The Path - Die Sektenserie mit Aaron Paul im Pilot-Check

01.04.2016 - 10:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
In die Falle getappt: Aaron Paul in The PathHulu
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Der VoD-Dienst Hulu schickt mit The Path eine weitere Eigenproduktion ins Netz. Wir haben uns im Pilot-Check einen ersten Eindruck der neuen Dramaserie mit Breaking Bads Aaron Paul verschafft.

Postapokalyptisches Szenario im Trailerpark: Zwischen brennenden Trümmern suchen Überlebende verzweifelt nach Angehörigen, Trinkwasser oder blicken fassungslos auf die zerstörten Überreste ihres Heimes. Was ist hier passiert? fragt sich auch der Zuschauer, denn die Ursache der Katastrophe wird zunächst nicht geklärt. Inmitten des Chaos steigt ein Mann aus einem weißen Van und hilft den verängstigten Menschen, spendet Trost und Wasser. Die knapp dreiminütige Sequenz, die die neue Dramaserie The Path aus dem Hause Hulu eröffnet, ist ein intensiver, gelungener Einstieg ist das Erstlingswerk von Serienschöpferin Jessica Goldberg, die zuvor an der tragikomischen Familienserie Parenthood mitwirkte.

The Path dreht sich um die ominöse Sekte Meyerism, die die Menschheit aus dem Schatten ins Licht führen möchte - so in etwa lautet deren Philosophie auf einen Satz hinunter gebrochen. Geleitet wird die Sekte (die sich natürlich nicht als solche bezeichnet, sondern lediglich eine "Bewegung" ist) von dem charismatischen Cal (Hugh Dancy, der als FBI-Agent Will Graham und Gegenspieler von Mads Mikkelsen ist in der Kannibalen-Serie Hannibal bekannt wurde). Zugang zum Meyerism erhalten wir Zuschauer durch die Familie Cleary. Sarah (Michelle Monaghan) wurde in die Sekte hineingeboren und ist ihr seit frühester Kindheit treu ergeben. Mittlerweile bekleidet sie ein hohes Amt innerhalb der Gemeinde. Ihr Ehemann Eddie (Aaron Paul) wurde in die Glaubensgemeinschaft aufgenommen, als er sich an dem vorläufigen Tiefpunkt seines Lebens befand: ein hoffnungsloser Drogenabhängiger ohne Orientierung. An dieser Stelle muss wohl jeder, der sich zuvor einem anderen Kult namens Breaking Bad hingab, schmunzeln und eine werkimmanente Betrachtung fällt schwer, wenn man an die Biographie des Jesse Pinkman denkt. Die Protagonisten sind durch eine gefährliche Dreieicksbeziehung verbunden, deren drohendes Konfliktpotenzial bereits in der Pilotfolge What the Fire Throws deutlich zu spüren ist: Cal steht auf Sarah, Eddie und Cal misstrauen einander, Sarah misstraut allerdings auch Eddie und steht auf Cal.

Cal führt die Sekte an

Zu den Merkmalen einer gut funktionierenden Sekte gehört, dass man diese auf den ersten Blick nicht als solche entlarven kann. Der Hauptsitz des Meyerism, abgeleitet vom Namen des Kult-Begründers Stephen Meyer, wirkt wie ein erholsames Ferienlager. Zwischen den idyllischen Blockhütten widmen sich die Bewohner der Gartenarbeit oder ergötzen sich an der grünen Natur des waldreichen Nordostens der USA. Blickt man jedoch hinter die Fassade der Blockhütten-Romantik, finden sich schnell die Elemente, die einem leichte kalte Schauer über den Rücken laufen lassen. Das Symbol der Sekte, ein Auge, wacht als Wanddekoration stets über seine Schäfchen. Ein unangenehmes Gefühl permanenter Beobachtung macht sich breit. Cals scherzhafte Bemerkung zu Sarah, er werde sie und Eddie stalken, kommt alles andere als witzig rüber. Die Kamera nimmt häufig eine voyeuristische Perspektive ein, zeigt die Figuren durch geschlossene Fenster oder scheint sie förmlich zu verfolgen. Generell profitiert die erste Episode von The Path von der eindringlichen Kamera und starken Bildern. Misstrauen und ständige Beobachtung machen sich auch in der zunächst so harmonisch wirkenden Familie Cleary breit. Denn während Sarah der Bewegung voll und ganz ergeben ist und keinerlei Zweifel an ihrem Lebenskonzept oder Philosophie des Meyerism zulässt, kommen Eddie die ersten Zweifel an dem Kult.

Heimlich sucht Eddie nach "der Wahrheit", recherchiert in öffentlichen Bibliotheken und schleicht sich nachts aus dem Bett, um sich in schäbigen Motels mit einer Aussteigerin zu treffen (ein Verfolgungs-Sequenz vermittelte zuvor eine Vorstellung, wie die Sekte mit ihren abtrünnigen Mitgliedern umgehen wird.) Sarah passt das Verhalten ihres Mannes natürlich absolut nicht. "Wir sind transparent, wir haben keine Geheimnisse voreinander", macht sie unmissverständlich klar. Damit dürfte der Grundkonflikt der Serie etabliert sein: Eddie wird versuchen, der Sekte zu entkommen und hinter das Geheimnis des Meyerism zu stoßen, die Sekte wird das um jeden Preis verhindern wollen. Dass mit Cal nicht zu spaßen ist und welche Macht er über seine Schäfchen ausübt, zeigt seine (Eigen-)Inszenierung während einer der regelmäßigen Zusammenkünfte der Sekte, die zu einer der eindrucksvollsten Szenen des Piloten gehört. Cal ist nicht nur ein brillanter Redner, sondern weiß sich auch als die Lichtgestalt zu präsentieren, die ihre Anhänger in den Bann zieht. Sarahs Augen zeigen die reinste Verzückung, wenn Cal spricht, In Eddies Blick offenbart sich Unverständnis und Panik.

Sarah ist dem Kult voll und ganz ergeben

Der vielversprechende Pilot zur Dramaserie The Path hat den Zuschauer (oder besser gesagt mich) direkt an der Angel, genau, wie es sich für das Konzept einer gut funktionierenden und überzeugenden Sekte gehört. Neben dem starken Schauspiel und vor allem harmonischen Zusammenspiel der Darsteller überzeugt die packende Atmosphäre, die durch intensive Bilder und gänsehauterzeugende Musik gelungen untermalt wird. Es deuten sich schon im Auftakt zur ersten Staffel gleich mehrere spannende Handlungsstränge an. Neben Eddies Zukunft wird uns sicher auch seine bewegte Vergangenheit beschäftigen. Auch Sarah und Cal sind interessante Figuren, die genug Potenzial für eine vielversprechende Charakterentwicklung zeigen, das Serienschöpferin Jessica Goldberg hoffentlich nutzen wird.

Seid ihr in den Bann von the Path geraten oder lassen euch Sektenserien kalt?

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