Godzilla stand schon immer für menschliche Ängste

19.05.2014 - 00:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Die Filmanalyse zu Godzilla
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Die Filmanalyse zu Godzilla
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Der Filmanalytiker hat sich Godzilla gestellt und möchte euch hier seine Meinung dazu verkünden.

Das 60 Jahre alte, aber eigentlich überzeitliche Kinoungeheuer Godzilla ist zurück. Der noch recht unbekannte Regisseur Gareth Edwards hat sich dem Stoff angenommen und sich bei seinem Film nicht nur auf die technischen Möglichkeiten verlassen. Godzilla ist atmosphärisch dicht erzählt und mit Bryan Cranston, Aaron Taylor-Johnson, Juliette Binoche, Elizabeth Olsen, Sally Hawkins erstaunlich gut besetzt. Die meisten CGI-Blockbuster der letzten Jahre machten ein aufmerksames Zusehen geradezu unmöglich. Die enervierende Hektik der Actionszenen, in denen nur noch Subjekte und Objekte wild durch die Gegend flogen und explodierten, ließen diese Film zu reinen Effekt-Feuerwerken verkommen. Ein Staunen oder Reflektieren war unmöglich, man wurde regelrecht betäubt. Edwards’ Godzilla lässt uns Zuschauer immer wieder in Distanz treten, von dort aus können wir betrachten, was vor sich geht. Gareth Edwards wechselt häufig zwischen einem stereoskopischen und einem teleskopischen Blick hin und her. Das große Ganze und das ganz Kleine können wir sehen. Diese Erzählhaltung ist nicht neu und doch passt sie ausgezeichnet in einen Godzilla-Film, kulminiert in ihm doch das, was man konservative Aufklärungskritik nennt.

1954 reagierte man mit Godzilla auf die amerikanischen Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki. Die Fortschritte der Technik weckten ungeahnte Urkräfte mit verheerenden Folgen. Zu dieser Zeit schreibt auch Ernst Jünger vom Titanischen der Technik. Seit dem Untergang der Titanic sei der Mensch nur noch ein Passagier, unfrei und der Technik ausgeliefert – bis zum Untergang. Jünger, der Meister des teleskopischen und stereoskopischen Blicks, formuliert die Idee, wonach der technische Fortschritt wieder mythische Kräfte und Elementargewalten freisetzen und bei denen der Mensch kaum noch von Bedeutung sein werde. Diese Denkrichtung ist auch der neue Godzilla-Film verpflichtet. Der Mensch, so macht uns Edwards deutlich, ist lediglich ein geduldeter Zuschauer in einem Kampf zwischen überlebensgroßen Titanen. Wir alle sind nur noch Kinozuschauer.

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