Ready Player One - Eure Einführung in den Heiligen Gral der Popkultur

06.04.2018 - 08:50 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Ready Player OneWarner Bros.
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Als Heiliger Gral der Popkultur wurde Ernest Clines Romanvorlage im Trailer zu Ready Player One angepriesen. Was es damit auf sich hat und warum sich die Fans rund um den Globus vor Parzivals Abenteuer verbeugen, haben wir für euch aufgeschlüsselt.

Mit Ready Player One startete gestern die Verfilmung der gleichnamigen Buchvorlage von Ernest Cline in den deutschen Kinos, die bereits im Vorfeld für einiges an Aufsehen gesorgt hat. Immerhin handelt es sich hierbei um den "Heiligen Gral der Popkultur", wie es in glänzenden Lettern im Teaser-Trailer zu lesen ist, der vor einem Jahr auf der Comic-Con in San Diego ausgestrahlt wurde. Vermutlich hätte Warner Bros. für die Premiere der ersten bewegten Bilder keinen besseren Ort auswählen können, als jenen, an dem sich einmal im Jahr Fans aus der gesamten Welt versammeln, um das zu feiern, was sie lieben, während das Internet gespannt jede Entwicklung in Livestreams und -blogs mitverfolgt und auseinandernimmt. Doch was hat es auf sich mit diesem Heiligen Gral der Popkultur, der nun von Steven Spielberg auf die große Leinwand gebracht wurde?

Worum geht es in Ready Player One überhaupt?

Ready Player One ist im Jahr 2045 angesiedelt und entführt in eine Welt, die sich aufgrund der rücksichtslosen Ausbeutung fossiler Energieträger nach und nach selbst zerstört, sodass die Menschen nun mit den verheerenden Folgen zu kämpfen haben, die u.a. in einer weltweiten Energie- und Wirtschaftskrise zum Tragen kommen. Die Zivilisation befindet sich am Abgrund, woraufhin sich ein Großteil der Bevölkerung des Planeten in eine virtuelle Welt namens OASIS (Ontologically Anthropocentric Sensory Immersive Simulation) flüchtet. Via VR-Brille und anderweitigem Zubehör versinken die Menschen in den unendlichen Räumen einer künstlichen Realität, in der die Fantasie als einzige Grenze des Möglichen existiert. "Die Leute kommen in die Oasis, weil sie da alles machen können. Und sie bleiben, weil sie dort alles sein können", erklärt Protagonist Wade Watts (Tye Sheridan) mittels Voice-over bereits im Zuge der Trailer.

Was hat es mit Hallidays Easter Egg auf sich?

Geschaffen wurde die OASIS von einem gewissen James Donovan Halliday (Mark Rylance) und seine Partner Ogden Morrow (Simon Pegg), die - ganz in Anlehnung an den Bruch des einstigen Apple-Duos Steve Jobs und Steve Wozniak - nach einer Weile getrennte Wege gingen, während sich ihre Kreation immer größerer Beliebtheit erfreute. Als Halliday schließlich starb, versteckte er ein letztes Easter Egg in den Untiefen der OASIS. Derjenige, der es findet, erbt nicht nur sein gesamtes Vermögen im Wert einer halben Billion US-Dollar, sondern erhält die vollständige Kontrolle über die OASIS. Unzählige Menschen begeben sich daraufhin auf die Suche nach dem Easter Egg, auch Nolan Sorrento (Ben Mendelsohn), der Kopf des zwielichtigen Unternehmens IOI (Innovative Online Industries), dem alle Mittel recht sind, solange er am Ende als Gewinner aus dem - mitunter sprichwörtlichen - Rennen hervorgeht. Hier beginnt die Odyssee durch die Popkultur vergangener Dekaden.

Was hat das mit dem Heiligen Gral der Popkultur zu tun?

Um in den Besitz des wertvollen Easter Eggs zu gelangen, müssen drei Schlüssel gefunden und drei Herausforderungen gemeistert werden. Dafür ist massig Wissen hinsichtlich der Filme, Serien, Bücher, Comics, Videospiele und der Musik aus den 1980er Jahren von ungemeinem Vorteil. Wenngleich der Film die Grenzen der mit einbezogenen Popkultur auf zusätzliche Jahrzehnte aufweicht, bleibt das Konzept das gleiche: Ready Player One erzählt ein Abenteuer gesäumt von Referenzen und Verweisen und zitiert dabei munter aus dem populären Kulturgut der Vergangenheit. So taucht etwa der DeLorean aus Zurück in die Zukunft auf, während Batman den Mount Everest besteigt und der Der Gigant aus dem All vorbeischaut. Trivia-Wissen avanciert in der OASIS zur wertvollen Währung. Immerhin könnte ein Detail der gescheiterten Karriere des Hauptdarstellers aus Hallidays zweitliebster Sitcom einen Hinweis für die Lösung des Problems bereithalten.

Popkultur-Exzess par excellence

In seinem Buch investiert Ernest Cline sehr viel Zeit in die Ausschmückung der Wahrnehmung und Bedeutung von Popkultur in einer Welt, die in diesem Punkt gar keine eigene Identität zu besitzen scheint. Im Jahr 2045 löst niemand mehr ein Kinoticket, besucht das Konzert seiner Lieblingsband oder vergnügt sich mit der Lektüre eines zeitgenössischen Autoren. Stattdessen dreht sich alles um Hallidays Obsession, die ebenfalls zur Obsession der Gaunter wird, wie sich die Menschen nennen, die es auf das Easter Egg abgesehen haben. Immer wieder schildert Ernest Cline den Denkprozess seines Protagonisten, der in den entlegensten Ecken der OASIS nach Hinweisen sucht, während er gleichzeitig die "Holy Trilogies" herunterbetet, zu denen neben der Original- und der Prequel-Trilogie (!) von Star Wars auch Der Herr der Ringe, Matrix, Zurück in die Zukunft, Mad Max und Indiana Jones (ohne das Königreich des Kristallschädels) gehören.

Peak-Nostalgie vor dem Nostalgie-Peak

Auf gewisse Weise war Ernest Cline mit diesem Popkultur-Exzess seiner Zeit minimal voraus. Ehe vor zwei Jahren Stranger Things in dieser Hinsicht den Supergau lieferte, stand Ready Player One schon 2010 in den Buchregalen und machte reichlich Gebrauch davon, nostalgische Gefühle zu wecken. Ernest Cline integrierte sämtliche Zitate allerdings mit einem konkreten Bezug zur Geschichte und konstruierte somit ein Handlungsgerüst, in dem sich früher oder später jeder Leser mit eigenen Erinnerungen aus seiner Kindheit und Jugend wiederfindet. Der Heilige Gral der Popkultur ergibt sich vor allem also daraus, dass Ready Player One einer umfangreichen Bestandsaufnahme der Popkultur gleicht und im Detail erklärt, wo der Reiz eines alten Arcade-Games wie Dungeons of Daggorath liegt und wie sich ein Kultfilm à la WarGames - Kriegsspiele anfühlen muss, wenn man ihn in Form eines Rollenspiels durch die Perspektive von Matthew Broderick erlebt.

Wenn die Popkultur zur Wirklichkeit wird

Ready Player One lebt ultimative Fan-Fantasien aus, indem er all die durch Filmen, Büchern und Videospielen aufgesogenen Eindrücke vereint und zum Leben erweckt, wenn auch nur im virtuellen Rahmen. In der Welt von Ready Player One ist dieser jedoch zunehmend zur Wirklichkeit geworden. Dabei imitiert ebenfalls die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird, an die Levelstruktur eines Videospiels inklusive Easter Eggs am Rande des Weges. Ein bisschen provoziert Ernest Cline die Deutung als Heiligen Gral der Popkultur zudem selbst, wenn er Wade mit seinem Avatar Parzival durch die OASIS laufen lässt und - genauso wie der entsprechende Ritter von Arthurs Tafelrunde - auf die Suche nach Hallidays Easter Egg schickt, das dem Heiligen Gral entspricht.

Konnte euch Ready Player One mit seiner Begeisterung für Popkultur anstecken?

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