Berlinale 2009: Sturm von Hans-Christian Schmid

09.02.2009 - 08:45 Uhr
Hans Christian Schmid
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Hans Christian Schmid
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Polit-Thriller über Anklägerin beim Kriegsverbrechertribunal in Den Haag – mit viel Applaus bedacht.

Regisseur Hans-Christian Schmid, Jahrgang 1965, ist mittlerweile einer der anerkanntesten Regisseure Deutschlands. Nach einem Dokumentarfilm-Studium in München und einem Drehbuchstudium an der University of Southern California war schon sein erster Film Nach Fünf im Urwald (1996) ein Kassenerfolg, jedenfalls für deutsche Verhältnisse. Er entdeckte hier Franka Potente, später auch Schauspieler wie August Diehl und Tom Schilling. Alle seine weiteren Spielfilme wurden nicht nur mehrfach ausgezeichnet, sondern zeigen, dass er seine Figuren überaus ernst nimmt. 23 – Nichts ist so wie es scheint (1999), Crazy (2000) und Lichter (2002) gehören zu den wichtigen deutschen Filmen der jeweiligen Jahre und mit Requiem konnte er im Internationalen Wettbewerb der Berlinale 2006 sogar einen großen Erfolg feiern: Seine Hauptdarstellerin Sandra Hüller gewann den Silbernen Bären als Beste Darstellerin.

Zwei Jahre später ist der Filmemacher wieder im Wettbewerb vertreten. In Sturm erzählt er eine hochpolitische Geschichte. Die Anklägerin am Kriegsverbrechertribunal in Den Haag Hannah Maynard führt einen Prozess gegen Goran Duric, einem ehemaligen Befehlshaber der jugoslawischen Volksarmee. Ihm wird vorgeworfen, für die Deportation und den späteren Tod bosnisch-muslimischer Zivilisten verantwortlich zu sein. Aber der Hauptzeuge verstrickt sich in Widersprüche. Eine Delegation reist nach Bosnien, um sich selbst ein Bild zu machen: Sagt der Zeuge die Wahrheit? Nachprüfen kann dies niemand, denn der Zeuge nimmt sich das Leben, aber Hannah gibt den Fall noch nicht verloren. In der Hoffnung, neue Erkenntnisse zu gewinnen, reist sie nach Sarajevo und trifft dort auf die Schwester des Zeugens, Mira. Mit ihr findet sie eine Person, die entscheidende Hinweise für Durics Verbrechen liefert und sich auch bereit erklärt, ihre Aussage vor dem Tribunal in Den Haag zu wiederholen. Aber Hannah werden nicht nur seitens der Verteidiger von Durics sondern auch aus den eigenen Reihen, von der Seite der Richterschaft, Steine in den Weg geworfen.

“Es ist ein aufrüttelnder und bewegender Film. Ein Plädoyer für Zivilcourage.”, lobt Kathrin Buchner im Stern. Auch sonst sind die Kritiken sehr positiv ausgefallen. Laut Wolfgang Höbel vom Spiegel gelingt dem Regisseur “ein bei aller Langsamkeit packender, aber auch peinigender Thriller, in dem auf sehr intelligente Weise über Recht und Gerechtigkeit gegrübelt wird. … Die Schauspielerin Anamaria Marinca spielt diese von Angst und mörderischen Erinnerungen heimgesuchte Frau sensationell eindringlich, mit wachen Augen und nervösen Ticks in einem frischen Gesicht unter kurzgeschorenen blonden Haaren; vor allem ihre Kunst ist es, die Schmids Film zu einem peinigenden Ereignis macht.”

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