Michael Moore kann es einfach nicht lassen: Nachdem er in Bowling for Columbine mit den liberalen Waffengesetzen und den Panik verbreitenden Medien der USA hart ins Gericht ging, prangerte er in Fahrenheit 9/11 das Verhalten der US-amerikanischen Regierung nach dem 11. September 2001 an. Diesmal wagt er sich an ein globales Phänomen: Er versucht, den Akteuren des Raubtier-Kapitalismus auf den Zahn zu fühlen.
Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte zeigt Vieles: die Zurückgebliebenen in der verlassenen Autostadt Detroit, die völlig am Boden ist; ein Ehepaar aus Illinois, das sein Haus verlor und nun ohne Habe da steht; Arbeitende, die von ihrer Arbeit nicht mehr leben können, weil sie zu wenig verdienen, und, und … Michael Moore zeigt die Symptome der kapitalistischen Gier, die die Menschen vergisst und nur noch den Extra-Mehrwert im Auge hat.
Den US-amerikanischen Kritikern gefiel Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte recht gut, wie steht es mit den europäischen Kinoexperten?
Peter Zander von der Welt kritisiert die Herangehensweise von Michael Moore grundlegend: “Von Kapitalismus hat der Mann mit dem Basescap wenig Ahnung. Er macht sich mit dem Mann von der Straße gemein und treibt seine Simplifizierungen so weit, dass sie nur noch Plattitüden sind. Wenn er etwa bei General Motors anfügt, da sei die deutsche Autoindustrie weiter, die könne ihre Geschäftsführer absetzen, wünscht man ihm doch, er hätte besser recherchiert. Und wenn er am Ende den Kapitalismus auch noch für die Katrina-Katastrophe in New Orleans verantwortlich macht, ist Michael Moore gänzlich beim Stammtisch angelangt. Mit diesem Thema hat er sich klar übernommen, die Krönung seines Werkes blieb aus.”
Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte konnte auch Christian Jungen von der NZZ nicht überzeugen: “Die Probleme dieses Filmes, der einen mit seiner Detailfülle zwischendurch ermüdet, sind nicht nur Verkürzungen historischer Entwicklungen, sondern vor allem die unausgereifte, leicht naive Konklusion. Michael Moores Gegenentwurf ist – ja was eigentlich? Demokratie, Streikromantik, starke Gewerkschaften und ein verklärtes Vorbild Europa. Allein: Die Demokratie ist kein Garant für Michael Moores Anliegen. Haben nicht die Wähler George W. zweimal ins Weiße Haus berufen?”
Xan Brooks vom Freitag kann der Agitation von Michael Moore auch einen positiven Aspekt abgewinnen: “Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte ist abwechselnd grob und rührselig, erregt und belebend. Gezeichnet wird das Bild eines schlichten moralischen Universums, das von guten kleinen Typen und bösen Großen bevölkert wird. Dennoch kann man sich der grundsätzlichen Kraft der Argumentation nur schwer entziehen.”
Hier ist der Trailer zu Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte:
Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte startet am heutigen Donnerstag, den 12. November 2009, in den deutschen Kinos.