Nackt unter Wölfen kommt nicht an die Vorlage heran

02.04.2015 - 14:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Nackt unter WölfenUniversum Film
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Am gestrigen Abend lief in der ARD die Neuverfilmung des Romans Nackt unter Wölfen. Wir haben uns die Pressestimmen zum Holocaust-Drama angeschaut und sagen euch, wie das allgemeine Urteil ausfiel.

Gestern lief die Premiere der Neuverfilmung des Romans Nackt unter Wölfen. Hinter der Verfilmung stehen Philipp Kadelbach und Stefan Kolditz, das Erfolgsteam hinter dem TV-Dreiteiler Unsere Mütter, Unsere Väter. Wie uns per Pressemitteilung mitgeteilt wurde, war das Publikumsinteresse sehr groß und ca. 5,45 Millionen Zuschauer (17,3% Marktanteil) sahen sich gestern das Holocaust-Drama zur Primetime im Ersten an. Heute flatterten uns die ersten Kritiken ins Haus und wir haben euch ein paar Pressestimmen herausgesucht.

Mehr: KZ-Drama Nackt unter Wölfen feiert heute Abend Premiere

Nackt unter Wölfen

Daland Segler von der Frankfurter Rundschau  meint:

Gleichwohl vermögen Kameramann und Regisseur ein hohes Maß an emotionaler Spannung zu erreichen, [...] scheuen auch nicht vor drastischen Szenen zurück [...] Aber als ob sie ihrer eigenen Inszenierung nicht trauten, lassen sie zuletzt alle Hemmungen fallen und greifen tief in die Kitsch-Kiste. [...] unter Tränen trübt sich eben auch der Blick auf die Historie.

Thomas Andre vom Spiegel  meint:

Stellt sich die Frage, ob die sehr explizite neue Version eine Art hochgepitchten Überbietungsgestus darstellt; vielleicht ist das so, denn die rüden Szenen des nazimäßigen Sadismus erzählen letztlich nichts Neues. Der Roman ist in seiner Verdichtung der individuellen Handlungsantriebe und ethischen Zwangslagen jedoch zu genial, als dass eine abermalige Adaption - die übrigens mit der Vorlage durchaus frei umgeht - überflüssig wäre. Und so verfängt die wie ein Thriller anmutende Rettung eines Kindes beim Zuschauer, die gleichzeitig eine Rettung des Glaubens an das Gute in schlechten Zeiten ist - abseits von ideologischen Ideen.

Heide Rampetzreiter von Die Presse  meint:

Psychologisiert wird vor allem die Hauptfigur Pippig, [...] Doch der Film verliert ihn aus dem Fokus, wie auch seine anderen Figuren. [...] Wie menschlich kann jemand im unmenschlichen System des SS-Terrors bleiben? Diese Frage beantwortet der Film nur unzureichend. Der Druck von außen auf die Figuren steigt, ihr innerer Konflikt bleibt dem Zuseher meist verborgen.

Das Fazit:

Die Kritiker sind nicht ganz überzeugt. Zwar attestieren sie dem Remake einen differenzierten Umgang mit der Thematik als das gleichnamige Pendant aus der DDR, aber es kommt für sie nicht an die Eindringlichkeit des Romans heran. Am Ende steht ein unter handwerklichen Gesichtspunkten guter Film, welcher der Vorlage jedoch lange nicht gerecht wird.

Wie fandet ihr die Neuverfilmung von Nackt unter Wölfen?

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