Hommage an eine alte Dame - Vanessa Redgrave

30.01.2012 - 08:50 UhrVor 13 Jahren aktualisiert
Vanessa Redgrave in Briefe an Julia
Concorde
Vanessa Redgrave in Briefe an Julia
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Eine britische Institution feiert heute ihren 75. Geburtstag. Wir wollen es uns nicht nehmen lassen, der Schauspielerin und Polit-Aktivistin Vanessa Redgrave zu gratulieren.

1956 stand sie das erste Mal vor der Kamera, nicht weniger als 120 Titel listet die imdb für sie auf. Vanessa Redgrave ist seit mehr als 60 Jahren im Filmgeschäft. Das gelang nur wenigen Frauen in der Filmgeschichte und noch weniger Schauspielerinnen haben diese lange Zeit im harten und anstrengenden Business derart charakterfest und eigenständig mitgestaltet. Das Alter konnte ihr nichts anhaben, vielmehr wird sie – so sagte Kritiker Roger Ebert einmal über sie – von Jahr zu Jahr besser.

Vielleicht liegt es daran, dass sie in eine Schauspieler-Dynastie hineingeboren wurde und das Schauspieler-Gen in sich trägt. Der Name Redgrave ist in Großbritannien jedenfalls ein Begriff, eine Institution. Ihr Großvater war Stummfilmstar. Ihr Vater ist der Schauspieler "Michael Redgrave (Michael Redgrave)“:/people/michael-redgrave, ihre Mutter die Schauspielerin Rachel Kempson. Ihre Schwester ”Lynn Redgrave (Lynn Redgrave)“:/people/lynn-redgrave sowie ihr Bruder Corin Redgrave werden ebenfalls den Beruf des Schauspielers ergreifen. Ihre Töchter ”Natasha Richardson (Natasha Richardson)“:/people/natasha-richardson und ”Joely Richardson (Joely Richardson)":/people/joely-richardson treten auch in die Fußstapfen ihre Eltern und Groß- und Urgroßeltern. Angeblich hat Laurence Olivier, der am Tag ihrer Geburt mit ihrem Vater Hamlet gab, dem Publikum zugerufen: “Laertes hat eine Tochter bekommen. Eine große Schauspielerin ist nur Welt gekommen.” Selten wurde eine Prophezeiung derart wahr.

Die Liste der fulminanten Kino-Rollen der Vanessa Redgrave ist lang. Im Klassiker BlowUp – Ekstaze ’67 von Michelangelo Antonioni ist sie eine geheimnisvolle Schönheit, in der Agatha Christie-Verfilmung Mord im Orient Express eine klassische englische Lady; sie ist die Mrs. Dalloway von Virgina Wolf, in Julia gibt sie eine jüdische Widerstandskämpferin und erhält dafür den Oscar. Immer wirkt Vanessa Redgrave – egal in welchem Alter – sehr schön und etwas zerbrechlich. Aber besonders Letzteres täuscht, denn eigentlich strotzt sie nur so vor Willensstärke, ist eigenwillig, irgendwie sperrig, sehr ernst und leidenschaftlich. Diese Eigenschaften gibt sie ihren Figuren mit, eine Romantikerin ist sie nicht wirklich.

Wahrscheinlich hätte Vanessa Redgrave einfach schauspielern können, auf der Bühne, vor der Kino-Kamera oder im TV-Studio. Aber das reicht ihr nicht. “Mutter Courage” ist einer ihrer Spitznamen, denn die Schauspielerin streitet immer wieder neu für ihre politischen Überzeugungen. Sie ergriff Partei für die Sache der Palästinenser und stand bei der Oscar-Verleihung 1978 einer Demonstration israelischer Sympathisanten gegenüber. Für ihre politischen Ideale nahm sie auch berufliche Nachteile in Kauf. Die Schauspielerin galt als Trotzkistin, sie sympathisierte mit der IRA und verteidigte den kubanischen Revolutionsführer Fidel Castro. Sie demonstrierte gegen den Vietnam-Krieg und protestierte gegen Nuklearwaffen, setzte sich gegen den Irakkrieg und für Menschenrechte ein. Selten hat eine Künstlerin sich derart in der Öffentlichkeit für einen gesellschaftlichen Wandel eingesetzt und nicht stillgehalten, nicht klein bei gegeben. Unsere Hochachtung!

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