Als wir im vergangenen Jahr über die Upfronts der fünf großen Networks in New York berichteten, war ein sehr deutlicher Trend zu erkennen: Wie aus dem Nichts bestellten NBC, ABC und FOX insgesamt drei Serien, die sich auf unterschiedlichste Weise um das Thema Zeitreise drehten. Während Timeless und Time After Time aus der dramatischen Ecke kamen, beackerte Making History das Feld aus der Perspektive einer Comedy-Serie, als hätte die Welle an Superhelden-Serien längst ihr Zenit überschritten.
So selbstverständlich wie alle drei Formate letztes Jahr ins Programm aufgenommen wurden, so unverständlich war die Euphorie ein Jahr später wieder verblasst und lediglich Timeless erhielt eine zweite Staffel, obwohl die Serie zuerst als abgesetzt erklärt wurde. Ausschlaggebend dafür sind natürlich zum großen Teil die Quoten der letzten Saison. Zudem bahnt sich am Horizont der Upfronts ein neuer Trend an, der sich nur bedingt mit dem Thema Zeitreisen zusammenführen lässt: Die Rückkehr der Militärserie.
Für die fantastischen Möglichkeiten einer Zeitreise ist im Amerika der Gegenwart kein Platz mehr. Spätestens seit der Amtseinführung von Präsident Donald Trump weht ein anderer Wind - und das ist auch deutlich in der Serienlandschaft zu spüren. Wurde Shooter, die Serien-Adaption des gleichnamigen Actionfilms mit Mark Wahlberg, anfangs noch aufgrund des Dallas-Attentats verschoben, zeigte sich USA Network bei der Verlängerung des Formats im Dezember nicht bescheiden. Ebenfalls war für History nach kurzer Zeit klar, dass die Geschichte des Navy SEAL-Teams Six fortgesetzt wird.
Nachfrage ist folglich vorhanden. Heroische Geschichten, die sich mit der gegenwärtigen (Militär-)Realität auseinandersetzen, treffen eher den Nerv der Zeit als die Möglichkeit, die Vergangenheit zu verändern. Kein Wunder also, dass bei den Upfronts 2017 gleich vier militärisch angehauchte Piloten ins Rennen gingen, von denen schlussendlich drei Stück als Serie geordert wurden. Lediglich die FOX-Serie Behind Enemy Lines konnte die Verantwortlichen des Senders nicht überzeugen. Dafür gibt es in Zukunft The Brave auf NBC, SEAL Team auf CBS und Valor auf The CW.
Bereits die erfolgreiche TNT-Sere The Last Ship oder auch Strike Back auf Cinemax haben diese Entwicklung angedeutet. Auch im Kino gibt es eine ähnliche Tendenz, so feierte Clint Eastwood mit American Sniper einen der größten Erfolge seiner Karriere und besonders authentische Auseinandersetzungen mit der Thematik sind gefragt, wie Act of Valor mit seinen echten Navy SEALs beweist. Spätestens nach den diesjährigen Upfronts dürfte jedoch klar sein, dass die Verschwörungen aus Quantico eine ganze Welle an Formaten losgetreten haben, die nun nicht mehr aufzuhalten ist. Nun werden ganze Teams bemüht, um die Welt zu retten.
Dieser Gemeinschaftsgedanke vereint alle drei neu bestellte Serien. Wie die Schwesterserie aus dem Hause History geht es in The Brave, SEAL Team und Valor um Eliteeinheiten, Spezialeinheiten und Sonderkommandos. Ein normaler Soldat ist im amerikanischen Fernsehen uninteressant - es muss immer die intensivste Erfahrung gehen, wenngleich in puncto Authentizität zumindest der kürzlich veröffentlichte Trailer zu The Brave ein großes Fragezeichen aufleuchten lässt. Vielmehr werden hier Patriotismus und Heldenmut in den Vordergrund gestellt. Zuvor trug die Serie den ebenfalls treffenden Arbeitstitel For God and Country.
SEAL Team erzählt derweil - wie es der Titel unschwer erahnen lässt - die Geschichte eines SEAL Teams, das von einem Mann angeführt wird, der schon zahlreiche Einsätze erfolgreich verantwortet hat, im Rahmen der einzelnen Episoden jedoch mit Herausforderungen konfrontiert wird, die ihn sowie sein Team an die Grenze treiben. Auch Valor greift diesen Gedanken auf. Dieses Mal übernimmt allerdings eine besondere Einheit von Helikopterpiloten den Führung. Die Handlung wird darüber hinaus von Flashbacks unterbrochen, die sich um eine gescheiterte Mission auseinandersetzen, bei der die erste weibliche Pilotin der Einheit involviert war.
Zumindest The CW scheint sich an diesem Punkt seiner bisherigen Serienauswahl treu zu bleiben und rückt eine weibliche Figur ins Scheinwerferlicht, wie es in dieser Gattung eher selten der Fall ist. Wir dürfen also gespannt sein, in welche Richtung sich die Militärserien von NBC, CBS und The CW entwickeln und ob in den nächsten Wochen und Monaten weitere Sender ihr Programm diesem Trend anpassen werden. Gerade in einer Zeit, in der Netflix und Amazon sehr bemüht sind, alle Zielgruppen mit ausreichend Content zu versorgen, war aus dieser Ecke bisher wenig zu vernehmen, was sich im Metier einer Militärserie bewegt.
Außerdem steht die große Frage im Raum, wie die Welt bei den Upfronts 2018 aussehen wird: Können sich die Militärserien im Gegensatz zu den Zeitreiseserien langfristig behaupten? Oder dürfen wir mit einer baldigen Absetzung von The Brave, SEAL Team und Valor rechnen, da sich der episodische Network-Alltag nicht mit fragwürdigen Kriegsgeschichten verträgt. Die Sicherheit, dass - unter Umständen durchaus sympathische - Eliteeinheiten nach Feierabend einmal kurz für 45 Minuten die Welt retten gehen, hört sich im Zeitalter überaus erfolgreicher Superhelden-Abenteuer für die Network-Verantwortlichen quotentechnisch sicherlich vielversprechend an.
Wollt ihr mehr Militärserien sehen? Oder steht ihr diesem Trend skeptisch gegenüber?