7 Gründe, mit James Franco dem Tod zu entrinnen

27.02.2011 - 08:00 Uhr
James Franco als Bergsteiger Aron Ralston
Twentieth Century Fox
James Franco als Bergsteiger Aron Ralston
13
16
Seit letzter Kinowoche kämpft der Oscar-Anwärter 127 Hours um die Gunst des deutschen Publikums. Mit sieben Nominierungen für den Award der Academy gehört er zu den renommiertesten Filmen des Jahres. Wir wissen, warum.

Der Brite Danny Boyle versteht sein Handwerk. Nachdem er vor zwei Jahren mit Slumdog Millionär zehn Nominierungen erhielt und in acht Kategorien Oscars gewann, steht sein neuestes Werk 127 Hours wieder ganz weit oben in der Gunst der Academy. Dem Regisseur und seinem Team ist ein mitreißendes, autobiographisches Drama gelungen. Wir erläutern euch sieben Gründe, sich mit James Franco den Arm abzuschneiden.

1. Grund: Was für eine One-Man-Show
Für James Franco war das Rollenangebot von Danny Boyle wohl das größte Geschenk seiner bisherigen Berufslaufbahn. Mit seiner schauspielerischen Leistung bedankt er sich angemessen. Bis auf kurz auftauchende Nebenfiguren, ist auf ihn anderthalb Stunden lang das alleinige Augenmerk der Zuschauer gerichtet. Seine Figur wird nicht als großer Sympathieträger dargestellt, und dennoch versinken wir mit Aron Ralston langsam immer tiefer in der Trostlosigkeit der Canyonspalte. Trotzdem die Kamera zumeist ganz nah am Protagonisten ist, dem nur minimalster Platz zum Schauspielern bleibt, wird die Darstellung zu keinem Zeitpunkt langweilig. James Franco wirkt zu jedem Zeitpunkt authentisch und trägt seinen Teil zum Filmerlebnis bei.

2. Grund: Audiovisuell genial
Schon bei Slumdog Millionär arbeitete Danny Boyle mit dem Filmkomponisten A.R. Rahman zusammen. Nach dem wahren Oscar-Regen für den Hollywoodfilm made in Bollywood, war eine weitere Zusammenarbeit nur logisch – und die absolut richtige Wahl. Die musikalische Untermalung ist ein effektiver, wirkungsvoller Stimmungsträger. Bedrohliche, minimalistische Gitarrenklänge untermauern die aussichtslose Lage des Protagonisten, die Hymne “Festival” der islandischen Band Sigur Ros gehört am Ende von 127 Hours zum Besten, was ich an Filmmusik gehört habe. “If I Rise” von A.R. Rahman, Rollo Armstrong und Sängerin Dido ist gar als bestes Lied oscarnominiert. Das hervorragende Sounddesign fesselt im grauenvollen Finale ans Geschehen, auch wenn der Zuschauer eigentlich gar nicht hinsehen möchte.

3. Grund: Ein im wahrsten Sinne des Wortes nervenzerfetzendes Finale
Davon können sich 90% aller Horror- und Splatterfilme eine Scheibe abschneiden – im übertragenen Sinne natürlich. Als es zu der Tragödie kommt, auf die 127 Hours die ganze Zeit über hinausläuft, wird sie zu einem wahren Albtraum. In der Szene, in der es heißt Arm ab oder sterben, steigt Danny Boyle nochmal in die Vollen. Dabei geht es nicht um besonders eklige Requisiten oder Sadismus, sondern um eine so harte wie gekonnte Inszenierung eines grauenvollen Moments, in dem der Zuschauer sich nur wünscht, dass es für Aron Ralston als auch die eigene Wahrnehmung einfach nur gleich vorbei ist.

4. Grund: Kamera par excellence
Die Frage, wie 127 Hours filmisch abwechslungsreich gestaltet sein soll, wenn es doch eine Stunde lang um einen in einer Bergschlucht eingeklemmten Mann geht, ist verständlich. Die filmische Lösung hingegen ist genial. Kameramann Anthony Dod Mantle und Enrique Chediak führen uns so gekonnt und spannend durch das ungeräumige Geschehen, dass es schon während des Zuschauens beeindruckt. Mit modernster Technik verwandelte die Crew eine Herausforderung in ein großes Plus des Films.

5. Grund: Ein dramaturgischer Glücksgriff
127 Hours inhaltlich über eine komplette Spielfilmlänge dramaturgisch am Leben zu halten, war sicherlich eines der Kernherausforderungen für das Autorenteam. Hätte der echte Aron Ralston während seines Überlebenskampfes nicht tatsächlich eine Kamera bei sich gehabt, mit der er sich aufnahm, hätten Danny Boyle und Simon Beaufoy diesen dramaturgischen Kniff erfinden müssen. Nur so ist es möglich, dass der Protagonist Erkenntnis erlangt, dass eine Verbindung zur Welt außerhalb des Canyons erzeugt wird – und schlicht filmisch für Abwechslung zu sorgen. Das funktioniert, zusammen mit den Tagträumen und Halluzinationen der Hauptfigur, so dermaßen gut, dass auch das adaptierte Drehbuch sich Hoffnungen auf einen Oscar machen darf.

6. Grund: Virtuose Vision
Viele Filmfans wundert es, dass Danny Boyle nicht von der Academy als bester Regisseur nominiert wurde. Über die möglichen Gründe hierfür, haben wir spekuliert. Dennoch legt er eine inszenatorische Meisterleistung hin. Seine verspielte, moderne Art der Visualisierung führte Danny Boyle schon vor fünfzehn Jahren mit Trainspotting – Neue Helden vor, hat seine hippe, rasante Erzählweise allerdings perfektioniert. Mit den gewagten Montagen, Schnitten und Bildkompositionen (hier darf das Kamerateam nicht vergessen werden) erschafft er ein wahres Warnehmungsfeuerwerk.

7. Grund: Wahr
Obwohl der Ausgang der Geschichte aufgrund der wahren Begebenheiten bekannt ist, funktioniert 127 Hours durch diese Tatsache besonders gut. Der Zuschauer weiß, dass das Gezeigte so oder ähnlich tatsächlich passiert ist. Jede Frage nach Authenthizität entfällt, die Wirkung der Ereignisse ist nochmal um einiges intensiver.

Seht ihr das auch so?

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News