70 Jahre Wolfgang Petersen - Ein Gratulationsbrief

14.03.2011 - 08:50 Uhr
Wolfgang Petersen
Constantin Film Verleih
Wolfgang Petersen
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Heute vor 70 Jahren erblickte Wolfgang Petersen das Licht der Welt. Keiner hätte zu träumen gewagt, dass sich aus dem kleinen Jungen von damals einer der erfolgreichsten deutschen Regisseure Hollywoods entwickeln würde.

Lieber Wolfgang, alles Gute zum Geburtstag!

Wir kennen uns nun schon seit einer ganzen Weile, da soll es uns gestattet sein, uns gegenseitig zu duzen. Seit 70 Jahren wandelst du nun schon auf Gottes Erde und seit mindestens 30 Jahren bist du auch unter Cineastenkreisen in aller Munde. Tatort-Fans dürften dich sogar noch länger kennen, schließlich hast du bei sechs Folgen der beliebtesten Kriminalreihe Deutschlands Regie geführt. Dein letzter Beitrag, Tatort: Reifezeugnis, gilt sogar bis heute als der erfolgreichste Tatort überhaupt. Wenn von dir die Rede ist, dann jedoch nicht etwa als Wolfgang Petersen, dem Tatort-Regisseur. Auch nicht als Wolfgang Petersen, dem Exportschlager der deutschen Filmlandschaft. Nein, seit 30 Jahren haftet dir der Titel des Regisseurs von Das Boot an. Ein Film, der in Deutschland zunächst recht verhalten aufgenommen wurde, aber sich besonders in den USA zu einem herausragendem Erfolg und Filmklassiker und den bis dato erfolgreichsten fremdsprachigen Kinofilm entwickelte.

Ach, die guten alten Zeiten! Könnten wir doch ewig in der Vergangenheit leben. Was uns Filmliebhabern vielleicht noch gelingen mag, steht euch Regisseuren weniger gut zu Gesicht. Lorbeeren sind was schönes, solange sie nicht ausgeschlachtet werden. Das Boot, Enemy Mine – Geliebter Feind oder selbst Die unendliche Geschichte – die viel Schelte einstecken musste, aber sicherlich nicht bloß meine Kindheit mitprägte – sind Filme, die alle Jahre wieder gerne in den Player wandern. Doch musstest du nach vorne schauen, dich neuen Herausforderungen stellen. Du hast dein Glück in Hollywood gesucht und nach leichten Anlaufschwierigkeiten auch gefunden. In the Line of Fire – Die zweite Chance und Outbreak – Lautlose Killer sind zwei Filme, an die wir uns gerne erinnern. Gut, Outbreak – Lautlose Killer mag kein besonders anspruchsvoller Thriller sein und ist auch arg schematisch ausgefallen. Doch für eine Verfilmung eines Technothriller-Bestsellers, die im Fahrwasser von Jurassic Park entstand, war der Film trotz allem eine spannende Angelegenheit. Über In the Line of Fire – Die zweite Chance müssen wir nicht viele Worte verlieren. Aus einem exzellenten Drehbuch und zwei fast noch besseren Hauptdarstellern hast du mit deinem handwerklichen Geschick ein Musterbeispiel für ein nervenzerreißendes Psychodrama gestrickt.

Doch nun, lieber Wolfgang, bringst du mich in eine Zwickmühle. Da soll ein Text zu deinen Ehren verfasst werden, aber wie – frage ich dich – soll ich das anstellen, wenn die zweite Hälfte deiner internationalen Kinokarriere einen Fehlgriff nach dem anderen aufweist? Air Force One, Der Sturm, Troja und zuletzt das Katastrophenremake Poseidon: Da sage ich noch, Regisseure sollen sich nicht auf alten Lorbeeren ausruhen und dann servierst du uns gleich zweimal Filme über Leck geschlagene Boote. Nun gut, die reine Erwähnung der Filme soll als Mahnmal genügen und dein Ansehen – zumindest innerhalb dieser Zeilen – nicht unnötig beschmutzen. Doch die Realität war weit weniger gnädig mit dir. Seit deinem Meeresgott wurde es still um dich. Kleine Gerüchte machten die Runde, aber konkrete Neuigkeiten gab es keine. Vielleicht bringt dir das Sci-Fi-Genre in Kombination mit der Buchvorlage zu Old Man’s War wieder mehr Glück. Schließlich waren einige deiner größten Filmerfolge Buchverfilmungen und auch als Sci-Fi-Regisseur hast du dich bereits wacker geschlagen.

Abschließend wünsche ich dir nochmals alles Gute zu deinem 70. Geburtstag! Würde mich freuen, wenn wir nochmals etwas von dir zu sehen bekommen. Es muss auch kein Multimillionen Dollar teurer, Superstar bestickter Filmmoloch werden. Weniger ist mehr und du wirst ja auch nicht jünger.

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