ist und ungepflegt mit fettiger Drecksschürze am Herd klebt, war bereits bei der fragwürdigen Namensgebung vorauszusehen.
Umso vorhersehbarer waren bloß die Reaktionen der Kritiker. So schreibt Emily Nussbaum im New Yorker, die Serie sei so rassistisch, dass sie weniger anstößig als verwirrend sei. Als verwirrt gab sich auch Michael Patrick King aus, der bei einer Presseversammlung für seine eigene Show nicht gut da stand und ihm Rassismus unterstellt wurde. Das Argument wollte er tatsächlich damit aus dem Weg räumen, indem er sich als schwul outete und hinzufügte, dass die Serie Comedy bietet, die „alle runterziehen soll“.
Von „allen“ kann hier aber kaum die Rede sein. Während die Ami-Chicks Max und Caroline Schaumbäder nehmen und sich in Pelzmäntel zum Sushi-Laden schleppen, arbeitet der Asiate womöglich immer noch für seinen Profit und Oleg spuckt auf den Grill und glotzt der Bedienung in den Ausschnitt. Und wenn solche abwertenden Sprüche kommen, bleibt nur noch die Frage offen, was sich die Autoren dabei gedacht haben: „You can’t tell an Asian he made a mistake. He’ll go in back and throw himself on a sword.“
Diese beiden Figuren sind nicht irgendwelche Ausnahmen. Sie bestätigen ein weiteres Mal die Regel, dass einige – natürlich nicht alle – Amerikaner immer noch nicht in der Lage sind über sich selbst zu lachen. Aber wofür hat man andere Nationen, die sich so schön in den Dreck ziehen lassen können? Es bleibt abzuwarten, bis 2 Broke Girls Figurenzuwachs bekommt. Michael Patrick King castet zur Zeit auch schon nach neuen Stereotypen. Gesucht wird ein neuer Ketchup-Auffüller mit deutscher Herkunft und Übergewicht, der Latzhosen trägt und in den Pausen Bretzeln futtert.
Vorschau: Passend zum gruseligsten Tag des Jahres wird kommenden Mittwoch ein Genre-Meilenstein betrachtet.
Dieser Text stammt von unserem User Joone44. Wenn ihr die Moviepilot Speakers’ Corner auch nutzen möchtet, dann werft zuerst einen kurzen Blick auf die Regeln und schickt anschließend euren Text an ines[@]moviepilot.de