Anthony Hopkins – Malibu statt Shakespeare

18.03.2011 - 08:50 Uhr
Anthony Hopkins in Mit Herz und Hand
Magnolia Pictures
Anthony Hopkins in Mit Herz und Hand
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Diesen Donnerstag läuft The Rite – Das Ritual in den deutschen Kinos an. Aus diesem Grund wollen wir das Leben und Schaffen der Hollywoodlegende Anthony Hopkins mal etwas genauer betrachten.

Vom Theater angewidert und von Hollywood enttäuscht, scheint Anthony Hopkins Ende der 80er Jahre schon für ein Fazit seiner Karriere bereit. So stellt der gebürtige Waliser resigniert fest: “Ich muss mich wohl oder übel damit abfinden, dass ich ein angesehener Schauspieler bin, der im West End herumläuft und bis ans Ende seiner Tage respektable Projekte für die BBC macht.” Doch dann wird ihm 1991 eine Rolle angeboten, die sich von seinem bisherigen Schaffen deutlich abhebt: Die Darstellung des kannibalischen Serienmörders Dr. Hannibal Lecter katapultiert Anthony Hopkins in die absolute A-Liga Hollywoods. Genugtuung für den außergewöhnlichen Schauspieler, der schon seit frühster Jugend nach Höherem strebt.

Der spätere Superstar wird am Silvesterabend des Jahres 1937 in der walisischen Küstenstadt Port Talbot geboren. Auf Grund einer Leseschwäche bringt Anthony Hopkins während seiner Schulzeit meist schlechte Noten nach Hause. Mad Hopkins, so sein Spitzname, der seinem aufbrausendem Temperament geschuldet ist, verbringt die späteren Jahre seiner Schullaufbahn in verschiedenen Internaten. Musik, Kunst und vor allem das Schauspiel sind die Dinge, die für den Schüler zählen. Folgerichtig avanciert mit Richard Burton auch ein walisischer Schauspieler zum großen Vorbild von Anthony Hopkins. Als er die luxuriöse Autosammlung der in der Nähe lebenden Schauspiellegende erblickt, entschließt sich der junge Hopkins dazu, sein Glück im Filmgeschäft zu versuchen.

Nach einer erfolgreichen Schauspielausbildung, verschlägt es den Waliser schnell in Richtung Theater. Mit Hilfe seiner markanten Ausstrahlung gelingt es Anthony Hopkins, sich rasch ins Rampenlicht zu spielen. Ab Mitte der 60er Jahre, wird ihm die Ehre zu Teil, zusammen mit der Theaterlegende schlechthin, Laurence Olivier, auf der Bühne zu stehen.

Auf der großen Leinwand kann der Schauspieler 1968, an der Seite von Peter O’Toole und Katharine Hepburn, zum ersten Mal von sich reden machen. Zwar nimmt im Laufe der 70er Jahre seine Filmkarriere langsam Fahrt auf, private Probleme wie das Scheitern seiner Ehe und Alkoholsucht, lassen jedoch erste Risse im Profil des Schauspielers aufkommen. Seit Anthony Hopkins im Jahr 1975 zum ersten Mal ein Treffen der Anonymen Alkoholiker besucht hat, rührt der ehemals schwere Alkoholiker bis heute keinen Tropfen mehr an.

Zwar kann Anthony Hopkins mit Rollen in heutigen Filmklassikern, wie Die Brücke von Arnheim und Der Elefantenmensch Achtungserfolge feiern, der ganz große Durchbruch, bleibt dem Waliser jedoch weiterhin verwehrt. So erarbeitet er sich unter anderem den zweifelhaften Ruf, der populärste Unbekannte des britischen Kinos zu sein. Doch dann wird dem Charakterdarsteller eine Rolle angeboten, die es in sich hat: Schauspielgrößen wie Jack Nicholson, Jeremy Irons und Robert De Niro lehnen allesamt ab, da ihnen die Figur des Kannibalen Dr. Hannibal Lecter eine Spur zu gewagt ist – und so bekommt schließlich ein gewisser Anthony Hopkins den Zuschlag.

Obwohl der Waliser nur gut 16 Minuten in Das Schweigen der Lämmer zu sehen ist, drückt er dem Psychothriller seinen Stempel auf. Anthony Hopkins erschafft einen einzigartigen Psychopathen, dem der Zuschauer zwischen Faszination und Abscheu ausgeliefert ist. Auch dank seiner großartigen Gegenspielerin Jodie Foster, gehört der Film von Jonathan Demme zum Besten, was das Thriller-Genre zu bieten hat.

Die oscarprämierte Darstellung ist der Startschuss für eine große Hollywoodkarriere. Neben Engagements in Blockbustern wie Bram Stoker’s Dracula oder Rendezvous mit Joe Black, sind es vor allem die anspruchsvollen Rollen, mit denen sich Anthony Hopkins profilieren kann. Zu seinen beeindruckendsten Leistungen zählen die Dramen Was vom Tage übrigblieb und Shadowlands – Ein Geschenk des Augenblicks sowie die Hauptrolle in Oliver Stones Biopic Nixon – Der Untergang eines Präsidenten. Seit Ende der 90er Jahre zieht es den Schauspieler verstärkt in Richtung Mainstream-Produktionen. Da er für sich selbst keine Herausforderungen mehr sieht und die Schauspielerei als einfaches Handwerk betrachtet, nimmt er ohne Bedenken Rollen in Filmen wie Die Legende des Zorro, Instinkt oder Die Legende von Beowulf an. Das Theater hat er zu diesem Zeitpunkt schon lange hinter sich gelassen. Mit den Worten: “Ich mag Shakespeare nicht, ich hänge lieber in Malibu rum” bekräftigt er seine Abneigung zur Bühne.

In diesem Jahr wird Sir Anthony Hopkins, der 2000 auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft angenommen hat, neben dem Exorzismus-Thriller The Rite – Das Ritual, außerdem noch mit der Rolle des Odin in der Comic-Verfilmung Thor zu sehen sein. Und vielleicht findet sich in naher Zukunft ja doch noch eine Rolle, die seine Schauspielleidenschaft neu entfachen kann.

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