Taboo - Unser Recap zu Staffel 1, Folge 7

20.02.2017 - 08:50 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
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Wir stehen kurz vorm großen Finale von Taboo. Tom Hardy darf als James Delaney also in jeder Hinsicht noch ein bisschen aufdrehen.

Ein bisschen beunruhigend ist das ja schon, wenn eine Serie wie Taboo in der vorletzten Folge immer noch nicht daran denkt, ein bisschen Klarheit in die Intentionen des Protagonisten zu bringen und stattdessen sogar für noch mehr Irritationen sorgt. Das nahende Ende ist dieser 7. Episode aber trotzdem anzumerken. Die Serie schaltet zwei Gänge hoch und lässt die Intriganten, Egoisten und Machthungrigen ihre Pläne bis zur Unkenntlichkeit weiterspinnen. Wir zuhause können nur hoffen, dass Steven Knight der dreifache Salto, zu dem er mit Taboo angesetzt hat, gelingt und er auf den Füßen landet. Momentan ist das noch etwas schwer zu glauben.

"You've a heart, at least", stellt Lorna (Jessie Buckley) fest, als sie James (Tom Hardy) auf der Beerdigung der ermordeten Winter findet. Gerade sie sollte es eigentlich besser wissen und James' Herz früher schon erkannt haben, auch wenn der Anblick tatsächlich ein etwas ungewohnter ist: Aufrichtig von Winters Tod getroffen und verletzt, sitzt James einsam im Abseits und hört sich die Grabrede des Priesters an. Es ist nicht nur ein ungewohnter Moment melancholischer Ruhe, sondern auch eine der wenigen Handlungen, die James - so sieht es momentan zumindest aus - getätigt hat, ohne dabei seinem Masterplan einen kleinen Schritt näher zu kommen. Ein größeres Kompliment kann er dem verstorbenen Mädchen wohl kaum machen.

Dieser Masterplan verliert durch die Tragödie offenbar nichts. James' Motivationen werden immer undeutlicher, doch auch in dieser Episode deutet alles darauf hin, dass er alles unter Kontrolle hat. Es ist, als hielten die Autoren den Zuschauern die Hand und sagten: Keine Angst, auch wenn du den Protagonist nicht verstehen kannst, am Ende wird alles klar werden. Es bleibt abzuwarten, ob Taboo dieses unausgesprochene Versprechen einhalten kann, denn allmählich wird es wirklich sehr obskur mit James. Man könnte fast schon meinen, auch Winters Tod war Teil seines Plans. Mindestens aber konnte er sich in Rekordzeit an die neuen Umstände anpassen, denn er scheint es geahnt zu haben, dass Helga ihn an die East India ausliefern wird. Die Kompanie kann ihn jetzt wegen des Schießpulverhandels wegen Verrat an der Krone weiterleiten und die entsprechenden Schritte vornehmen.

Davon zeigt sich James selbst jedoch gänzlich unbeeindruckt. Gleich zu Beginn stellt er die Bedingungen, unter denen er Informationen über das Schießpulver herausrücken wird. Ein privates Treffen mit Stuart Strange (Jonathan Pryce), eine auf den ersten Blick vollkommen absurde Idee, findet auch Coop (Jason Watkins), und schickt Delaney kurzerhand in die Folterkammer, wo er seine Meinung jedoch nicht ändert. Auch hier zeigt sich schnell, dass Delaney seine Berechnungen nicht umsonst anstellt. "I have a use for you" entgegnet er dem sichtlich perplexen Strange. Will er sich seine Feinde etwa zu Verbündeten machen?

Es würde zumindest in das Schema dieser Taboo-Episode passen, in der er einfach aus dem Nichts seine Schwester Zilpha (Oona Chaplin) von sich stößt, was nur noch mehr verwirrt. Ich hatte eigentlich gedacht, dass, wenn es eine Konstante in den zwischenmenschlichen Beziehungen von Delaney gibt, es die unsterbliche Liebe zu seiner Schwester ist. Allerdings könnte auch hier der Schein trügen. Womöglich möchte er sie vorübergehend loswerden, damit sie nicht seinetwegen in Gefahr gerät, denn - das sagte er vor einigen Episoden ja selbst - alle geraten in Gefahr, oder gehen buchstäblich durch die Hölle, wenn sie sich zu lange mit ihm aufhalten. Vielleicht hat es ihm aber auch einfach nur zu denken gegeben, dass er beim Sex mit der Schwester an seine Mutter denken muss, die ihn im See ertränken möchte. Zum Trost gibt es einen kleinen Diamanten.

Es kann schon frustrierend sein, James' Verhalten gegenüber vermeintlich nahestehenden Menschen nicht deuten zu können. So wie die ausgestellte Kälte seiner Schwester gegenüber nicht unbedingt heißen muss, dass er sie nach alldem, was die beiden zusammen durchgemacht haben, einfach loswerden möchte, bedeuten die freundschaftlichen Worte für Godfrey (Edward Hogg) erst einmal genauso viel: nämlich nichts. Der Arme muss sich in seiner Liebe zu James von Anfang an ausnutzen lassen und bekommt im Gegenzug Gewaltandrohungen und Beleidigungen. Doch jetzt stellt er ihm plötzlich ein gemeinsames Paradies in Aussicht ("I’m going to sail away and all those who have use to me will sail along with me – and on my ship there will be no rules and there will be no judgment. We are sailing to a new world."), ein Versprechen, natürlich ganz nach Godfreys Vorstellungen. Alles was er dafür machen muss, ist, als Zeuge gegen die East India auszusagen, damit George Chichester (Lucian Msamati) die Tragödie des gesunkenen Sklavenschiffes aufdecken kann.

Das Schiff entpuppt sich zunehmend als mehr als bloß ein zu bewältigendes Trauma. Es stellt sich heraus, dass James' Rolle weit über das blanke Überleben hinausging. Als das Schiff sank, folgte er den Befehlen und nagelte die Öffnung zu, in der die Sklaven, die illegal gehandelt wurden und deren Existenz somit unter Verschluss gehalten werden musste, eingesperrt blieben. Er hat also einen guten Grund, Godfrey anzulügen, der sich von der Aussicht offenbar den Kopf verdrehen lässt und sich auf den Deal einlässt. Womöglich ist er letzten Endes nicht mehr als nur ein Mittel, um Stuart Strange erpressen zu können. In jedem Fall verfolgt Delaney einen Plan, der weit über persönliche Rache hinausgeht. Hoffentlich werden wir in der Hinsicht auch trotz zweier weiterer angekündigter Staffeln von Taboo ein bisschen schlauer.

"What kind of rational man believes in justice?"

Notizen am Rande:

- Anscheinend spielt James' Sohn doch noch eine nicht unerhebliche Rolle. Warum sollte er dem Jungen den Schlüssel für die Diamanten geben?

- Wie sehr ist eigentlich Dumbarton (Michael Kelly) in die ganze Sache verwickelt? Er ist durch nichts aus der Ruhe zu bringen; als liefe alles wie am Schnürchen.

- Beim Guardian  wird Taboo als Musterbeispiel für Serien genannt, die man überwiegend aus Frust weiterschaut. Die Serie mache Spaß, solange nicht versucht werde, sie zu verstehen.

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