Wir schauen Sons of Anarchy - Staffel 7, Folge 4

02.10.2014 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Kim Coates als Alex 'Tig' Trager in Sons of Anarchy
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Kim Coates als Alex 'Tig' Trager in Sons of Anarchy
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In der aktuellen Folge der letzten Staffel Sons of Anarchy feiern beliebte Gast-Stars ihr Comeback. Jackson Tellers Pläne werden jedoch gleich mehrfach durchkreuzt und es gibt Verluste innerhalb der Sons sowie viele tote Unschuldige zu beklagen.

Seitdem ich die erste Folge Sons of Anarchy gesehen habe, wünsche ich mir Normalität. Aber die Gewaltspirale dreht sich seitdem unaufhörlich weiter abwärts. Nie kehrt Ruhe im Rockerleben ein, die beschauliche Atmosphäre des Anfangs verfliegt noch innerhalb der ersten Staffel, ach was - innerhalb der ersten Folge! Dabei würde ich wahnsinnig gern nur ein mal einen normalen Tag in Charming erleben. Ohne Mord und Totschlag, ohne Intrigen, innere Dämonen und Familienzwist. Daraus wird wohl nichts mehr werden. Denn die letzte Staffel übertrifft die vorherigen nochmal um Längen, was den Drama-Faktor angeht. Auch in der neuesten Folge namens Poor little lambs gönnt uns Kurt Sutter wieder keinen Frieden.

Dabei lässt sich alles so beschwingt an. Die erste Hälfte der Folge kommt sogar richtig witzig daher, wer hätte das gedacht? Die begriffsstutzige Empfangsdame in Diosa, die Wortgefechte zwischen Rat und Tig sowie der Chef der Niners brennen beinahe ein kleines Gag-Feuerwerk ab. Quinn und Happy als "André the Giant and Captain Psycho" zu bezeichnen, ist schon ein starkes Stück. Es tut aber gut, wie zu Beginn alles vor sich hinplätschert: Gemma bringt Abel zur Vorschule und Marilyn Manson erlaubt sich im gekauften Gefängnisraum seine Scherze mit Jax. Selbstverständlich ändert sich das dramatisch und rasant.

Da wäre zum Beispiel ein großer Immobilien-Deal von August Marks, der nur über die Bühne gehen kann, wenn ein gewisser Geistlicher unterschreibt. Dabei handelt es sich aber ärgerlicherweise um einen der drei Priester, die die Sons in der ersten Folge zunächst in flagranti erwischt und anschließend erschossen haben. Also gilt es, flugs die Leichen auszubuddeln und deren Handys zu checken. Siehe da - auf einem Video erkennen wir eine alte Bekannte: Venus Van Dam (Walton Goggins). Die kennt zum Glück auch die Adresse des Pastors, wo dessen Frau vermutet wird. Sie könnte wiederum ersatzweise für ihren toten Mann den Vertrag mit August Marks unterschreiben, versteckt sich aber.

Innerhalb kürzester Zeit reiten die Sons daraufhin in deren Haus am See ein und scheuchen die gute Frau samt ihres Quasi-Sohnes auf. Tig erleidet dabei eine Schussverletzung, die aber nicht lebensbedrohlich zu sein scheint. Nach einem im See versenkten Auto und einer spektakulären Rettungsaktion sitzen alle auf einmal ganz gemütlich beisammen und besprechen die Lage. Die Frau kann davon überzeugt werden, den Vertrag zu unterzeichnen und so ihr Leben zu retten. Glück gehabt!

Sheriff Jarry erfährt derweil davon, was Jax und Gemma mit dem Vater von Sandy gegen Ende der letzten Folge angestellt haben und verdächtigt zunächst Nero. Sie konfrontiert ihn in Diosa. Er wusste aber gar nichts von der Aktion, die ihm Gemma anschließend gesteht. Es kriselt bei dem Paar: Zu viel steht zwischen ihnen. Zusätzlich lässt Jax Nero durch Gemma ausrichten, dass Juice noch in der Gegend ist. Gemma versteht nur Bahnhof: Warum sollte sich Nero für Juice interessieren? Sie verheimlichen sich also beide gegenseitig etwas: "There are things we just can't share. Better we don't." Meiner Meinung nach sollten sich wenigstens diese beiden gegenseitig reinen Wein einschenken, aber auf mich hört ja keiner.

Dafür nähern sich die zwei Seelenverwandten Tig (beziehungsweise Alexander) und Venus an. Erfreulicherweise geschieht das alles irgendwie natürlich und unpeinlich. Die beiden gehören offensichtlich zusammen - sie haben sich gesucht und gefunden. Wir kommen in den Genuss einer schönen und rührenden Szene, in deren Verlauf sich die beiden gebeutelten Seelen schließlich küssen. Sie verstehen sich gegenseitig, sie brauchen sich gegenseitig und haben in diesen schweren Zeiten endlich jemanden, der ihnen Licht und Freude spenden kann, wenn es sonst niemand mehr vermag. Ob sich Jax und die Sons deswegen Sorgen machen sollten? Nein, ich denke nicht. Aber Respekt an Kurt Sutter für die schöne, unaufgeregte Darstellung dieser normalen Liebesbeziehung zwischen zwei außergewöhnlichen Individuen.

Weniger erfreulich gestaltet sich das Treffen SAMCROs mit der arischen Bruderschaft zwecks Heroin-Übergabe. Die Sheriff-Deputies folgen den Bikern nämlich und werden alsbald entdeckt. In einem kurzen Tohuwabohu schießen die Nazis die Sheriffs-Gehilfen über den Haufen und alle verschwinden Hals über Kopf. Die Frau hat jedoch überlebt und liegt ab sofort im Krankenhaus. Es wirkt leider etwas unglaubwürdig, dass Jax und seine Leute es nicht schaffen, darauf zu achten, ob sie verfolgt werden. Insbesondere auf dem Weg zu so einem Treffen - Erfahrung darin müssten sie eigentlich auch haben. Oder sind die Sons so mit ihren Verbrecher-Kollegen beschäftigt, dass sie den starken Arm des Gesetzes schlichtweg vergessen haben?

Lin katapultiert sich schlagartig in das kollektive Gedächtnis zurück - mit einer Granate. Die explodiert Jax, Chibs und Sheriff Jarry direkt vor den Füßen in der Eisdiele, mit freundlichen Grüßen von einem Chinesen. Dabei kann es sich nur um einen Racheakt handeln, die Chinesen müssen also auf den Trichter gekommen sein, was Jax in Wirklichkeit so treibt. Es sieht auch ganz danach aus, denn die von den Chinesen erbeuteten Waffen sind futsch und wir haben das erste tote Club-Mitglied zu beklagen: Orlin West geht nicht an sein Handy, weil er tot ist. Orlin wer? Quinn, Montez und (Orlin) West wurden in der sechsten Staffel von Bobby rekrutiert und drücken sich seitdem mehr oder weniger untätig und schweigsam im Hintergrund herum - ein eher unspektakulärer Club-Todesfall.

Damit aber noch nicht genug, richtet Lin in Neros schönem Etablissement Diosa ein Blutbad an. Dabei erschießen sie kaltblütig alle Anwesenden: Kunden, Angestellte und vor allem auch Colette, die dort ausgeholfen hatte. Der Schock sitzt tief bei den Sons of Anarchy, Nero und Jax. Dass er Colette geliebt hat, wage ich zu bezweifeln. Aber dass ihr Tod viel Öl in sein loderndes Rache-Feuer gießt, steht fest. 

Juice bewegt sich während all dem immer noch keinen Zentimeter, erleidet aber einen Zusammenbruch nach dem nächsten. So langsam muss da irgendetwas geschehen. Als es endlich losgehen soll, schraubt er noch schnell einen Schalldämpfer auf seine Pistole. Gemma tut es ihm gleich und ich frage mich wieder einmal, worauf das alles hinausläuft.

Zitat der Folge: "It gets to a point, where it ain't about revenge anymore. You're doing it, because it just feels good." (Nero Padilla)

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