Odysseen und Sternenkriege prägen ein Genre

24.09.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
2001: Odyssee im Weltraum
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2001: Odyssee im Weltraum
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Im heutigen Teil unserer Themenreihe sollen zwei Filme im Mittelpunkt stehen, die dem Science-Fiction-Genre ihren Stempel aufgedrückt haben. Dabei könnten 2001: Odyssee im Weltraum und Star Wars – A New Hope unterschiedlicher nicht sein.

Im Laufe der Filmgeschichte gab es immer wieder einschlägige Werke, die handwerklich und/oder inhaltlich neue Maßstäbe setzten und das Genre, aus dem sie entstammen, von Grund auf revolutionierten. Im heutigen Teil unserer Themenreihe über die Geschichte der visuellen Effekte werden wir gleich zwei solcher Filme unter die Lupe nehmen. Die beiden Meilensteine des Science-Fiction-Genre könnten dabei optisch und narrativ nicht unterschiedlicher sein. Doch eines haben sie trotz der Differenzen gemeinsam: Sie setzen auf handgemachte Effekte, die dabei die Handlung harmonisch unterstreichen oder ihr teilweise sogar den Rang ablaufen. Mit dieser Strategie schrieben sich 2001: Odyssee im Weltraum und Krieg der Sterne nicht nur in die Annalen der Filmgeschichte ein, sondern avancierten zum Vorbild unzähliger folgender Weltraumabenteuer.

1968: Perfektion im Weltraum
Eine massive Zäsur der Geschichte der visuellen Effekte ereignete sich nicht etwa in der Filmmetropole Hollywood, sondern 1968 in England. In diesem Jahr veröffentliche der Regisseur Stanley Kubrick sein Science-Fiction-Meisterwerk 2001: Odyssee im Weltraum, das das Genre wie selten ein Film zuvor prägen sollte. Die mannigfaltigen Effekte, die hier zum Einsatz kamen, wie etwa Frontprojektionen, Travelling Mattes oder die Kombination von Modell- und Realbildaufnahmen, dienten der Handlung auf kongeniale Weise. Bereits für die Eröffnungssequenz, in welcher der Vorabend der Menschheitsgeschichte dargestellt wird, griff Perfektionist Kubrick tief in die Trickkiste. Mittels der Frontprojektion, einem Verfahren ähnlich der Rückprojektion oder der heutigen Blue Screen-Technik, wurde im Studio eine afrikanische Landschaft von vorne auf eine hochreflektierende Leinwand projiziert, vor der schließlich die Schauspieler im Affenkostüm agierten. Die Frontprojektion ermöglichte dabei eine weitaus realistischere Darstellung des Hintergrundes als ihre Vorgänger, wobei jedoch die heutigen Computer generierten Kulissen ihr den Rang abgelaufen haben.

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Die (kurzzeitige) Etablierung der Frontprojektion ist in Sachen visuelle Effekte jedoch nur die Spitze des Eisberges im vorbildlich inszenierten Weltraum-Epos. Special Effects Supervisor Douglas Trumbull zeichnete sich noch für viele weitere bahnbrechende Filmtricks verantwortlich. So wurde für die Aufnahmen des Raumschiffes Discovery One beispielsweise ein Vorläufer des Motion-Control-Verfahrens entwickelt, mit dem das beinahe 20 Meter große Modell abgefilmt werden konnte, ohne dabei die Entstehung von ungewollten Tiefen(un)schärfen zu provozieren, die die Attrappe als solche entlarvt hätten. Generell wurden die Szenen im All nicht mittels eines Blue-Screen-Verfahrens realisiert, sondern mithilfe von Travelling Mattes, die unter Nutzung des Rotoskop-Verfahrens einzeln per Hand bemalt wurden. So wollten die Techniker sicher stellen, dass die Bildqualität nicht zwangsläufig durch die optischen Kopierprozesse vermindert wird.

Eine der erinnerungswürdigsten Szenen ist zweifelsohne die tranceartige Sternentor-Sequenz am Anfang des vierten Teilsegments des Films. Bei der Untersuchung eines mysteriösen Monolithen im All gerät Astronaut David in eine spektakuläre Flugbahn voller Formen und Farben, die ihn an einen unbekannten Ort verfrachtet. Dieser psychodelische Trip wurde mit der von Douglas Trumbull entwickelten Slitscan-Technik realisiert, bei der durch einen schmalen Schlitz verschiedenfarbige Lichter abgefilmt werden, die dabei einer längeren Belichtungszeit ausgesetzt sind. Das Ergebnis ist ein farbenprächtiger Ritt durch das Universum, der sich zusammen mit den übrigen einzigartigen Effekten in das Hirn jeden Zuschauers gebrannt und Kubricks Werk zu einem Meilenstein des Genres gemacht hat. Erst im Jahr 1977 sollte es wieder eine Weltraum-Saga schaffen, der Science-Fiction seinen unverkennbaren Stempel aufzudrücken.

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