Wie Valerie Plame von der Regierung verraten wurde

25.11.2010 - 08:50 Uhr
Valerie Plame und Naomi Watts
Tobis
Valerie Plame und Naomi Watts
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Heute startet der Politthriller Fair Game mit Naomi Watts und Sean Penn in den deutschen Kinos. Wir werfen einen Blick auf die skandalöse wahre Geschichte der CIA-Agentin Valerie Plame, die der Bush-Administration in die Quere kam.

Valerie Plame – den Namen haben sicherlich noch nicht viele von euch gehört. Was es mit diesem Namen auf sich hat, möchte ich euch heute näherbringen, denn zum Kinostart von Fair Game, einem CIA-Thriller von Doug Liman, habe ich recherchiert, inwiefern der Film auf wahren Fakten beruht.

Fair Game ist nicht irgendein Politthriller, sondern ein eminent politischer Film, der unmittelbar das Weltgeschehen der jüngsten Vergangenheit betrifft und uns nochmal in Erinnerung ruft, dass George W. Bush und seine Regierung 2003 einen Krieg auf der Grundlage von bewussten Lügen geführt haben. Fair Game berührt auch deshalb, weil der Film das Schicksal eines Opfers der skrupellosen Machtpolitik von Kriegstreibern erzählt. Ich persönlich hatte jedenfalls bisher noch nie von Valerie Plame gehört, einer Undervocer-Agentin der CIA, die Bushs Kriegsplänen in die Quere kam und dafür einen bitteren Preis zahlen musste. Als Spezialistin zur Abwehr feindlicher Aufrüstung infiltrierte sie Saddams Waffenprogramm, doch dabei entdeckte sie keinesfalls die vom Weißen Haus gewünschten Beweise für irakische Massenvernichtungswaffen. Als Plames Ehemann schließlich an die Öffentlichkeit ging, um die skandalösen Lügen aufzudecken, auf deren Grundlage die Bush-Regierung den Irakkrieg führte, ließ die Rache der Bush-Junta nicht lange auf sich warten… Naomi Watts spielt in Fair Game die CIA-Agentin, die zum Bauernopfer korrupter Politiker wurde.

Gesicherte Doppelexistenz

Die echte Valerie Plame arbeitete von 1985 bis 2003 für die CIA als verdeckte Agentin. Sie ist bis heute mit dem hochrangigen Diplomaten Joseph Wilson verheiratet (Ähnlichkeiten mit den Schauspielern seht ihr hier auf dem Foto)), der im Film von Sean Penn gespielt wird. Außerhalb der CIA wussten bis zum Juli 2003 nur ihr Ehemann und ihre Eltern von Plames Tätigkeit als Agentin. Freunde und Verwandte kannten sie lediglich als liebevolle Mutter von Zwillingen.

Ein Uran-Kauf, der nie stattfand

Nach dem 11. September 2001 suchte die CIA fieberhaft nach etwaigen Drahtziehern der Anschläge. Palmes Ehemann Joseph Wilson wurde wegen seiner guten Beziehungen in Westafrika von der CIA ausgewählt, einer Spur in Niger nachzugehen. Angeblich sollten dort Abgesandte von Saddam Hussein große Mengen Uran zum Bau von Atomwaffen kaufen. Doch die Hinweise entpuppten sich als falsch, der Kauf fand nie statt, worüber Wilson ausführlich und mit Vehemenz Bericht erstattete.

Eine folgenschwere Lüge

Im Februar 2003 trat der amerikanische Außenminister Colin Powell vor den Weltsicherheitsrat der Vereinten Nationen und legte angebliche Beweise dafür vor, dass der Irak Massenvernichtungswaffen produziere, unter anderem den angeblichen Urankauf im Niger. Auf der Grundlage dieser Lügen begannen die USA am 20. März den Irakkrieg. Wilson hielt das Schweigen schließlich nicht mehr aus und veröffentlichte am 6. Juli in der New York Times seinen Artikel “What I didn’t find in Africa”, in dem er offenlegte, dass der Uran-Kauf nie stattgefunden hatte und die Bush-Administration der bewussten Lüge überführte.

Enttarnt und gedemütigt

Eine Woche später erfolgte die Rache des Weißen Hauses: In der Washington Post griff der regierungsnahe Journalist Robert Novak Wilson als Wichtigtuer an und enttarnte Valerie Plame als Agentin. Eine Information, die ihm gezielt von Regierungsbeauftragten zugespielt wurde. Damit war Plames berufliche und private Existenz zerstört, denn in der Folge begann für das Paar Plame und Wilson ein Spießrutenlauf sondergleichen. Plame wurde vom aktiven Dienst bei der CIA suspendiert; die Presse stürzte sich wie Aasgeier auf das Paar und warf ihnen Vetternwirtschaft und Antipatriotismus vor. Bald erhielten sie Drohbriefe und -anrufe und selbst enge Freunde wandten sich von ihnen ab. Valerie Plame sah ihre Existenz in Trümmern, doch ihr Mann gab den Kampf nicht auf und wetterte weiter öffentlich gegen die Verlogenheit der Bush-Regierung.

Unbestrafter Hochverrat

Da die Preisgabe einer Gehimagentin nach amerikanischem Gesetz als Hochverrat gilt, begann das Verteidigungsministerium Ende 2003 eine Ermittlung gegen die Informanten in den Reihen der CIA und der Regierung. Richard Armitage und Karl Rove wurden zwar als solche identifiziert, jedoch aus fadenscheinigen Gründen nie belangt. Plame und Wilson reichten schließlich 2006 selbst Klage gegen Vizepräsident Dick Cheney, Armitage, Rove und elf weitere Personen ein. Diese Klage wurde jedoch bis heute immer wieder aufgrund angeblicher rechtlicher Mängel abgewiesen. Einer der Informanten, Karl Rove, hatte den Fall Plame einmal als “Fair Game” bezeichnet, blanker Hohn, wenn man dem gleichnamigen Film glaubt.

Aber macht euch selbst ein Bild! Hier der Trailer zu Fair Game:


Fair Game startet am 25. November 2010 in Deutschland. Wenn euch der neue Film mit Naomi Watts interessiert, dann schaut doch in unser Kinoprogramm, damit ihr erfahrt, wo der Film läuft. Mehr zum Film erfährst du im Tobis Filmclub.

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