The Knick - 5 Gründe, Steven Soderberghs Dramaserie zu schauen

09.08.2016 - 08:50 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
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Heute beginnt auf ZDFneo die 2. Staffel der historischen Arztserie The Knick von Steven Soderbergh. Für alle, die ihr noch nicht so verfallen sind wie Clive Owen als zerrissener Arzt Dr. Thakery dem Kokain, haben wir 5 gute Gründe, weshalb ihr schleunigst einschalten solltet.

Heute startet schon die 2. Staffel der Dramaserie The Knick auf ZDFneo. Hinter The Knick verbirgt sich das Knickerbocker-Hospital in New York um 1900. Die Klinik in der stetig wachsenden Metropole kämpft mit eingeschleppten Krankheiten, gesellschaftlichen Problemen und wirtschaftlichen Notlagen, während die moderne Medizin in ihren Anfängen steckt. Ambitionierte Forscher und Ärzte wie Dr. John W. Thackery (Clive Owen) und Dr. Algernon Edwards (Andre Holland) experimentieren in Operationssälen, die eher Schlachthöfen gleichen, und treiben den medizinischen Fortschritt voran. Hierzulande erfreut sich die Krankenhausserie noch nicht allzu großer Bekanntheit. Falls die erste Serie des Oscarpreisträgers Steven Soderbergh bisher an euch vorbeigegangen ist, könnt ihr euch hier mit fünf Gründen überzeugen lassen, The Knick einzuschalten.

1. Die Chemie zwischen Dr. Thackery und Lucy

Dr. John Thackery ist kein fürsorglicher Arzt sondern ein Antiheld, wie er im Buche steht (oder derzeit in vielen Qualitäts-Serien auftritt). Arrogant, seiner Drogensucht unterworfen und kompromisslos im Umgang mit Kollegen und Patienten. Doch er ist ein ambitionierter, vom Erfolgswillen getriebener Mediziner. Clive Owen spielt den stets zerzausten, müde aussehenden Thakery mit Bravour. Eine weitere spannende Figur ist die Krankenschwester Lucy Elkins (Eve Hewson). Abenteuerlust trieb das Mädchen aus den Südstaaten in die dreckige Metropole New York, wo sie am Knick eine Anstellung fand. Ihre anfängliche Naivität legt die zunehmend selbstbewusste Frau ab und beginnt eine leidenschaftliche Affäre mit dem unzugänglichen Thackery. Lucy bringt ihm das Radfahren bei und er ihr die Freuden kokaingeschwängerter Liebesnächte. Harmonisch ist diese rauschende Liebschaft allerdings nicht.

2. Koks, Elektrizität und Forschergeist

Operation gelungen, Patient tot. Um 1900 wird in den Kliniken geforscht, aufgeschnitten und zusammengeflickt. Operiert wird nicht nur am offenen Patienten, sondern im öffentlich zugänglichen Hörsaal. Da kann der interessierte Beobachter sich ein Kippchen anstecken und zuschauen, wie Thackery seine Fertigkeiten in Sachen Kaiserschnitt übt. Dabei fließt mehr Blut als in manch einem Horrorfilm. Elektrizität ist keine Selbstverständlichkeit und bahnbrechende Erfindungen wie das Röntgenverfahren stellen die Mediziner täglich vor Herausforderungen. Betäubt werden die Schmerzen mit Kokain, das in Apotheken erhältlich ist, wer süchtig wird, wird mit Heroin kuriert. Jeder Zuschauer mag sich zu seinem Glück gratulieren, in einer Zeit geboren zu sein, in der Narkose, Penicilin und Händewaschen zum Standardrepertoire einer Klinik gehören. Gerade deswegen ist es furchtbar spannend, dem Arbeitsalltag in einer Klinik zur vorletzten Jahrhundertwende zu folgen.

3. Sonderbergh ist zurück

Nachdem Regisseur Steven Soderbergh 2013 nach der Veröffentlichung von Side Effects und dem mit Emmys überhäuften HBO-Film Liberace seinen (vorzeitigen) Ruhestand anstrebte, meldete er sich mit The Knick zurück. Er ist nicht nur der Schöpfer der Serie sondern ist auch als Produzent und Regisseur tätig. Damit nahm sich der Oscarpreisträger (Traffic - Macht des Kartells) erstmals einer Serie an und leistet ganze Arbeit. The Knick ist ein spannendes Drama, das die Handschrift seines Meisters trägt. Bis 2017 die angekündigte Heist-Komödie Logan Lucky von Soderbergh mit Channing Tatum und Adam Driver in die Kinos kommt, dient The Knick hervorragend als Alternativ-Programm.

4. Realismus statt Nostalgie

The Knick ist keine klassische Arztserie, in der charmante Halbgötter in weiß strahlend zwischen die klinisch-reinen Flure stolzieren und nach einer OP noch Zeit für einen unverbindlichen Flirt haben. Das Wissen über den menschlichen Körper ist um 1900 erschreckend unvollständig. Das Wohl der Patienten scheint dem Erfolg der neuartigen Methoden zunächst untergeordnet zu sein, an zarten Körpern wird eher mit Brechstangen als mit feinstem chirurgischen Besteck hantiert. Die Methoden scheinen barbarisch. Einer depressiven Frau werden aus irgendeinem abstrusen Grund alle Zähne gezogen, um sie von ihrer Seelenqual zu erlösen. Einer Syphilis-Patienten, der die halbe Nase abgefault ist, wird der Rest ihres Organs an den Oberarm genäht, um eine Hauttransplantation möglich zu machen. Blut fließt in Strömen - The Knick ist nicht immer was für schwache Nerven, dafür aber historisch korrekt und nicht durch den Weichzeichner einer Vorabendserie gezogen worden.

5. Schmelztiegel New York

Im Knickerbocker-Hospital, das in Harlem liegt, vermengen sich gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Probleme, die täglich Auswirkungen auf die Arbeit der Mediziner haben. Um 1900 zeigt sich die aufstrebende Metropole oft von ihrer hässlichsten Seite. Korruption unter den Krankenhaus-Finanziers lässt den Geldfluss stoppen, Ärzte sind in die die Machenschaften von Gangster-Banden verstrickt, Einwanderer aus aller Herren Länder schleppen Seuchen ein, die sich unter den miserablen hygienischen Bedingungen der ärmlichen Wohnhäuser rasend verbreiten. Geld zur Behandlung der Kranken hat aber niemand. Sexismus und Rassismus sind an der Tagesordnung. Langeweile kehrt im Knick jedenfalls niemals ein.

Warum schaut ihr The Knick?

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