Alle lieben District 9

10.09.2009 - 12:00 Uhr
Mit seiner Erfolgsgeschichte bis hin zum fulminanten Startwochenende in den USA hat District 9 schon jetzt ein kleines bisschen Filmgeschichte geschrieben. Auch von Seiten der Kritiker wird der Film geadelt.

Die Erfolgsgeschichte des Regisseurs Neill Blomkamp ist eine beneidenswerte. Die Kurzfilme des in der VFX-Abteilung von diversen Fernsehserien (u. a. Dark Angel, Smallville) beschäftigten Neill Blomkamp bekamen derart viel Aufmerksamkeit, dass er bald als Regisseur für eine von Peter Jackson produzierte Verfilmung des Computerspiels Halo im Gespräch war – jetzt mal ganz grob zusammengefasst. Als das Game-Projekt platzte, bot Peter Jackson ihm als “Trostpreis” 30 Millionen Dollar für einen Film seiner Wahl an. Neill Blomkamp entschied sich für eine Langfassung seines Kurzfilmes Alive in Joburg, die heute als District 9 in unsere Kinos kommt. Der mit halbdokumentarischen Elementen angereicherte Film wagt – ähnlich wie die Fernsehserie Alien Nation in den 1980ern – das Gedankenexperiment, wie es wäre, wenn Aliens unter Menschen auf der Erde lebten und mit Rassismus, Ausgrenzung sowie Apartheid konfrontiert würden.

Die Erfolgsgeschichte von District 9 wiederum ist eine virale. Alive in Joburg hatte schon als Halo noch zur Debatte stand, eine kleine Runde durch die Filmblogs gedreht und machte eine zweite, als District 9 angekündigt wurde. Die Produzenten verstanden es, auf diesen Zug aufzuspringen, indem sie noch vor dem ersten Trailer nach und nach virale Webseiten und Videos im Netz auftauchen ließen, auf denen der Leser vor streunenden Aliens gewarnt oder beispielsweise aufgefordert wurde, sich einer bewaffneten Sicherheitstruppe zur Kontrolle der Alien-Aktivitäten beizutreten. Auf dem Höhepunkt der Kampagne tauchten in den USA Plakate auf, die bestimmte öffentliche Plätze als “Nur für Menschen” auswiesen. Die Plakate zeigten eine Telefonnummer, unter der die Passanten aufgefordert wurden, Alien-Zwischenfälle zu melden. Einziger Hinweis auf den Film war eine unscheinbare Webadresse.

Schon zuvor hatte (u. a.) J.J. Abrams mit Cloverfield demonstriert, wie ein vergleichsweise kleiner Film mit einem einzigen großen Namen im Hintergrund durch geschicktes Anfixen der Online-Community zum medialen Event werden kann.

District 9 jedoch übertraf alle Erwartungen mit einem fulminanten Startwochenende in den USA, fegte den mehr als dreimal so teuren G.I. Joe – Geheimauftrag Cobra einfach weg und stieg auf Anhieb in die Top 50 der All-Time-Userwertungen auf IMDB ein, und wird – im Gegensatz zu anderen Netz-Hypes – auch vom Feuilleton geliebt. Zum US-Start ließen sich die negativen Kritiken an einer Hand abzählen, und auch die deutschen Kollegen sind zu großen Teilen begeistert.

So lobt Fritz Göttler in der Süddeutschen “ein Gefühl von Freiheit und Spontaneität (…), wie es heute wohl nur das Genrekino fertigbringt”, und laut Christian Ihle (die tageszeitung) ist District 9 ein “ungewöhnlich politisch engagierter, intelligenter Blockbuster, der auf überaus lobenswerte Weise durchdachte Dramaturgie, Actionfeuerwerk und eine politische Haltung verbindet”. Das sind nur zwei Meinungen von vielen. Die wenigen kritischen Artikel, die bisher zu finden sind, richten sich im Allgemeinen gegen den Hype als solchen, statt sich mit dem eigentlichen Film zu beschäftigen. Sogar der ewige Nörgler Stefan Höltgen gibt auf Telepolis letztlich zu, dass District 9 “ein sehr spannender und in seiner Weise origineller neuer Science-Fiction-Film” ist.

Hier der Trailer zu District 9:

Und auch noch einmal Alive in Joburg – der Film, mit dem alles begann:

District 9 startet heute in den deutschen Kinos. Wo und wann er in eurer Nähe läuft, findet ihr in unserem Kinoprogramm.

Eine Kritik zu District 9 findest du auf HorrorBlog.org.

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