Mitte Ende August ist ein jeder verliebt und glücklich

30.07.2009 - 08:55 Uhr
Mitte Ende August
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Sebastian Schipper transportiert Goethes “Wahlverwandtschaften” in unsere Zeit und schaut auf Menschen aus Berlin-Mitte ohne echte Probleme, aber mit viel Verwirklichungsdrang.

Heute startet ein deutscher Flm in unseren Kinos, der Ähnliches zeigt wie der Berlinale-Erfolg Alle Anderen von Maren Ade: Menschen aus Berlin-Mitte ohne echte Probleme, aber mit viel Verwirklichungsdrang. In Mitte Ende August geht es um zwei Männer, zwei Frauen, den Sommer und ein Haus: Verliebt und glücklich erreichen Thomas (Milan Peschel) und Hanna (Marie Bäumer) ihr neues Haus auf dem Land, wo sie den Sommer zusammen verbringen wollen. Doch unerwartet kündigt sich Friedrich (André Hennicke) an, der Bruder von Thomas, der gerade von Frau und Kind verlassen wurde. Als kurz darauf noch die junge Augustine (Anna Brüggemann) zu Besuch kommt, beginnt für das Paar eine Zeit, in der erst ihre Liebe und Loyalität – schließlich ihr Respekt bis an die Grenzen ausgelotet wird.

Rüdiger Suchsland in der Welt ist begeistert: Der Film erscheint “alles in allem heiter, weise und erstaunlich gelassen – wunderbar schwereloses, traumverlorenes Kino. […] Das Ergebnis ist ein Gefühlsreigen, für den Schipper das Glück hatte, einige der besten deutschen Darsteller gewonnen zu haben. Zugleich sind sie im Vergleich sehr verschieden, und das Zusammenspiel der Temperamente ist besonders interessant: Die schöne Marie Bäumer mit Milan Peschel, dessen zerknautschte Erscheinung an der Seite Bäumers ganz neue Facetten erhält. André Hennicke spielt dessen so ganz anderen Bruder, einen hinter ledern-gestraffter Außenhaut und asketischem Gerede gebrochenen Macho. Die vierte im Bunde ist Anna Brüggemann, immer noch unterschätzt in ihrem Können wie ihrer Wirkung.” "

Alles nur geklaut, meint Johan Schloemann von der Süddeutschen Zeitung, aber ""Sebastian Schipper (Sebastian Schipper)":/people/sebastian-schipper ist ein geschickter Dieb. Seine Landpartie nach Art der Berliner Schule, seine cool-empfindsamen Großstadtflüchtlinge werden nicht übermäßig beladen mit dem klassischen Stoff. Sie können sich frei bewegen in einem fahlen Naturlicht, in unkünstlichem Weiß, Blau und Grün, begleitet von einer Wackelkamera für wackelige Verhältnisse. Die aus den “Wahlverwandtschaften” übernommenen Motive fließen sanft quecksilbern in der Geschichte umher wie die chemischen Verbindungen und Scheidungen, die dem Roman den Namen gegeben haben. Ein heutiger Chemiebaukasten, kein Kostüm-Epos."

Laut Birte Lüdeking von critic.de bietet der Film "in erster Linie schwerelose Unterhaltung mit vergleichsweise sympathischen Figuren, trotz oder gerade wegen seiner Klischees und Stereotypen: dem ewigen Konfliktklassiker Sofakauf, der mit dem genervten Satz endet: “Schön, dass du (!) glücklich bist.”; oder der russischen Nebenfigur mit einem Bekannten, der sich aufs Finger abschneiden versteht. Vertrautes Personal sind auch die Mittdreißiger, die aus Angst vor Festgefahrenheit und Verantwortung wieder zu Teenagern mutieren und sich hier an der Tankstelle billigen Tetra-Pak-Fusel kaufen, um als “Austauschstudenten auf Interrail” die betrunkene Tanzsau raus zu lassen."

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