Wir trauern um Charlie Sheen

09.03.2011 - 08:50 Uhr
Charlie Sheen aus Two and a Half Men
Warner Bros.
Charlie Sheen aus Two and a Half Men
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Bei Warner Bros. ist das Fass übergelaufen: Charlie Sheen, hochbezahlter TV-Star aus Two and a Half Men, ist gefeuert. Wir trauern um einen Schauspieler, der scheinbar nicht mehr weiß, was er tut.

Gestern soll Charlie Sheen auf das Dach seines Hauses gestiegen sein. Angeblich hatte er in der einen Hand – wie so üblich in Hollywood-Kreisen – eine Machete, in der anderen eine Flasche. Freudig sprang er auf seinem Dach hin und her, schwenkte Flasche wie Machete und schrie “Free at last” (Endlich frei). So jedenfalls berichtet die Welt. All das soll sich zugetragen haben, nachdem Charlie Sheen von Warner Bros. endgültig gefeuert worden ist.

Bei Warner Bros. jedenfalls ist das Fass übergelaufen: Nach diversen verbalen Ausrutschern, nach Antisemitismus-Vorwürfen gegen Charlie Sheen, nach der Androhung, sich seine Gage von Two and a Half Men per Gericht einzuklagen, nach exzessivem Party- und Drogenleben zieht das Studio die Konsequenzen. Charlie Sheen sei nicht mehr tragbar, heißt es, der Schauspieler zeige ein “gefährlich selbstzerstörerisches Benehmen”. Er sei wohl “sehr krank”, meint Warner Bros. in seiner Begründung.

Charlie Sheen scheint das nicht zu stören. Er ist in den USA aktuell so präsent wie kein anderer Mensch auf der Welt. Der Star sitzt in Talkshows, gibt zahlreiche Interviews, Cocktails werden nach ihm benannt, extra Internet-Seiten entstehen, zwei Millionen Follower interessiert alles, was er bei Twitter von sich gibt … selten war ein Medienhype derart ausufernd. Aber irgendwie spiegelt sich auch die dunkle Seite von Hollywood in der Gestalt des Charlie Sheen. Er argumentiert, dass sein Beruf niemals unter jenen Dingen, die er in der Freizeit so treibt, gelitten habe und insofern könne ihm auch niemand vorschreiben, was er zu tun und zu lassen hat. Außerdem: Bei seiner TV-Figur Charlie Harper in Two and a Half Men zählen genau jene Qualitäten, für die er nun gefeuert werden soll: Partys feiern, Drogen nehmen, Promiskuität ausleben, coole Sprüche klopfen. Da er seine Argumente gekonnt medial inszeniert, weiß niemand so recht, was eigentlich mit dem Star los ist: Ist er verrückt geworden oder entdeckt er “nur” seine anarchistische Ader?

Charlie Sheen wird jedenfalls von all dem Hype um ihn in seinem Ego noch befeuert. Er fühlt sich als Gewinner im Kampf gegen seine Studio-Bosse, wird dafür von seinen Fans gefeiert, die ihn als Rebell gegen das Hollywood-Establishment feiern, und will definitiv – jedenfalls nicht bis jetzt – reumütig zu Kreuze kriechen. Diese Ich-bereue-Kultur haben amerikanische Stars bisher im höchsten Maße kultiviert. Erinnern wir uns an Mel Gibson, wie er nach jedem Skandal, Besserung verspricht und seine Bußfertigkeit zum Ausdruck bringt. Oder erinnern wir uns an Tom Cruise, der nach Fehltritten mit Charme-Offensiven sein Publikum wieder gewinnen will. David Duchovny ließ medienwirksam seine Sexsucht therapieren, die er in seiner Serie Californication allerdings spielen durfte.

Charlie Sheen interessiert die Reue nicht, um Therapeuten macht er einen großen Bogen und bisher hat er noch nicht irgendeine Entschuldigung von sich gegeben. Das macht ihn aktuell so spannend. Aber der Hype ist auch irgendwann vorbei. Hoffen wir, dass Charlie Sheen dann seine Qualitäten in neuen Formaten ausprobieren kann und nicht irgendwie in der Versenkung verschwindet, weil er keinen Unterschied mehr machen kann zwischen seinem Leben und jenem von Charlie Harper.

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