Wer immer euch erzählt, dass ein guter Detektiv Spürsinn, Mut und Nerven aus Drahtseilen benötigt, wird durch die Serie Bored to Death, die seit letztem Herbst auf dem amerikanischen Kabelsender HBO läuft, eines Besseren belehrt. Jason Schwartzman spielt den neurotischen und chronisch gelangweilten New Yorker Jonathan Ames (gleichzeitig der Name des Serienschöpfers und -Autoren). Nachdem er mithilfe von Wein und Joints erfolgreich seine Freundin vergrault hat, erliegt er in seinem Hauptberuf des Schriftstellers endgültig einer Schreibblockade. Um sich abzulenken und zu inspirieren, stellt er auf der Kleinanzeigen-Seite Craigslist seine Dienste als Privatdetektiv zur Verfügung. Kurz: Jason Schwartzman träumt davon, Humphrey Bogart zu werden. Wenn das nicht die Prämisse für eine wundervoll verschrobene Serie ist?
Als kurz darauf die ersten Aufträge von verführerischen Frauen und zwielichtigen Gestalten eingehen, erkennt der Zuschauer bald, wie gut diese Zutaten zu einer kleinen Serien-Delikatesse verschmelzen. Jason Schwarzman spielt den Amateur-Agenten als sensiblen, mitfühlenden doch im Prinzip hilflosen Tolpatsch. Dass es dennoch nicht zum Blutbad kommt, liegt zu seinem Glück daran, dass auch die Gegenspieler nie wirklich böse, sondern bestenfalls lästig sind. Außerdem erhält er zumindest moralische Unterstützung von seinen Freunden: dem Comicbuch-Zeichner Ray Hueston (Zach Galifianakis) und dem Zeitschriftenherausgeber George Christopher (Ted Danson).
Der Reiz von Bored to Death liegt dabei in der Verknüpfung von Elementen der Charakter-Komödie und des Film-Noir. Es wird nicht nur ermittelt und beschattet, sondern ausgiebig über die großen Probleme des Lebens (Frauen) geredet und gekifft. Um den Zuschauer dabei nicht zu vergraulen, spielt Jason Schwartzman weniger sperrig als etwa in I Heart Huckabees oder Darjeeling Limited. Erstmals ist er trotz Wehleidigkeit, Alkoholproblemen und prinzipieller Unfähigkeit eine annehmbare Identifikationsfigur. Bored to Death ist zudem reich an kleinen Höhepunkten, wie etwa Jim Jarmusch oder Johnny Knoxville, die als Gastfiguren brillieren können. Das beste an Bored to Death sind jedoch, neben den amourösen Eskapaden unseres Möchtegern-Helden, die Aufträge, die mitunter alles andere als Bad-Ass daher kommen. So versucht Jonathan in einer Folge, ein Skateboard zurückzustehlen, dass dem Sohn einer attraktiven Blondine von einem Raufbold weggenommen wurde. Statt in Dirty Harry-Manier durchzugreifen, wir der Ermittler bald von einer wütenden Horde Halbwüchsiger verfolgt und verspottet.
Irgendwie verwundert es, dass eine solche kleine Serie auf HBO derart erfolgreich ist. Eigentlich kennen wir solche Perlen abseits des Mainstream-Geschmacks eher von der BBC (etwa The IT Crowd oder Spaced). Anscheinend ist das amerikanische Publikum jedoch besser, als wir ihm zutrauen würden: Die Einschaltquoten waren derart gut, dass HBO bereits die zweite Staffel von Bored to Death in Auftrag gegeben hat. Leider läuft die Serie noch nicht in Deutschland, aber falls ihr auf den neurotischen Humor von Wes Anderson, Jim Jarmusch oder Woody Allen steht, solltet ihr die Augen nach dieser neuen Lieblingsserie offen halten.
Da Bilder jedoch mehr als Worte sagen, kommt hier als kleiner Anreiz der Trailer zu Bored to Death:
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