Black Swan brutaler als The Wrestler

02.09.2010 - 08:50 Uhr
Kinowelt / 20th Century Fox
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Gestern Abend wurde das 67. Filmfestival in Venedig mit dem Thriller Black Swan von Darren Aronofsky eröffnet. Der Film überzeugte die Kritiker und lässt Bestes für den Wettbewerb hoffen.

Darren Aronofsky hat schon mehrfach bekundet, dass er seinen neuen Film Black Swan in einer Einheit mit seinem letzten Werk The Wrestler sieht. Während Mickey Rourke im Boxring seinen Körper malträtierte, vollzieht dieses Natalie Portman auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Obwohl die Kulissen wechseln, ist das Thema ähnlich: Es geht in beiden Fällen um die körperliche Selbstausbeutung und in dieser stehen sich der Wrestler und die Ballerina in nichts nach. Dass beide Filme auch im Wettbewerb beim Filmfestival Venedig laufen, ist eine weitere Verbindung zwischen ihnen. Ob Black Swan auch den Goldenen Löwen gewinnt?

Die Filmkritiker jedenfalls sind mehrheitlich begeistert. Black Swan wirkt laut Florian Keller im Tagesanzeiger “in mancher Hinsicht wie die unheimliche Zwillingsschwester von The Wrestler. Die Ironie dabei: Der Ballettfilm ist in jeder Beziehung das brutalere Drama. Black Swan, das ist sozusagen Showgirls im Tutu … Darren Aronofsky entwirft hier das Psychogramm einer Frau, deren Selbstdisziplin zur Besessenheit wird. In ihrem Narzissmus und ihrer Angst vor der Lust gleitet sie allmählich in einen Albtraum ab, der ganz und gar hausgemacht ist.”

Tobias Kniebe in der Süddeutschen Zeitung bemitleidet Natalie Portman: “Geradezu sardonisch zertrümmert Darren Aronofsky, der offenbar selbst ein Meistermanipulator ist, ihr Image als nettes Mädchen, als steife Sternenprinzessin, als stets kontrollierte Perfektionistin. Er quält sie und schindet wirklich ihren Körper, der noch nie so sehnig, so angegriffen, so scharfgezeichnet aussah wie hier. Zur Belohnung für ihn, aber vor allem für sich selbst, schenkt sie ihm eine Tour de Force, die ihre Karriere neu definieren wird. Da ist wirklich jede Nuance, jedes Augenflackern, jedes Lippenbeben, jeder knacksende Knöchel echt.”

Laut Peter Zander in der Welt scheut der Regisseur in Black Swan “nicht vor aufdringlichen Schock-Elementen des Horrorkinos zurück. Immer wieder findet das Mädchen Striemen und blutige Risse an sich, eine Mater Dolorasa. Am Ende entwickelt sie gar wahre Gänsehaut, ihr wachsen sogar buchstäblich Flügel, als sie in den ultimativen Bühnentod tanzt. Mein lieber Schwan! Für solcherlei bildlichen Umsetzungen von Neurosen muss man freilich schon aufgeschlossen sein, sie spalteten das Fachpublikum in klare Buh- und Jubelfraktionen.”

Allerdings glaubt Christoph Huber in der Presse – trotz des Lobes zu dem Film – nicht, dass Black Swan zu gleichen Ehren kommt wie The Wrestler. “Ob Black Swan, wie vorab kolportiert, wieder ein Oscar-Kandidat ist, darf bezweifelt werden. Denn trotz des respektablen Hochkulturanstrichs ist der Film im Herzen ein trashiger Sex-Schocker: Konkurrentin Mila Kunis bringt zwar etwas Leben ins Spiel, als sie der Heldin bald in jeder Hinsicht zu nahe kommt, aber Darren Aronofsky s Interesse gilt vor allem seinen künstlichen Effekten, die dem manichäischen Bedeutungsgefuchtel Nachdruck verleihen sollen.”

Wer sich von Euch für Black Swan interessiert, sollte sich den 3. Februar 2011 rot im Kalender ankreuzen. Dann kommt der Film mit Natalie Portman nämlich in unsere Kinos.

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