Als das europäische Kino sich erneuerte, war er eines seiner Gesichter. Der französische Schauspieler Alain Delon gehörte zu den großen Stars der 60er, 70er und 80er Jahre. Er prägte Filmklassiker wie Rocco und seine Brüder, Nur die Sonne war Zeuge und Der eiskalte Engel, während sein Privatleben die Klatschspalten füllte und für Skandale sorgte. Heute ist Alain Delon im Alter von 88 Jahren gestorben, wie seine Kinder der französischen Nachrichtenagentur AFP bestätigten.
Nach einer schwierigen Jugend landete Alain Delon durch Zufall beim Film
Delon, Jahrgang 1935, durchlebte eine unstete Kindheit. Als er vier Jahre alt war, trennten sich seine Eltern, was einen häufigen Wechsel zwischen den mütterlichen und väterlichen Haushalten, Pflegefamilien und Internaten nach sich zog. Delon galt als schwieriges Kind und dieser Ruf zog sich durch seine Jugend und in seinen Militärdienst während des Indochina-Krieges.
Wegen des Diebstahls eines Jeeps wurde er aus der Marine entlassen und kehrte aus dem heutigen Vietnam nach Frankreich zurück. Dort gelangte Delon 1957 eher zufällig zum Filmfestival in Cannes, wo er von Hollywood-Agent Henry Wilson entdeckt wurde. Über den Umweg Rom sammelte Delon erste Filmerfahrung. Eine davon: Das Historiendrama Christine von 1958, in dem Alain Delon neben dem deutschen Filmstar Romy Schneider zu sehen war. Danach verband beide eine langjährige Liebesbeziehung und später Freundschaft, auch vor der Kamera, etwa in Der Swimmingpool.
Alain Delon als Tom Ripley und als Gesicht des europäischen Kinos
Delon feierte seinen ersten Hit mit der Komödie Mal diese – mal jene, doch heute assoziiert man ihn eher mit dunkleren Rollen, etwa dem 1960 erschienenen Krimi Nur die Sonne war Zeuge. Die Verfilmung von Patricia Highsmiths Roman Der talentierte Mr. Ripley zeigte Delon als verführerischen Hochstapler Tom Ripley, dem das "Engelsgesicht" und die eisig blauen Augen des Stars gut zu Gesicht standen. Im selben Jahr erschien das einflussreiche Sozialdrama Rocco und seine Brüder von dem italienischen Meisterregisseur Luchino Visconti.
Delon stieg zu einem weltweiten Star auf, der in Klassikern des europäischen Autorenfilms wie Liebe 1962 von Michelangelo Antonioni und Viscontis Der Leopard ebenso zu sehen war wie in englischsprachigen Produktionen. Der große Hollywood-Durchbruch gelang Alain Delon trotz mehrmaliger Versuche trotzdem nicht.
In den späten 60er und 70er Jahren wechselte Delon vermehrt ins Genre-Fach, allen voran in den Gangsterfilmen von Jean-Pierre Melville. Als Profikiller in Der eiskalte Engel spielte Delon eine seiner berühmtesten Rollen, die mit ihrer wortkargen Coolness nicht nur sein Image komplementierte, sondern nachfolgende Filmemacher wie Jim Jarmusch oder John Woo beeinflusste.
Skandale und rechtsextreme Ansichten überschatten sein Privatleben
Delons Strahlkraft im Kino ist unbestritten, sein Privatleben wurde von Skandalen und Kontroversen überschattet. Die sogenannte Markovic-Affäre brachte ihn mit dem Tod seines Freundes und Bodyguards in Verbindung und machte seine freundschaftlichen Verbindungen zum organisierten Verbrechen publik. In späteren Lebensjahren zog Delon mit seiner Nähe zum rechtsextremen Front National (heute Rassemblement National) Kritik auf sich.
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Nach langer Krankheit ist Alain Delon im Alter von 88 Jahren gestorben. In einem Statement seiner drei Kinder heißt es:
Alain Fabien, Anouchka, Anthony und (sein Hund) Loubo sind zutiefst betrübt über das Ableben ihres Vaters. Er ist friedlich in seinem Haus in Douchy verstorben, umgeben von seinen drei Kindern und seiner Familie.