Friends, Cosby & die Renaissance der Familiensitcom

04.08.2014 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
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Technische Veränderungen und Deregulation prägten die 80er und 90er Sitcomjahre. In diesem Teil nehmen wir die Renaissance der Familiensitcom unter die Lupe und ergründen die Unterschiede zwischen Seinfeld und Friends.

Menschen neigen dazu, die Vergangenheit zu verklären und in nostalgischer Erinnerung zu schwelgen. Davor sind auch Sitcoms nicht gefeit. Happy Days, produziert Mitte der 70er Jahre, spielt in den idealisierten 50er Jahren. Und auch heute, im Jahre 2014, sehnen sich TV-Produzenten nach der guten alten Zeit zurück. Damit meinen sie nicht mehr die 50er, sondern 80er und 90er Jahre. Zuletzt äußerte sich dieses Gefühl im Rahmen der Gerüchte um eine Neuauflage von Full House. Ein weiteres Serienprojekt soll Bill Cosby mit einer neuen Sitcom auf die Bildschirme holen. Und viele Sitcom-Stars der 80er und 90er versuchten in den letzten Jahren, an alte Erfolge anzuknüpfen. Tim Allen (Last Man Standing), Michael J. Fox (The Michael J. Fox Show) und sogar Robin Williams (The Crazy Ones) kehrten in den letzten Jahren zu ihren seriellen Wurzeln zurück – leider mit verhaltenem Erfolg.

Was lehrt uns das? Im besten Fall, dass an den Sitcoms des ausklingenden Jahrtausends irgendetwas Besonderes dran war. Dass sie die Kindheit, Jugend und das Erwachsenendasein vieler Menschen so sehr prägten, dass heute, in einer Krisenzeit für das Genre, Sender versuchen, das Gefühl von damals zu reproduzieren.

Das nehmen wir zum Anlass, um im dritten Teil einen Blick auf die Sitcom Trends der 80er und 90er zu werfen. Wir unternehmen einen Streifzug durch das Revival der Familiensitcoms, die Ersatz-Familiensitcoms bis hin zur aufkeimenden postmodernen Strömung, auf die dann im viertel Teil der Scheinwerfer gerichtet wird.

Welcome To The New Age
Die Geschichte des Cable Television ist eigentlich enger mit der Erfolgsgeschichte der Dramaserie verbunden als mit der Sitcom. Dennoch steht außer Frage, dass die neuen Sender die etablierte Networks unter Druck setzten. Das Modell der Gebührenfinanzierung führte dazu, dass Cable-Sender Programme anbieten mussten, für die die Zuschauer auch bezahlen wollten. Die werbefinanzierten Networks hingegen verkauften eigentlich keine Inhalte, sondern ihre Zuschauer an die Werber. Zwar bedienten die Cable-Sender in den 80er Jahren nur eine Nische und es war nicht abzusehen, dass sie in wenigen Jahrzehnten das neue goldene Zeitalter des Fernsehens einleiten würden, doch der Konkurrenzdruck auf die großen Networks stieg mit jedem neuen Abonnenten. Zudem gesellte sich ab 1987 ein weiteres Network, Fox, zu den bestehenden – ABC, NBC und CBS – hinzu und drohte, die Zuschauer weiter aufzusplitten. Der Einzug der Videorekorder in die Haushalte veränderte die Art und Weise, wie Menschen Fernsehen konsumierten.

Den größten Einfluss hatte wohl die Aufhebung der Regulation durch die Regierung. Neben mehr Werbung führte diese Deregulation auch dazu, dass Programme freizügiger mit ihren Themen und ihrer Sprache umgehen konnten. Zudem zielten die Serien mehr und mehr auf ein junges, liberales, wohlhabendes und gebildetes Publikum ab, womit der Trend der 70er Jahre fortgeführt wurde. Es vermischten sich stilistische Mittel, die aus dem Heile-Welt-Kosmos der 60er und dem aufklärerischen Anspruch der 70er entsprangen.

Tradition in neuem Gewand


In den frühen Achzigern, als Primetime Soaps wie Dallas und Der Denver-Clan die Ranglisten anführten, war die Sitcom ein tot geglaubtes Genre. Die Zeit von Mary Tyler Moore und MASH ging so langsam zu Ende und eine neue Hitserie musste her. Der Ritter in glänzender Rüstung war 1984 gefunden. Er hieß William Henry Cosby jr. Die Die Bill Cosby Show belebte nicht nur das Genre wieder und machte dabei die Familiensitcom wieder salonfähig, sondern “veränderte auch für immer wie schwarze Familien im Fernsehen dargestellt werden. Die Serie pflasterte den Weg für einen Regenbogen afro-amerikanischer Themen im TV”, schreibt Lisa Schwarzbaum 1992 in einem Artikel für die Entertainment Weekly. Sitcoms wie Alle unter einem Dach und Der Prinz von Bel-Air scheinen diese Meinung zu bestätigen.

Die liebenswerte Familie Huxtable mit den fünf Kindern aus der gehobenen New Yorker Mittelschicht erreicht Traumwerte für den Sender NBC und avancierte zur beliebtesten Serie des Jahrzehnts. Sie zeichnete ein recht zahmes, aber idyllisches Bild einer wohlhabenden Familie und traf vielleicht gerade mit dieser komplett unzynischen und warmherzigen Art einen Nerv, der lange nicht mehr beansprucht wurde. Aber anders als die traditionelle Kernfamilie der 50er Jahre, erkundete die der 80er und 90er alle Spielarten und Facetten, die eine Familie annehmen konnte. Kate & Allie waren zwei geschiedenen Frauen, die beschlossen, ihre Kinder gemeinsam großzuziehen. In Die Nanny, Wer ist hier der Boss? und Mr. Belvedere wirbeln Kindermädchen und Haushälter das Familienleben auf. In Full House zieht ein Witwer mit seinen zwei Freunden drei Mädchen groß und Eine starke Familie erhebt die Patchworkfamilie zur Norm. Die meisten dieser familienfreundlichen Sitcoms waren Teil des ABC-Programmblocks “Thank God It’s Funny”, der bis in die 90er hinein zahlreiche Erfolgsserien hervorbrachte.

TGIF Werbung – 1993

Als die 80er in die 90er übergingen, befanden sich die Familiensitcoms auf dem Höhepunkt. Doch der nächste Trend ließ nicht lange auf sich warten.

Erfahrt auf der nächsten Seite, wie Friends und Seinfeld die Freundschaft auf die eine oder andere Art zur neuen Familie erhoben

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