Parodien werden auch immer bescheuerter

13.09.2010 - 08:50 Uhr
Die versammelten "Stars" aus Beilight
20th Century Fox
Die versammelten "Stars" aus Beilight
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Seit Donnerstag läuft der Twilight-Spoof Beilight in unseren Kinos. Und wieder einmal haben sich die Comedy-Legastheniker Jason Friedberg und Aaron Seltzer selbst übertroffen. Ist es denn so schwer, gute Parodien zu drehen?

Seit gut 20 Minuten läuft die Pressevorführung von Beilight – Biss zum Abendbrot nun schon, und ich habe noch kein einziges Mal gelacht. Einmal fast geschmunzelt, aber das war auch alles. Gelegenheiten dafür gab’s anscheinend schon zu Genüge, denn die drei Männer eine Reihe hinter mir haben sich schon grölend durch die Reihe F gekugelt und Popcorn durch die Luft geschleudert. Wahrscheinlich liegt’s an mir, ich muss mich einfach nur mehr anstrengen.

So schnell gebe ich nicht auf, die nächste lustige Szene gehört mir. Und da deutet sich auch schon eine an: Beccas Vater hat wegen der mysteriösen Vorfälle Angst um seine Tochter und will sie mit einem Pfefferspray ausstatten. Und um für den Ernstfall gewappnet zu sein, soll Becca es auch gleich an ihrem Dad ausprobieren. Achtung, jetzt kommt bestimmt gleich der Gag, ich muss aufpassen, dass ich meinen Einsatz nicht verpasse. Becca zögert zunächst, ihr Vater besteht aber darauf und so hält sie den Strahl voll auf sein Gesicht. Er schlägt die Hände vor die Augen, fängt an zu schreien wie am Spieß und die Männer hinter mir fallen mit ein. Shit, ich hab’s schon wieder vermasselt. Wo war der Witz?

Warum kann ich nicht über eure Filme lachen?
Eigentlich müssten mir es Jason Friedberg und Aaron Seltzer verraten können. Warum bleibt mir bei euren doch so lustigen Parodien immer das Lachen im Hals stecken – wenn es überhaupt bis in den Hals kommt? Ich bin ein junger, gesunder Mensch, ich lache viel und gerne, kann mich eigentlich für kindischen Klamauk begeistern und habe auch kein Problem mit dem einen oder anderen niveaulosen Witz. Also, lieber Jason, lieber Aaron, was stimmt nicht mit mir?

Spaß beiseite: Jungs, es reicht. Zugegeben, die ersten Scary Movie Filme waren noch lustig, aber danach wurde es immer schlimmer. Date Movie war fürchterlich, Fantastic Movie grausam und Meine Frau, die Spartaner und ich war ein Eingeständnis. Könnt Ihr selber noch über eure Witze lachen? Ekelt ihr euch nach all den billigen Gags mit Pipi, Kacka und Kotze noch nicht genug? Ich kann wohl davon ausgehen, dass ihr euern Job gerne macht, aber dann frage ich mich, warum ihr nicht wenigstens versucht, ihn auch gut zu machen.

Die guten, alten Zeiten
Parodien sind vom Prinzip her eine tolle Erfindung. Wer gerne lacht und gerne ins Kino geht, für den gibt es nichts Schöneres, als in einer guten Parodie seinen Lieblingsfilm veralbert zu sehen. Auch wenn wir Beilight – Biss zum Abendbrot eher in der Unterkategorie Spoof-Movie einordnen können. Was haben wir damals über Leslie Nielsen gelacht, wie er als Frank Drebin in Die nackte Kanone die ganzen Cop-Serien durch den Kakao zog, über Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug, Austin Powers oder Charlie Sheen als Topper Harley in Hot Shots! – Die Mutter aller Filme. Von den Parodien der britischen Komikertruppe Monty Python wollen wir gar nicht erst anfangen. Das war auch albern und manchmal etwas too much, aber nur ganz selten wahllos.

Auch Spoofs und Parodien brauchen einen Restanspruch
Denn, und das verstehen Jason Friedberg und Aaron Seltzer nicht, selbst eine Parodie muss sich nach qualitativen Maßstäben richten. Da braucht es gute Schauspieler, die auch den größten Mist mit Leidenschaft und Überzeugung rüberbringen, das richtige Timing und vorallem ein gutes Drehbuch. Der Regisseur muss sich überlegen, was die Schwächen des Originals sind und sich dann darauf stürzen. Es reicht nicht, lediglich bekannte Szenen aus irgendwelchen Filmen eins-zu-eins zu zitieren und den Hauptdarsteller als Pointe nochmal furzen zu lassen – oder einen Behinderten niederzuschlagen, oder einen furzenden Behinderten.

Die Twilight Saga und der ganze Ich-will-unbedingt-romantischen-Sex-mit-meinem-Vampir-haben-Hype bietet an sich genügend Steilvorlagen für eine gute Parodie. Beilight – Biss zum Abendbrot konnte aber leider nur zwei, drei davon verwerten. Der Film tut sich über die vollen 82 Minuten schwer, und dementsprechend tue auch ich mich schwer. Die drei Männer hinter mir japsen am Ende nur noch, die hohe “Gagdichte” und das viele Popcorn haben sie erschöpft. Vielleicht liegt’s ja doch an mir…

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