Manchmal ist das Schönste an einem Film der Twist am Ende. Ich spreche deswegen eine ganz eindringliche Spoiler-Warnung aus. Falls ihr Psycho, welche Version auch immer, noch nicht gesehen habt, dann hört auf zu lesen und seht ihn euch an. Wenn ihr Psycho gesehen habt, dann kennt ihr den Film, der oftmals als die Mutter aller Slasher-Filme bezeichnet wird, doch ist der Film vielmehr als das. Eine grandiose Mischung aus Psychothriller und Horrorfilm macht aus Psycho ein Meisterwerk. Die Duschszene gehört zu den meistzitiertesten Szenen der Filmgeschichte. Selbst ohne den Film zu kennen, läuft wohl jedem ein Schauer über den Rücken, wenn er die Musik aus eben dieser Szene zu hören bekommt.
Hintergrund
Die Geschichte ist schnell erzählt. Eine Frau möchte endlich mit ihrem Liebhaber ein neues Leben beginnen, aber benötigt dafür noch ein bisschen Kleingeld. Als ihr Chef sie dazu beauftragt, eine mächtige Summe Geld zur Bank zu bringen, entschließt sie sich kurzerhand dazu, damit durchzubrennen. Sie verlässt die Stadt und kauft sich einen neuen Wagen. Etwas sehr stereotyp verhält sie sich auf der Flucht nicht besonders unauffällig und wird einige Zeit von einem mysteriösen Polizisten verfolgt, bis sie in strömendem Regen in einem Motel unterkommt. Der Eigentümer kümmert sich um sie und beim gemeinsamen Abendessen bekommt die Frau ein sehr angespanntes Verhältnis zwischen dem Eigentümer und dessen Mutter mit. In der berühmten Duschszene wird Marion von jemandem in Frauenkleidern umgebracht, woraufhin der Motel-Eigentümer die Spuren zu beseitigen versucht. Die Fährte wurde gelegt und die Fahndung beginnt, bis am Ende herauskommt, dass der Besitzer selbst der schizophrene Mörder und seine Mutter seit Jahren tot ist.
Pro Psycho (1960) von Alfred Hitchcock
Der Klassiker von Alfred Hitchcock gilt als Meisterwerk der Filmgeschichte. Anthony Perkins spielt die Rolle des psychopathischen Serienmörders Norman Bates wie kein zweiter. Zunächst sind wir ganz überzuckert von seiner liebenswürdigen Art gegenüber Janet Leigh und entwickeln sogar Mitleid aufgrund seiner herrischen Mutter. Am Ende des Films kommt jedoch alles auf uns zurück. Psycho enthält alle wichtigen Bestandteile eines Psychofilms: Voyeurismus, Geheimnisse, Bedrängnis. Wir werden von der beklemmenden Atmosphäre beinahe erdrückt und vermuten hinter jedem Charakter einen potentiellen Serienmörder. In akribischer Kleinstarbeit war Alfred Hitchcock mit einzelnen Teilen von Psycho beschäftigt: Fast eine Woche tüfftelte er an der legendären Duschszene, die rund 70 Kameraeinstellungen und 50 Schnitte beinhaltet.
Pro Psycho (1998) von Gus van Sant
Es ist schwierig, einen Film zu beurteilen, der sich so nah an der Originalvorlage bewegt. Eine schlechte Story können wir Gus van Sant nämlich genauso wenig vorwerfen wie schlechte Charaktere oder Kameraeinstellungen. Schwarz-Weiß-Gegner werden ebenfalls ihre wahre Freude mit Psycho haben, denn dieses Mal wurde in Farbe gedreht. Alles ist ein bisschen aufpoliert und in die späten 90er versetzt, doch der Grundgedanke und alles andere sind eben nach wie vor die gleichen wie auch in der Version von Alfred Hitchcock. Die Schauspieler Vince Vaughn und Anne Heche spielen ihre Rollen solide, müssen sich jedoch mit den Darstellern der Originalversion stets messen.
Jetzt stellen wir euch wieder die Gretchenfrage: Hinter welchem Duschvorhang wollt ihr lieber erstochen werden?