Nun ist es soweit, das Ende der ersten Staffel von Game of Thrones ist da und damit auch das Ende des RTL2-Marathons und unserer täglichen Recaps. Mit Folge 8 geht es heute weiter. Vorher ist viel passiert: Der König starb wegen eines Jagdunfalls und Ned Stark wurde wegen seiner frevlerischen Kommentare in den Kerker geworfen. Es sieht wahrlich schlecht aus für die Stark-Familie, denn Joffrey (Jack Gleeson) sitzt nun auf dem Thron und wird ihn auch nicht wieder herausrücken. Beginnend mit der Episode Das spitze Ende werden die Konsequenzen dieser Entwicklungen erforscht, die in Westeros nichts mehr so sein lassen werden, wie es einmal war.
Episode 8: Das spitze Ende (The pointy end)
Es geht gleich gut los. Die Inhaftierung von Ned Stark (Sean Bean) für seine Lügen über Joffreys nicht-königliche Herkunft und der Tod des Königs konnten natürlich nicht spurlos an King’s Landing und dem Rest des Reichs vorübergehen. Das spitze Ende beginnt viele Handlungsstränge, die die Dramatik in Westeros und darüber hinaus zuspitzen. Die Lannisters, allen voran der von seiner Mutter gesteuerte Joffrey, können ihre Macht nun nahezu zügellos ausleben. Wie diese Zügellosigkeit aussieht, erfahren wir schon gleich zu Beginn der achten Episode. Die Soldaten der Lannisters überfallen die Unterbringung der Starks, um Sansa (Sophie Turner) und Arya (Maisie Williams) zu sichern. Das beschert auch dem aufopfernden, tanzenden Schwertmeister Syrio Forel ein episches Ende. Nur Arya schafft es dank seiner Bemühungen aus dem Gebäude, zusammen mit einem Schwert und dem ersten Blut an ihren Händen.
An der Mauer ist es derweil Zombie-Zeit. Zwei Leichen werden angeliefert, die beide keinerlei Fäulnis aufweisen, weshalb sie über Nacht erst einmal untersucht werden. Jon (Kit Harington), der eigentlich seiner Familie in King’s Landing zu Hilfe eilen will, bleibt dank Kommandant Mormont noch etwas an der Mauer. Eine gute Entscheidung, denn schon in der nächsten Nacht wandeln die Toten und Jon muss einen von ihnen vernichten. An den Legenden um die Weißen Wanderer, die mit ihrer Berührung Tote wiederauferstehen lassen können, ist wohl doch etwas dran. Westeros hat also wirklich nicht mehr nur mit Bedrohungen von innen und Übersee zu kämpfen, sondern auch mit übernatürlichen Wesen. Eine Richtung, die die bisher relativ realistisch bleibende Serie in den nächsten Folgen weiter ausbauen wird. Und mit dem Ausbauen dieser Richtung wird auch Jons Rolle zu immer mehr Wichtigkeit gelangen.
In Königsmund wird die gefangene Sansa dazu gezwungen, ihren Bruder in einem Brief zur Unterwerfung zu zwingen. Die Szene verursacht eine üble Athmosphäre, denn jeder im Raum weiß im Grunde genommen, dass Ned seine kommende Strafe nicht verdient hat. Das Resultat dieser Manipulation ist der Beginn von Robbs Feldzug gegen die Lannisters, der bald von seiner Mutter unterstützt wird und seine Autorität gegenüber den Bannersmännern verteidigen muss. Die Apathie ihrer Schwester Lisa und deren Angewohnheit, ihren viel zu alten Sohn mit Brustmilch zu verhätscheln (denkt da noch jemand an Little Britain? Happie!), veranlasst Catelyn, sich schließlich auf den Weg zu ihrem Sohn zu machen.
Die Lannisters in Königsmund sind derweil ordentlich dabei, die Positionen am Königshof an die eigene Familie zu verteilen. Joffrey macht Tywin Lannister (Charles Dance) zur neuen Hand des Königs und Jaime zum neuen Lord Kommandanten, sehr zur Empörung von Ser Barristan Selmy (Ian McElhinney), der bis dahin die Position bekleidete. Sein wütender Abgang ist das eindeutige Zeichen dafür, dass der Königshof seine Transformation zum Lannister-Eigentum und damit zur Herzlosigkeit abgeschlossen hat. Und endlich kommen wir zum einzig guten Lannister: Tyrion. Schon in der Eröffnungsszene mit seinem neuen Bodyguard Bronn (Jerome Flynn) beweist Peter Dinklage wieder sein Talent für komödiantisches Timing.
Schneidewürdiges Material bekommen wir in dieser weniger den Gesprächen, als der Handlung verschriebenen Folge übrigens nicht nur zu Anfang, sondern auch in den Szenen mit Khal Drogo (Jason Momoa) und Daenerys (Emilia Clarke) zu sehen. Letztere rettet ein paar Frauen und eine Heilerin aus einem Schafhirten-Dorf vor den Soldaten ihres Mannes. Weil Drogo das billigt, hat er sich blutig gegen seine treuesten Gefolgsmänner zu wehren. Obwohl die Szene die wohl brutalste der bisherigen Serie ist, sehen wir schon, dass der sanfte, aber bestimmte Einfluss von Daenerys noch sehr transformierende Folgen auf den Barbarenführer haben wird.
Episode 9: Baelor (Baelor)
Für diejenigen, die die Bücher nicht gelesen haben, hielt diese Folge wohl eine wahrlich tränenreiche Überraschung bereit. Denn während wir in Folge 7 Abschied vom König nahmen, verlässt uns in Folge 9 Ned Stark. Zuvor erfahren wir in Varys’ Gespräch mit Ned einiges mehr über die Ziele von Meisterspions: Er will Frieden. Den gibt es nur, wenn Ned vor Gericht lügt und Joffrey als den wahren Thronfolger proklamiert. Im Licht der Fackel können wir Ned wirklich innerlich zerbrechen sehen, denn auch er weiß, dass das die einzige Möglichkeit ist, die Tumulte um den Thron und den kommenden Krieg zu beenden.
Die Armee der Starks wird derweil von Robb und seiner Mutter zu den Zwillingen geführt, einer Brückenfestung auf die der mit viel zu vielen Söhnen gesegnete Lord Walder Frey regiert. Er will die Armee nicht herüberlassen, lässt sich aber von Catelyn (Michelle Fairley) umstimmen – aber nur, wenn Robb und Arya jeweils eines seiner Kinder heiraten. Dafür gibt Walder dann auch gleich einige seiner eigenen Männer hinzu. Auch an dieser Stelle wird uns wieder einmal bewusst, dass wir es mit einer wahrlich mittelalterlichen, auf das Blut fixierten Welt zu tun haben. 2000 seiner Männer schickt Robb ins Camp der Lannisters. In der vorherigen Folge hatte er einen Spitzel von Jaime Lannister mit der Zahl 20.000 zurückgeschickt. Nach dem Sieg über die 2000 bleibt den Lannisters also nur verwunderte Unsicherheit, dank derer das Kidnapping von Jaime Lannister gelingt. Diese neuen Führungsqualitäten etablieren Robb als geeignetes Familienoberhaupt, das bald bitter nötig ist.
Die Schwäche und Müdigkeit von Khal Drogo scheint ihm langsam zum Verhängnis zu werden. Er fällt vom Pferd und seine Männer sehen ihn nicht mehr als Anführer. Wieder zeigt sich die neue Rolle von Daenerys, die geschickt ihre Position zu nutzen weiß. Eine brüchige Position, die sie nur durch ihre Rhetorik aufrecht erhält, wie sich besonders in der intensiven Szene im Krankenzelt von Drogo zeigt. Wenn er stirbt, dann hält die Barbaren nichts mehr davon ab, sie zu töten. Beim Blutmagie-Ritual der Heilerin erwartet uns ein wahrhaft grauenhafter Cliffhanger, der eigentlich keine positiven Konsequenzen heraufbeschwören kann.
Von seinem Vater erfährt Tyrion, dass er am nächsten Tag mit den Barbaren an der Front kämpfen wird. Das lässt ihm natürlich nur den Schluss zu, sich mit einer Prostituierten eine letzte schöne Nacht zu genehmigen. Und wieder zeigen die Game of Thrones-Macher ihr Talent für Exposition. Innerhalb eines Trinkspiels wird nicht die Hintergrundgeschichte eines, sondern von gleich drei Charakteren aufgeklärt. Von Bronn erfahren wir, dass er schon einmal hinter der Mauer war. Die Prostituierte Shae scheint sogar von blauem Blut zu sein. Doch dann entwickelt sich das Trinkspiel in Tyrions eigenen Monolog, in dem er von seiner ersten Liebe erzählt. Eine Geschichte, die die wahre Grausamkeit des Tywin Lannister zu Tage fördert. Die Schlacht am darauffolgenden Tag überlebt Tyrion nur, weil er von den eigenen Leuten plattgetrampelt wird. Die Situationskomik passt zu seinem Charakter, auch wenn dieser in der vorhergehenden Nacht um mindestens eine dramatische Ebene reicher wurde.
An der Mauer geschieht währenddessen nicht viel, denn es ist Zeit für Überlegung und Entscheidungen. Von Mormont erhält Jon ein edles Schwert als Dank dafür, dass er ihn vor dem Untoten rettete. Seine Ehre wird von düsteren Kontemplationen überschatten, als der alte Aemon seine wahre Geschichte offenbart. In Wirklichkeit ist der Alte der Onkel des verrückten Königs Aerys Targaryen. Jedes Mitglied der Nachtwache müsse sich zwischen Familie und Berufung entscheiden. Er entschied sich für die Nachtwache, als seine Familie abgeschlachtet wurde und musste seither mit der Entscheidung leben. Er erzählt Jon die Geschichte, da er sich ebenfalls an dieser Weggabelung befindet. Soll er die Armee seines Bruders unterstützen oder an der Mauer bleiben?
Die Folge war ein Spiel mit Leben und Tod. Etwa in der Hälfte kämpft Daenerys um das Leben ihres Mannes und liegt selbst in den Wehen. Das Ende der Folge bringt das Gegengewicht. Ned entscheidet sich doch für die Lüge, um sein Leben zu retten und so dem Reich weiter helfen zu können. Vor der versammelten Hauptstadt proklamiert er Joffrey als wahren Thronfolger. Niemand, nicht der Meisterspion Varys, nicht Königin Cersei, nicht Sansa und nicht Arya, die sich in der Menge versteckt, können mit dem Verrat von Joffrey rechnen. Die Hinrichtung überrascht den Zuschauer ungemein und lässt in ihrer Unausweichlichkeit ein Gefühl der Ungerechtigkeit und Sprachlosigkeit zurück.
Folge 10: Feuer und Blut (Fire and Blood)
Das Finale gibt sein bestes dafür, dass wir Joffrey noch tiefer als abgrundtief hassen. Nicht nur lässt er einem frechen Barden die Zunge herausschneiden, er zeigt Sansa auch noch den Kopf ihres Vaters, nur um sie für ihre rebellierende Attitüde dann noch ohrfeigen zu lassen. Natürlich werden unsere Hoffnungen in dieser Folge nicht erfüllt, aber Sansas Rachegefühle lassen auf eine zukünftige, größere Rolle schließen. Eddard Starks Tod scheint ganz Westeros zu überschatten. Sogar Tyrion hat in dieser Folge nicht viel zu lachen, denn er wird von seinem Vater zu einer Art Wächter für das neue Königshaus ernannt.
Die Starks haben derweil mit dem Ableben ihres Oberhaupts und Familienvaters zu kämpfen. Bran (Isaac Hempstead-Wright) wie auch der kleine Rickon (Art Parkinson) sehen es in einer Vision bevor, nur um es durch einen Brief bestätigt zu kriegen. Auch Catelyn und Robb nehmen die Nachricht nicht besonders leicht hin. Aber immerhin schwören seine Verbündeten Robb als den neuen König des Nordens nun ewige Treue. Und auch Catelyn erhält in ihrer Wut neue Details über Brans Pseudo-Unfall vom angeketteten Jaime. Arya schafft es mit der Hilfe des Nachtwachen-Rekrutierers Yoren, der sie bei der Hinrichtung erkannte, als Junge verkleidet aus King’s Landing heraus. Die Handlungsstränge auf Westeros scheinen sich zum Ende hin etwas zu beruhigen und meditieren sozusagen über den Geschehnissen der vergangenen Folgen. Anders ist es mit den bisher etwas zurückhaltenderen Handlungen.
Das Gespräch mit dem alten Aemon trägt an der Mauer derweil Früchte, denn Jon macht sich auf den Weg, um seinem Bruder zu helfen. Auf dem Weg durch den Wald wird er von Sam und seinen Freunden aufgehalten, die ihn an seine Pflichten erinnern. Bei mir verursachte es eine wahre Gänsehaut, als Sam und seine Leute den Treueschwur der Nachtwache aufsagen. Jon kehrt zurück zur Mauer und wird sogleich in die neue Offensive von Kommandant Mormont eingespannt. Weil die Weißen Wanderer immer mehr Dörfer überfallen, ist es Zeit, selbst hinter die Mauer zu gehen und für Recht und Ordnung zu sorgen. Von der Truppe um Jon Schnee werden wir in der nächsten Staffel also auch wesentlich mehr sehen.
In der letzten Folge der ersten Staffel von Game of Thrones passiert vergleichsweise wenig. Dafür werden die Dinge, die passieren, große Konsequenzen haben. Die wohl größten dieser Konsequenzen hat der Handlungsstrang von Daenerys und Khal Drogo. Die Hexe und ihre Magie haben sich doch als bloßes Rachemittel herausgestellt. Daenerys verliert alles, ihren Sohn, das Vertrauen der Männer. Schließlich auch ihren Mann, der zwar das Leben, aber nicht das Bewusstsein wiedererlangt. Nach einer selbst ausgeübten Sterbehilfe wirft sich Daenerys bei der Feuerbestattung gleichgültig selbst ins Feuer – und kommt am nächsten Tag mit ein paar Drachenbabys wieder heraus. Wir werden uns bis zur nächsten Staffel gedulden müssen, bis wir erfahren, was sie mit dieser neu gefundenen Macht anstellen wird. In jedem Fall dürfte die zweite Staffel von Game of Thrones den Fantasy-Faktor mit den Handlungssträngen um die Weißen Wanderer und die Drachen heraufschrauben.
Bestes Zitat der Staffel:
Shaggar: Wie würdest du gern sterben, Tyrion, Sohn des Tywin?
Tyrion: In meinem eigenen Bett? Im Alter von 80 Jahren? Den Bauch voller Wein und den Schwanz im Mund einer Jungfrau?
Original:
Shaggar: How would you like to die, Tyrion, son of Tywin?
Tyrion: In my own bed? At the age of 80? With a belly full of wine and a girl’s mouth around my cock?
Schnitt:
Verständlicherweise der Kehlenschnitt von Khal Drogo. Aber sonst ist mir persönlich kein großer Unterschied aufgefallen.
Größte WTF-Momente:
Die Morgenroutine von Großmeister Pycelle (Julian Glover). Der Mann ist gefühlte 500 Jahre alt und schläft noch mit Prostituierten? Nicht nur das, Pycelle ist auch fitter als so mancher von uns. Wir dürfen ihn bei seiner Morgengymnastik beobachten und wie er sich dann für sein Auftreten bei Hofe zusammenbuckelt. Im Kontext einer Fantasy-Serie wirkt das wirklich skurril, aber unglaublich belustigend. Unerwartet kam auch der plötzliche Penis von Hodor bei der heiligen Eiche.
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