Shutter Island verstört Kritiker

25.02.2010 - 08:50 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Leonardo Di Caprio verstört die Kritiker.
Concorde
Leonardo Di Caprio verstört die Kritiker.
1
0
Heute startet der langersehnte Psycho-Thriller Shutter Island von Martin Scorsese in den Kinos. Meisterwerk oder Schlaftablette? – Kritiker sind sich uneinig.

Shutter Island ist Kino in seiner ursprünglichen Form: Verwirrend, spannend und perfide. Leonardo DiCaprio ist US-Marshall Teddy Daniels, der von Boston über nach Shutter Island setzt. Aus dem dortigen Ashecliffe Hospital für psychisch kranke Straftäter ist eine Patientin verschwunden. Gerade als Daniels und sein neuer Partner Chuck Aule mit den Ermittlungen beginnen, bricht ein verheerender Hurrikan los. Die Verbindung zum Festland reißt und die Insel versinkt im Chaos.

Bei der Berlinale verschmähten deutsche Kritiker Shutter Island – US-Kritiker hoben ihn in den Himmel. Wie gut oder schlecht ist der Psycho-Thriller von Martin Scorsese wirklich?

Sascha Keilholz von critic.de ist etwas enttäuscht: “Deshalb reißen die zum Teil misslungenen computergenerierten Effekte und die vielen offensichtlich vor dem Blue Screen entstandenen Szenen den Zuschauer in Shutter Island immer wieder aus dem Sog und aus der Empathie heraus. Sie unterminieren ein ums andere Mal, was Martin Scorsese und sein Team in Pedanterie atmosphärisch geschaffen haben, und brechen den in der Inszenierung heraufbeschworenen Bezug zum klassischen amerikanischen Kino.”

“Im Schizophrenie-Thriller Shutter Island wirkt alles drei Nummern zu groß – weil Regisseur Martin Scorsese ein schlechter Lügner ist. Bei allem Staunen über das feinziselierte Horror-Kunsthandwerk, das hier dargeboten wird: Es geht nichts voran. Leonardo DiCaprio hat schon in der ersten Szene diese steile Sorgenfalte zwischen den Augen, die großes Drama signalisiert, und ein irres fiebriges Flackern im Blick. Steiler kann die Sorgenfalte dann gar nicht mehr werden, und auch bei dem fiebrigen Blick sind nur noch ein paar Nuancen mehr drin. Das wirkt alles auch deshalb so seltsam, weil Martin Scorsese ja nun wirklich weiß, wie man in äußerster, zwingender Reduktion von Menschen erzählt, die langsam den Verstand verlieren”, urteilt Tobias Kniebe von der Süddeutschen Zeitung.

“Einen straffen, spannenden Thriller, wie man es von Martin Scorsese kennt, verwandelt sich aber zunehmend in ein surreal anmutendes Psychodrama nach David Lynch -Methode. Faszinierend ist das durchaus, möchte aber nicht so richtig zusammen passen”, findet Daniel Sander vom Spiegel.

Die Kritikerstimmen zeigen: Es gibt mindestens zwei Möglichkeiten, Shutter Island zu sehen. ""Shutter Island (Shutter Island)":/movies/shutter-island-2 ist aus der Filmgeschichte zusammengeklaut. Was Martin Scorsese hinzufügt, sind allenfalls Stilisierungen der Textur, eine Durchgestaltung des begrenzten räumlichen Systems, das er als Spielwelt etabliert: Eye Candy durchaus allenthalben. Viel ist im Film von “Realität” die Rede, zu der man zurückfinden müsste. Die Realität ist: Martin Scorsese hat sich hier vom Regisseur in einen Designer verwandelt", richtet Thomas Groh von perlentaucher.de.

Oder Ihr seht es wie Christian Buß vom Spiegel: “Der 140-Minuten-Reigen, vielleicht der beste Film, den Scorsese seit GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia gedreht hat, ist eine wahre Zumutung: Einerseits wird hier den historischen Wahrheiten in der Bilderwelt des klassischen Pulp Movies nachgespürt – und andererseits jede erinnerte Aufnahme in Frage gestellt. Das macht Shutter Island zu einer hoch schizophrenen Angelegenheit, zu Kino in seiner pursten und perfidesten Form.”

Uneinigkeit herrscht zwischen den Kritikern. Oft bedeutet diese Uneinigkeit, dass der Film kommerziell ein großer Erfolg wird. Macht Euch selbst ein Bild von Shutter Island.

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News