Eine ereignisreiche Woche liegt hinter uns. An erster Stelle steht natürlich die Wahl des US-Präsidenten vor ein paar Tagen. n/a hat es geschafft, seinen Kontrahenten Mitt Romney in die Schranken zu weisen. Das bedeutet, dass die Demokraten vier weitere Jahre die Geschicke vom Weißen Haus aus lenken. In Deutschland rückte dieses Ereignis allerdings ein wenig in den Hintergrund, da etwas anscheinend wesentlich Wichtigeres geschehen ist: Tom Hanks hat gegen Wetten, dass..? gestänkert! Blasphemie! Schändung eines nationalen Heiligtums! Oder doch nur die Wahrheit?
Die anhaltende latente Miesepetrigkeit ob der Aussagen von Tom Hanks stehen diesmal im Mittelpunkt beim Aufreger der Woche.
Zwischen Kindergeburtstag und Fremdschämanleitung
Vor kurzem konntet ihr auf moviepilot lesen, was Tom Hanks von Wetten, dass..? hält, nämlich reichlich wenig. Stundenlang langweilten der Hollywood-Star und seine Kollegin Halle Berry sich auf der Couch und verstanden gar nicht, was denn dieser Unsinn um sie herum soll. Highlight des Abends war der sackhüpfende Markus Lanz. Und diesen Quatsch mussteTom Hanks sich mit einer Katzenohrenmütze auf dem Kopf angucken. Kein Wunder ließ der Schauspieler anschließend seinem Unmut freien Lauf – wohlgemerkt auf durchaus charmant ironische Weise, keineswegs polternd. So ist er, das ist bekannt. Eigentlich wollten Tom Hanks und Halle Berry ja aber nur ein bisschen Promotion für Cloud Atlas – Alles ist verbunden machen, mussten dann aber einer Veranstaltung beiwohnen, die irgendwo zwischen Kindergeburtstag und Fremdschämanleitung lag.
Deutsche Scham
Dass Tom Hanks seine Spitzen gegen Wetten, dass..? und Markus Lanz („[er sieht] ein bisschen wie ein schmieriger Banker [aus]“) in seinem unverwechselbar süffisanten Ton rausgehauen hat, milderte den Aufschrei zwar etwas ab, doch zwischen Unverständnis an Hanks’ Kritik an Deutschlands liebstem Show-Kind mischte sich so etwas wie Scham. Auch wenn die meisten Einwohner der Bundesrepublik nichts für Wetten, dass..? können, irgendwie war es doch vielen peinlich, dass ein Hollywood-Repräsentant so einen Schmarren miterleben musste. Jede Nation möchte sich möglichst vorteilhaft präsentieren, doch was seit Jahren als beste Samstagabendunterhaltung angepriesen wird, ist in Wahrheit altmodischer Unfug. Da können noch so viele Millionen Menschen vor der Mattscheibe hocken, da kann die Couch mit Lichtgeschwindigkeit durchs Studio brettern (apropos: bewegliche Möbel als Neuheit zu verkaufen, schlägt dem Raab die Krone aus) und in sämtlichen Medien so getan werden, als ob jede neue Wetten, dass..? -Ausgabe ein Jahrhundertereignis wäre, aber die Wahrheit ist, dass das Aushängeschild des ZDF eine Aneinanderreihung von Albernheiten darstellt und das als der Deutschen liebste Unterhaltungsform verkauft.
Überholtes Konzept
Auf Wetten, dass..? und das ZDF draufzuhauen ist leicht. Da gestaltet es sich schwieriger, einem Kleinkind einen Lutscher zu klauen. Der Unterschied liegt auf der Hand: Das Kind wehrt sich, das ZDF gibt sich der Peinlichkeit preis. Hier besteht ein Grundsatzproblem: Ein gebührenfinanzierter Sender zelebriert Quatsch mit Soße. Nicht erst seit Markus Lanz das Kommando übernommen hat, sondern eigentlich schon immer. Thomas Gottschalk sah auch aus wie ein Gummibärchendompteur.
Dass Markus Lanz die ganze Aufregung nicht versteht, spricht Bände. Eine außenstehende Person hat alle – mit Ausnahme der Verantwortlichen – darauf aufmerksam gemacht, was für ein infantiles, überlanges Rumgeeiere Wetten, dass..? ist. Die Chance auf Besserung bestand ja, als Thomas Gottschalk vor ein paar Monaten seinen Minipli nahm. Bis auf ein paar optische Änderungen und auf dem Sofa festgekettete Promis tat sich aber nichts. So wie sich seit Jahrzehnten nichts getan hat. Tom Hanks hat nur den Finger in die Wunde gelegt. Wollen wir hoffen, dass aus einer Show mit überholtem Humor und altbackenem Konzept vielleicht doch irgendwann eine Sendung wird, die die Leute nicht nur aus Gewohnheit anschauen und für die sich niemand vor ausländischen Gästen rechtfertigen muss.