Irgendwie ist Forest Whitaker erst vor vier Jahren so richtig berühmt geworden, als er mit Der letzte König von Schottland – In den Fängen der Macht sowohl einen Oscar als auch einen Golden Globe gewann. Dabei hat er schon in zahlreichen sehr bekannten Kinofilmen mitgespielt. Das fiel mir aber auch erst im Nachhinein auf, als ich mir die Mühe machte, einmal danach zu recherchieren. Wahrhaftig: Forest Whitaker hat in Platoon und Good Morning, Vietnam mitgespielt! Wie konnte ich das vergessen?!
Vielleicht liegt es daran, dass der bärige Schauspieler mit dem hängenden Auge sein Talent oft in Nebenrollen versteckt, die zwar liebenswert gestaltet sind, letztendlich aber doch vom Ruhm der Hauptperson verdrängt werden. Nun wird Forest Whitaker 50 Jahre alt und irgendwie ist es Zeit, mal einen Blick darauf zu werfen, warum mir seine Karriere in großen Teilen entgangen ist.
Zwei Rollen wie sie unterschiedlicher nicht sein können?!
Als ich mich daran machte, diesen Artikel zu schreiben fiel mir natürlich sofort seine Oscar Performance ein: Ihr mögt ja von dem Film Der letzte König von Schottland – In den Fängen der Macht halten, was ihr wollt, aber Forest Whitakers Verkörperung des ugandischen Diktators Idi Amin hat die goldene Trophäe wirklich verdient! Indem er sich intensiv mit seiner Rolle auseinandersetzte, hat Forest Whitaker es geschafft, dem grausamen Herrscher auf der Leinwand eine komplexe Persönlichkeit zu verleihen.
Weit weniger anspruchsvoll ist der nächste Film, der mir spontan einfiel: Repo Men. Ich muss sagen, ich war ziemlich erstaunt, als ich Forest Whitaker an der Seite von Jude Law dabei zusehen musste, wie er Menschen lebenswichtige Organe entfernte und sie dann dem Tod überließ. Sicher, da lassen sich Parallelen zwischen Idi Amin und der Figur aus Repo Men konstruieren. Dennoch war es für mich nicht so recht nachvollziehbar, wieso sich ein Oscar prämierter Schauspieler zur Mitarbeit an einem derart seichten Science Fiction Film entschließt.
Behind the Scenes: Was steckt hinter Forest Whitakers Rollenauswahl?
Ich glaube, Forest Whitaker braucht die Prominenz einfach nicht. Ihm scheint es wichtiger zu sein, Film zu machen, die ihm in irgendeiner Form etwas bedeuten. Sei es, weil er eine persönliche Beziehung zum Thema hat oder einfach, weil er ein spannendes oder gar unterhaltsames Projekt wittert. Ich könnte mir vorstellen, Repo Men gehört ganz einfach in diese zweite Kategorie. Im Grunde verdient es unsere Bewunderung, dass ein Mann, der schon ganz oben war, seine Rollen nicht nach ihrem Oscar-Potential aussucht, sondern nach dem Lustprinzip. Dass ein Hollywoodstar sich nicht durch Negativ-Publicity in die Schlagzeilen bringen will. Dass er den Preis dafür, nämlich die reduzierte Prominenz, zu Gunsten seines künstlerischen Anspruchs oder einfach seiner Selbstverwirklichung akzeptiert.
Wir dürfen aber bei all dem auch nicht vergessen, dass Forest Whitaker ein afroamerikanischer Schauspieler ist. Oft denken wir nämlich nicht daran, dass die Gleichberechtigung von „weißen“ und „schwarzen“ US-Amerikanern noch keine 60 Jahre alt ist! In einem Interview mit der FAZ sagte Forest Whitaker einmal, dass in Hollywood erst seit kurzem überhaupt komplexere Rollen für afroamerikanische Schauspieler geschrieben werden. Die Vergabe der Oscars gibt ihm recht: Bis jetzt haben erst vier Afroamerikaner die Trophäe für die beste Hauptrolle abgesahnt – davon drei in den letzten 10 Jahren!
Wenn wir all das bedenken, klärt sich vielleicht die Frage, warum ein derart talentierter Schauspieler wie Forest Whitaker über viele Jahre weitgehend unentdeckt blieb und manchmal als ewiger Nebendarsteller betitelt wurde. Und umso größer ist heute unser Respekt vor seiner Leistung.
In diesem Sinne, lieber Forest Whitaker: Herzlichen Glückwunsch und alles Gute für Deine weitere Karriere!