Bevor er das moralisch verrottende Louisiana in der ersten Staffel von True Detective in Szene setzte, machte sich Cary Fukunaga als Regisseur zweier äußerst unterschiedlicher Filmprojekte einen Namen. Im Thriller Sin Nombre widmete er sich den vielen jungen Menschen aus Lateinamerika, die gegenwärtig in den USA ein besseres Leben suchen. Jane Eyre dagegen reiht sich in eine lange Tradition britischer Literaturverfilmungen ein, basiert der Film doch auf dem gleichnamigen Roman von Charlotte Brontë aus dem Jahr 1847. Gemeinsam ist den Projekten Fukunagas atmosphärische Inszenierung der Landschaft.
In unserem heutigen TV-Tipp Jane Eyre entführt uns Fukunaga auf verregnete Wiesen und neblige Moore. Anfang des 19. Jahrhunderts streift die junge Jane Eyre (Mia Wasikowska) durch die abweisende englische Natur und findet bei der Familie eines Pfarrers (Jamie Bell) Unterschlupf. Fortan erzählt die Fremde in Rückblenden ihre turbulente Lebensgeschichte, von ihrer Kindheit bei ihrer intriganten Tante bis zu ihrem Dienst im Haus des mysteriösen Mr. Rochester (Michael Fassbender), der, wie es sich für literarische Helden der Brontë-Schwestern gehört, allerhand dunkle Emotionen und Geheimnisse verbirgt.
Bei Veröffentlichung war der Roman der ältesten Brontë-Schwester dank seiner rohen Emotionalität ein Meilenstein der Literaturgeschichte. 160 Jahre später jedoch kann sich keine Filmadaption auf diesem Aspekt ausruhen. Das muss Fukunaga aber auch nicht, der hier zwei exzellente Hauptdarsteller aufbietet. Immerhin hat Mia Wasikowska über weite Strecken einen Film zu tragen, der seine seelischen Verwüstungen nicht in Dialogen ausdrückt, sondern im erdrückenden Nebel und den hypnotisierenden Augen seiner Heldin.
Heute im TV: Jane Eyre (2011)
Wann: 20:15 Uhr
Wo: EinsFestival