Schottland, 1954. Der junge Schriftsteller mit Schreibblockade Joe Taylor (Ewan McGregor) heuert auf der Barkasse von Les und Ella Gault an (Peter Mullan und Tilda Swinton). Sie transportieren Kohle auf dem Weg von Glasgow nach Edinburgh. Eines Tages fischen sie eine Frauenleiche aus dem Fluss, die nur mit einem Nachthemd bekleidet ist. Joe bandelt mit Ella an und die Ereignisse nehmen ihren Lauf.
Was wie ein Drama über das Leben in Schottland der 50er Jahre beginnt, entwickelt sich zu einer Geschichte über Moral und männliches Selbstverständnis. Je mehr wir im Lauf von Young Adam über Joe erfahren, desto zwiespältiger erscheint der Charakter des passiv-aktiven Herumtreibers. Regisseur David Mackenzie verwebt die gegenwärtige Handlung mit Rückblenden. In blau-grauen Farben gestaltet er mit seinem Kameramann Giles Nuttgens ein düsteres Porträt des prototypischen Mannes. Eine Geschichte über die unheilvollen Wanderjahre des jungen Adam, dem Alten Testament nach der erste Mann auf Erden. Ewan McGregor liefert in Young Adam eine seiner besten Performances ab. Die Melancholie, die er immer schon ausstrahlte, hat nie besser gepasst als zu dieser Rolle des zwanglosen Verführers.
Die Vorlage von David Mackenzies 2003er Film stammt von dem schottischen Autor Alexander Trocchi, der in den 50er Jahren mit seinen Romanen so etwas wie die schottische Variante des Existenzialismus schuf. Die Musik zu Young Adam komponierte der einstige Talking Heads – Frontmann David Byrne. In seiner zweiten Regiearbeit hat sich Mackenzie einen Stoff vorgenommen, den er in weiteren Filmen und Genres immerzu variierte. Stellas Versuchung, Hallam Foe – This Is My Story, Toy Boy, Perfect Sense und Rock in the Park handelt stets von einer Paarbeziehung, in der die Rolle des Mannes, die des Verführers ist. Außerhalb moralischer Normen nimmt er sich, wonach es ihn verlangt, um am Ende eine Lehre daraus zu ziehen.
Was?: Young Adam
Wo?: 3Sat
Wann?: 22.25 Uhr