Generell entpuppte sich die dritte Staffel von The Walking Dead und besonders deren Finale als herbe Enttäuschung und durchwachsenes Geflecht ungeordneter Handlungsstränge. Die vierte Staffel hingegen versprach, die vorhandenen Missstände aus dem Weg zu räumen und die Struktur der Serie ein bisschen auf Vordermann zu bringen. Nicht zuletzt beaufsichtigte nun Scott M. Gimple als Showrunner das Geschehen in der Zombie-Apokalypse. Nach sechs Episoden der aktuellen Runde ist das Fazit jedoch ebenfalls ernüchternd: Kurz vor dem Midseasonfinale sind wir wieder genau an dem Punkt angekommen, an dem die dritte Season ihr verheerendes Ende nahm. Im Gespräch mit The Hollywood Reporter erzählt Scott M. Gimple dennoch von maßgeblichen Veränderungen und warum der bevorstehende Höhepunkt der ersten Hälfte der vierten Staffel mit ganz neuem Konfliktpotenzial aufwartet. Achtung Spoiler!
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Die dritte Staffel legte ihren Fokus im Grunde ausschließlich auf die Auseinandersetzung zwischen Rick (Andrew Lincoln) und dem Governor (David Morrissey). Alles, was abseits dieser Konfrontation geschah, war nebensächlich bis vernachlässigbar. Die größte Farce stellte sich jedoch erst heraus, als es nie wirklich zu diesem entscheidenden, konsequenten und blutigen Aufeinandertreffen der zwei Giganten kam. Nach dem Ende verschwand der Wüterich von Woodbury irgendwo im Nirgendwo und tauchte erst in der sechsten Episode der vierten Staffel wieder auf. Seitdem kreiste die Serie um eine vermeintliche Backstory des Governors, der sich vom Tyrann zum verantwortungsvollen Vaterersatz entwickelt und mittlerweile wieder die Position des verkommenen Bösewichts inne hat. Erneut steht er am Waldrand und äugt feindselig in den Vorhof des Gefängnisses, wo Rick mit seiner Mannschaft hausiert. Alles deutet auf ein ärgerliches Déjà-vu hin. Doch Scott M. Gimple sieht das vollkommen anders.
Jede Art von Rick-Governor-Konflikt wird ein ganz anderer Konflikt werden. Wenn es zwischen diesen zwei Menschen zu einem Showdown kommt […], dann hoffe ich, dass sie sich als zwei komplett unterschiedliche Menschen begegnen, die unterschiedliche Dinge erlebt haben. Damit hat Scott M. Gimple nicht ganz Unrecht: Sowohl Rick als auch der Governor haben in den vergangenen Episoden Entscheidungen getroffen, die sich nicht mehr rückgängig machen können und die ihre Figuren ebenfalls ein Stück geprägt und womöglich sogar entwickelt haben. So versuchte Rick, den grausamen Umständen den Rücken zu kehren und sich hingebungsvoll als Farmer zu engagieren, während der Governor unter dem Namen Brian die kleine Mega (Meyrick Murphy) sowie Lily (Audrey Marie Anderson) und Tara (Alanna Masterson) kennen lernte. Beide haben dementsprechend eine Familie zu verteidigen und zu beschützen. Wenn diese zwei Typen jetzt aufeinandertreffen, treffen sie auf eine gewisse Weise zum ersten Mal aufeinander. Und auf eine gewisse Weise ist es eine neue Story. Der einzige Weg, um das erreichen, ist eine andere Geschichte mit diesen Figuren im Vorfeld zu erzählen.. Wenn Scott M. Gimple damit jedoch die jüngsten zwei Kapitel der Serien-Historie meint, dürfte das Midseasonfinale tatsächlich nur ein lauwarmes Kräftmessen altbekannter Handlungsmechanismen werden.
Was glaubt ihr? Wird uns das Midseasonfinale hinsichtlich des Rick-Governor-Konflikts tatsächlich ein paar löbliche Entwicklungen überraschen?