Scarface & Der Pate - Die Filmanalyse

01.12.2014 - 00:00 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Filmanalyse zu Scarface und Der Patemoviepilot
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Heute treffen bei der Filmanalyse Familienwerte und der Kapitalismus aufeinander, indem unser Filmanalyter zwei Klassiker der Filmgeschichte bespricht.

Scarface von Brian De Palma und die Pate-Trilogie von Francis Ford Coppola kennt jeder. Die Popkultur, vor allem der Hip-Hop, zitiert diese Filme unaufhörlich und in so vielen Jugendzimmern hängen bis heute Poster von Don Corleone oder Tony Montana. Erwachsenwerden heißt auch, sich mit diesen Filmen auseinanderzusetzen. Junge Männer (oder nicht erwachsen gewordene Hip-Hopper) identifizieren sich gerne mit den Omnipotenzphantasien der Gangster und nicht selten ahmen sie deren Habitus, wenn auch in der kleinbürgerlichen Ausgabe, nach.

Bei all der Härte und Brutalität steht immer die Familie im Vordergrund – sowohl Scarface als auch Der Pate leben von ihren kitschigen Momenten, wenn das Blut dicker als Wasser zu sein scheint. Der jugendliche Zuschauer sieht nicht nur Exzess und Allmacht, sondern geweckt wird auch die Sehnsucht nach einer heilen Familienwelt – mit einem männlichen Oberhaupt. Wenn man die Entwicklung der traditionellen Familie und ihre Kollaboration mit dem Kapitalismus studieren will, ist man bei Brian De Palma und Francis Ford Coppola genau richtig. Sie zeigen die Familie als wirtschaftliches Erfolgsmodell und zugleich auch die Grenzen dieses Modells, denn der Neoliberalismus der letzten Jahrzehnte kann alles gebrauchen, nur nicht die Kontinuität, das Statische der Familie. Der Philosoph Peter Sloterdijk zeigt in seinem neuen Buch „Die schrecklichen Kinder der Neuzeit“, dass wir uns in einer Zeit der permanenten Umbrüche befinden, die keine Tradition mehr achtet und alles Stillstehende zum Verschwinden bringen will. Die Auflösung der Familie ist wirtschaftlich gewollt, da sich das Kapital von den familiären Beharrungskräften nicht länger aufhalten lassen will. Herkunft, Tradition und das Alte überhaupt gelten als Feinde von Freiheit und Fortschritt. Nur wer mit allem Gewesenen bricht, könne, so Sloterdijk, heute erfolgreich sein.

Tony Montana ist „ein schreckliches Kind der Neuzeit“ par excellence und auch Vincent, der dritte Pate, kommt diesem Typus sehr nahe – weil sie Tradition höchstens noch setzen, sich aber nicht mehr in ihr befinden, können sie eine rasante Karriere hinlegen: Die globale Spekulation und der internationale Drogenhandel brauchen diese schrecklichen Kinder. Mehr dazu erfahrt ihr im Video.

Wolfgang M. Schmitt jun. analysiert in seinem Videoblog DIE FILMANALYSE mal ideologiekritisch, mal kulturwissenschaftlich und häufig polemisch populäre Filme der Gegenwart und der Vergangenheit.

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