Der Highclass-Trash des Paul W.S. Anderson

27.02.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Mortal Kombat | Resident Evil | Death Race | Die Drei Musketiere | Pompeii 3D
Warner Home Video | Constantin | Universal |
Mortal Kombat | Resident Evil | Death Race | Die Drei Musketiere | Pompeii 3D
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Diese Woche startet Pompeii in den deutschen Kinos. Ein Film, der so gar nicht in die bisherige Regie-Vita von Paul W.S. Anderson passt. Das hat mir zu denken gegeben. Läutet Pompeii etwa Andersons Abkehr vom Highclass-Trash ein?

Pompeii 3D startet heute in den deutschen Kinos. Im Zentrum steht eine Katastrophe und mittendrin spielt sich eine tragische Liebesgeschichte ab. Wird der Name Paul W.S. Anderson erwähnt, rollen manche Kritiker mit den Augen und sagen sowas wie: “[Da] sehen wir einen Regisseur, der mit Mühe und Not einen Film zustande gebracht hat, mit der Anmut eines Vorschülers […]” (IndieWire). Ein anderer Kritiker, Roger Moore auf Movie Nation, setzt den Film in Kontext zu Andersons bisherigen Werken und gab einen Satz von sich, der so falsch nicht ist: “Er hätte seiner Vergangenheit entfliehen können, wenn das Studio ihn nur gelassen hätte.” Der Satz ist insofern bezeichnend, als dass ich mir nach seinem Erstlingswerk Shopping nicht hätte vorstellen können, dass der junge Paul W.S. Anderson ausgerechnet den Weg der Videospielverfilmungen beschreiten würde. Und damit meine ich nicht nur Mortal Kombat und Resident Evil.

Shopping & Mortal Kombat – Debüt & Erfolg
Der Film Shopping über ein paar Jugendliche, die gerne mit Autos in irgendwas reinfahren, ist weder ein Meilenstein der Filmgeschichte, noch war er sonderlich erfolgreich (was sicherlich auch an der begrenzten Auswertung lag). Dennoch eckte Paul W.S. Anderson mit seinem Wannabe-Drama soweit an, dass er in Folge dessen nur in einer geschnittenen Version in die USA kam. Dafür brachte Shopping die Karriere eines gewissen Jude Law ins Rollen. An diesem Film lassen sich zwei Sachen deutlich erkennen. Erstens: Kameramännern scheint es bei Paul W.S. Anderson verboten zu sein, statische Bilder zu machen (erhaschst du doch mal eines, ist es mit Sicherheit ein Schnittbild). Zweitens: Irgendwo, tief in ihm drin, verborgen unter der Schlacke überbrodelnder 3D-Geilheit und dem beängstigend hohen Berg aus verkrüppelten Storyleichen, liegt das Interesse an der Zeichnung interessanter Figuren begraben.

Die Beweggründe für New Line Cinema, Paul W.S. Anderson die Regie bei der Videospielverfilmung Mortal Kombat anzubieten, kann ich im Nachhinein nur noch erahnen. Eine mögliche Erklärung wäre, wie so oft in Hollywood, das Geld. Die jüngere Geschichte hatte gezeigt, dass Videospielverfilmungen eine riskante Angelegenheit sind. Streetfighter – Die entscheidende Schlacht war in den USA ein Flop und an die Super Mario Bros. wollte eigentlich auch schon niemand mehr denken. Es ist nachvollziehbar, dass das Studio das finanzielle Risiko so gering wie möglich halten wollte. Zwar ist dies reine Spekulation, aber nach dem Flop von Shopping kann Paul W.S. Anderson auf dem Regiestuhl nicht mehr allzu teuer gewesen sein. Mit Mortal Kombat trennte sich der Filmemacher bereits früh von der fixen Idee, eine gute Geschichte erzählen zu können und baute vollends auf eine extravagante Optik. Und wenn ich mir so anschaue, wie im Film ständig Sachen auf den Zuschauer zufliegen, ließ sich vielleicht damals schon erahnen, wohin die Reise noch gehen sollte.

Star Event Force Horizon Soldier
Obwohl die Filme Star Force Soldier und Event Horizon – Am Rande des Universums extrem ambitioniert waren, floppten sie weitestgehend. Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Das, was ihm später Geld und Ruhm bescheren würde, brach ihm zunächst beinahe das Genick und zwang ihn von der Leinwand auf den TV-Bildschirm. Auch wenn die Filme durchwegs mit namhaften Darstellern wie Kurt Russell, Laurence Fishburne und Sam Neill aufwarten konnten und auch passable Effekte boten, wurde die völlig belanglose Story kritisiert. Mittlerweile wissen wir, was uns erwartet, wenn wir uns ein Ticket für einen Paul W.S. Anderson-Film kaufen. Damals waren die Kritiker nicht vorbereitet auf 47 Millionen US-Dollar teure Effektorgien ohne Substanz. Schaue ich mir allerdings Event Horizon genauer an, wird plötzlich klar, woher die Inspiration für das Setting von Resident Evil kam.

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