Der noch relativ unbekannte australische Regisseur Justin Kurzel (Die Morde von Snowtown) hat sich der schweren Aufgabe angenommen, ein Shakespeare-Stück zu adaptieren. In Macbeth geht es um den gleichnamigen schottischen Feldherren, der zum brutalen Königsmörder avanciert. X-Men-Darsteller Michael Fassbender übernimmt die Rolle des tyrannischen Herrschers und an seiner Seite sehen wir Marion Cotillard (Inception) als ehrgeizige Lady Macbeth. Ob es Kurzels Macbeth mit den Vorgängeradaptionen von Regiegrößen wie Roman Polanski oder Orson Welles aufnehmen kann, könnt ihr ab heute selbst im Kino begutachten. Wie die Kritiker den Film bewerteten, sagen wir euch schon jetzt:
Hier die harten Fakten zu Macbeth:
13 Kritiker-Bewertungen mit einem Durchschnittswert von 6,7
11 Kommentare und 10 Kritiken
1 x Lieblingsfilm und 0 x Hassfilm
700 haben den Film vorgemerkt und 4 sind uninteressiert
Angie Errigo vom Empire ist besonders von den schauspielerischen Leistungen angetan:
Fassbender ist ideal. Er sieht aus wie ein Kämpfer und Heerführer. Er hypnotisiert mit seiner Darstellung von Macbeths düsterer, poetischer Selbstbeobachtung, dem Aufflackern seines Gewissens und seiner immer verzweifelter werdenden Tyrannei. Es ist als ob er den Himmel, die Erde und alle jungen Schauspieltalente dazu auffordern wollte, ihn in die Knie zu zwingen. Aber sie haben keine Chance.
Für Cath Clarke von Time Out London ist die Inszenierung der schottischen Landschaft noch beeindruckender als die Darbietungen von Cotillard und Fassbender:
Beide Schauspieler werden von der Wucht der Elemente in den Schatten gestellt. Das wilde schottische Hochland mit seiner Härte und Schönheit ist eine Landschaft, die ihre eigenen mörderischen Impulse zu haben scheint. Als neuer Stern am Hollywoodhimmel inszeniert Regisseur Kurzel das Shakespeare-Stück wie einen Western: karg und brutal.
Hollywood Reporter -Kritikerin Leslie Felperins einzige Sorge gilt Theaterliebhabern, denen der Dialog an manchen Stellen vielleicht zu undeutlich gesprochen ist:
Zuschauer, die an Theaterversionen von Shakespeare-Stücken gewohnt sind, finden Kurzels Macbeth vielleicht weniger beeindruckend. Ein gut geschulter Bühnenschauspieler kann jedes noch so veraltete Wort deutlich und verständlich aussprechen. […] Hier wird viel genuschelt und während die Emotionen deutlich in den Gesichtern der Darsteller zu sehen sind, scheinen sie oft nicht an die Worte aus ihren Mündern gebunden zu sein. Manchmal kommt es einem so vor, als könnten sie gerade genauso gut Namen aus einem Telefonbuch vorlesen.
Das sagen die deutschsprachigen Kritiker zu Macbeth:
Lukas Stern von critic.de wirft Kurzel vor, zu sehr auf die Form zu achten. Die gesamte Ästhetik des Films sei reiner Selbstzweck ohne dem Shakespeare-Stück einen Mehrwert entlocken zu können:
Schnell – und das zeigt, dass es Kurzel nicht an der Idee mangelt, sondern am Interesse an der eigenen Idee – stehen die Zeitlupen und Zeitraffer, die Jump Cuts und die Reißschwenks nicht mehr im Zeichen eines dynamistischen Programms, das sich zu einer eigenlogischen Perspektive bekennt, sondern wirken wie der Lagerbestand eines Kaufhauses, das die Schaufenster voll kriegen muss.
Für Sascha Westphal von epd Film sind psychologische Neuinterpretation und bildgewaltige Brutalität zu viel des Guten:
Der Exzess erweist sich als prägendes Merkmal von Justin Kurzels Macbeth-Verfilmung. Der australische Regisseur treibt nicht nur den Blutrausch des von Michael Fassbender gewohnt unterkühlt gespielten Warlords in immer grausigere Höhen. Er geht auch sonst in jeder Hinsicht zu weit.
Frank-Michael Helmke von Filmszene.de würde Kurzels Macbeth zwar nicht als subtil bezeichnen, sie sei aber definitiv ein visueller Triumph mit großartigen Schauspielern:
Wohl selten bis nie hat man eine Shakespeare-Adaption gesehen, die mit so wenig Dialog auskam, und den Text stattdessen so konsequent in Bilder und visuelle Atmosphäre übersetzte. So ist Kurzels Macbeth auch und vor allem ein Triumph in cineastischer Hinsicht, entfaltet einen Großteil seiner enormen Wucht und Wirkung aus Bildgestaltung, Ausstattung, Kostüm-, Maske- und Kameraarbeit.
Fazit zu Macbeth:
Die englischsprachigen Kritiker sind von Macbeth begeistert: Die schauspielerischen Leistungen seien überragend, der Film visuell atemberaubend und die Inszenierung des australischen Regisseurs Justin Kurzel stimmig sowie innovativ. Die deutschen Kritiker hat der Hype um die Shakespeare-Verfilmung weniger erreicht. Für ihren Geschmack wurde das berühmte Theaterstück teilweise zu effekthascherisch und übertrieben adaptiert. Von Michael Fassbinder und Marion Cotillard ist man allerdings auch hierzulande beeindruckt.
Werdet ihr euch Macbeth mit Michael Fassbender im Kino ansehen?