Und noch ein Tip, den wir bei unserer endlosen Suche in den DVD-Regalen der Elektrofachmärkte der Nation zutage gefördert haben: Repo! The Genetic Opera , dem weder hier noch auf der anderen Seite des Atlantiks ein ordentliches Publikum zugetraut wurde und höchstens einmal kurz Kinoluft schnuppern durfte, wie letztes Jahr auf dem Fantasy Filmfest.
Wir schreiben das Jahr 2057 und die Menschscheit hat nur um Haaresbreite eine Virus-Epidemie überlebt. Rotti Largo (Paul Sorvino) hat sich zum Retter der Welt aufgeschwungen und nebenbei noch ein Vermögen mit Organhandel gemacht. Die Sache hat nur einen Haken: man kommt schnell und problemlos durch Largos Organisation an Organe – sollte man aber, wenn die Rechnung kommt, nicht bezahlen können, kommt der Repo-Man bei einem vorbei und… naja, sagen wir mal hilft einem beim unfreiwilligen Organabstoßen.
Einer dieser Repo-Men ist Nathan Wallace Anthony Head, alleinerziehender Vater der pubertierenden, todkranken Shilo (Alexa PenaVega). Die Verbindung zu Rotti? Nathans Frau war Rottis ehemalige Geliebte – aus Rache verursachte Rotti ihren Tod im Wochenbett und sorgte dafür, dass Nathan sich die Schuld gab. Seitdem arbeitet dieser als gnadenloser Repo-Man. Als Bestrafung genügt dies jedoch nicht – Rottis eigene Kinder (darunter allen voran Paris Hilton als Amber Sweet) sind allesamt Taugenichtse, also hat er sich Shilo als Erbe auserkoren und versucht nun, diese ihrem Vater zu entfremden.
Dann wären da noch der charismatische Graverobber (Terrance Zdunich), ein Drogendealer, der unter anderem Amber Sweet mit einem betäubenden Sekret aus den Gehirnen von Leichen versorgt. Und die Opernsängerin Blind Mag (Sarah Brightman), größter Star der Welt – und durch ihre transplantierten Augen Eigentum von Rotti Largo.
This is not your Parent’s Opera
Die Bühne ist also bereitet für ein grosses Hin und Her zwischen Vertrauen und Verrat, Enthüllungen und Geheimnissen. Und selbstverständlich einer ganzen Menge Blut und Musik. Denn Repo ist mehr Horror als Kitsch, mehr Oper als Musical. Es wird kaum gesprochen, stattdessen ist fast alles Lied oder Rezitativ in insgesamt mehr als 50 Musiknummern. Das mag jetzt abschreckend klingen, fällt aber überhaupt nicht störend auf. Dafür sorgen die Bilderflut mit Comicelementen und die großartige Musik zwischen Rock, Industrial und eben Oper. Der Gesang aller Beteiligten ist erstaunlich gut, allen voran natürlich Anthony Head, der schon in Buffy the Vampire Slayer mehrmals beweisen konnte was er drauf hat.
Regie führte Darren Lynn Bousman, der schon für Saw II, Saw III und Saw IV verantwortlich war. Dementsprechend ist es keine Überraschung, dass Repo! The Genetic Opera auch ein schwarzhumoriger Slasherfilm ist. Insgesamt gibt es selten einen Film, der potentiell auf so viele verschiedene Arten abstoßend wirken kann: die Brutalität, der Musikstil, die überladenen Bilder, die Schauspieler oder einfach nur die Tatsache, dass es ein Musical ist. Es gibt aber ebenso selten einen Film, bei dem so viele extravagante Elemente perfekt ineinander greifen.
Lionsgate versucht den Film als Kultfilm zu vermarkten. In der Regel ist das Wort Kult in der Werbung das eindeutige Zeichen, dass es sich bei dem Produkt um alles andere, aber nicht um Kult handelt – bei Repo! The Genetic Opera könnte es jedoch eine Prophezeihung sein. Schon jetzt gibt es in den USA Fangruppen, die sich als Amber Sweet oder Graverobber et al. verkleiden, in kleinen Kinos treffen und den Film feiern wie seinerzeit The Rocky Horror Picture Show.
Auch die Extras können sich für einen Film, der eigentlich fast schon ein Straight-to-Video-Release ist, sehen lassen. Zwei Audiokommentare – ein informativer mit dem Regisseur, ein unterhaltsamer mit den Schauspielern. Zudem noch geschnittene und längere Szenen, kommentiert vom Regisseur und Paris Hilton (was vielleicht nicht übermäßig informativ, aber dafür . Die üblichen Trailer und Featurettes gibt es natürlich auch.
Besonders interessant ist ein kleiner Einblick, wie der Film in den deutschen Kinos hätte aussehen können: Kinowelt hatte eine Teilsynchro, quasi als Machbarkeitsstudie, in Auftrag gegeben. Nicht ganz schmerzfrei, aber auf jeden Fall mal interessant zu sehen – ob es sowas wohl auch von Moulin Rouge oder Rent gibt?
Zusammenfassend können wir Euch Repo! The Genetic Opera nur wärmstens empfehlen. Er ist sicherlich nicht jedermanns Sache, das haben Genrefilme nun einmal so an sich – aber ein Film in dem Anthony Head singt und Paris Hilton ihr Gesicht verliert (nein, das war keine Metapher), ist auf jeden Fall einen Blick wert.
Heimlich, still und leise hat Kinowelt Repo! The Genetic Opera am 22. Mai 2009 auf DVD und BluRay veröffentlicht.
Repo auf DVD gibt’s hier
Und wer ein paar Details mehr beim Splattern möchte: die BluRay gibts hier