The Walking Dead - Wir schauen Staffel 6, Episode 13

15.03.2016 - 08:50 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Glenn (Steven Yeun) in The Walking DeadAMC
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The Same Boat heißt die 13. Episode der sechsten Staffel von The Walking Dead und passender könnte dieser Titel kaum sein, bedenkt man die Tatsache, dass sich Ricks Gruppe immer mehr der verwegenen Einstellung ihrer Gegenspieler annähert.

Selbstsicher war letzte Woche das Überschreiten einer Grenze, die Rick (Andrew Lincoln) lange Zeit zu umgehen versuchte. Auf einmal handelte der Familienvater nicht mehr verteidigend, sondern nahm die entgegengesetzte Position ein. Ohne Vorwarnung wurden die Saviors im Schlaf erstochen - auf welcher Seite Rick und Co. in diesem Augenblick wirklich standen, war für den Bruchteil einer Sekunde mehr als fragwürdig.

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Erst im Rahmen des Cliffhangers pendelte sich wieder etwas Sicherheit ein, allerdings geht dieser Umstand nur Hand in Hand mit einem Eingeständnis seitens Rick: Er hat sich gewaltig verkalkuliert. "We've got a Carol and a Maggie. I'm thinking that's something you want to chat about." Damit hat wohl keiner der Beteiligten gerechnet. The Same Boat, die 13. Episode der sechsten Staffel von The Walking Dead, schließt genau an diesen Konflikt an und legt den Fokus erwartungsgemäß auf das Schicksal von Carol (Melissa McBride) und Maggie (Lauren Cohan)

I'm not planning to die today.

Einleitend erfahren wir, wie Carol und Maggie in die Hände der Saviors geraten sind. Kurz darauf sehen wir Ricks Gruppe auf die Distanz durch einen Maschendrahtzaun. Per Funkgerät meldet sich Paula (Alicia Witt), die auf Seiten der Saviors das Sagen hat, bei den Überlebenden aus Alexandria. Binnen weniger Minuten eruieren beide Gruppen den Status quo und sehen in einem Gefangenenaustausch die beste Lösung. Zum Glück hat Rick jenem Savior auf dem Motorrad, der sich Primo (Jimmy Gonzales) nennt, noch nicht den Garaus bereitet. So kann er in Verhandlungen treten, wenngleich Paula sofort entgegenhält: "Two for one, that's not much of a trade." Das Dilemma ist offensichtlich und über ein Kräftemessen mitsamt obligatorischer Bluffs kommen beide Parteien nicht hinaus. Also werden Carol und Maggie vorerst zum nächsten Außenposten der Saviors verschleppt. Von Negan (Jeffrey Dean Morgan) fehlt weiterhin jede Spur.

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Ab diesem Punkt verwandelt sich The Same Boat in ein düsteres Kammerspiel. Drehbuchautorin Angela Kang und Regisseur Billy Gierhart gewähren uns keinerlei Einblick in das Geschehen, das sich außerhalb der erdrückenden Mauern abspielt. Lediglich vereinzelte Durchsagen via Funkgerät lassen erahnen, in welcher Situation sich die Alexandrianer befinden. Das Innere des heruntergekommenen Gebäudes erinnert an eine Mischung aus Terminus und jenen tödlichen Verliesen, in die der Jigsaw-Killer seine Opfer sperrt. Gefesselt sitzen sich Carol und Maggie gegenüber und werden von Paula herumkommandiert. Zudem präsent: Michelle (Jeananne Goossen), Molly (Jill Jane Clements) und Donnie (Rus Blackwell), der zuvor von Carol angeschossen worden war. Selten war eine The Walking Dead-Episode von so vielen weiblichen Figuren bevölkert, die nicht nur irgendwo im Hintergrund stehen, sondern tatsächlich den Verlauf der Geschichte bestimmen.

Während Paula auf den ersten Blick als perfektes Carol-Pendant der Saviors zu fungieren scheint, stellen sich auf dem zweiten Blick die deutlichen Unterschiede zwischen den beiden Frauen heraus: Nachdem Carol eine Panikattacke vorgetäuscht hat, lässt sich Paul zu einem herablassenden "Look at you. Bitch, how did you make it this far?" hinreißen. Immer wieder taucht im Anschluss die Frage auf, vor was sich Carol denn so sehr fürchte. Doch genau in diesem Moment begeht Paula ihren ersten Fehler und unterschätzt ihre Gefangenen. Blind folgt sie Carols Maskerade und bekommt im Anschluss die Konsequenzen zu spüren. Denn ihre fahrlässige Unachtsamkeit verschafft Carol im entscheidenden Augenblick einen gewaltigen Vorteil und entfesselt eine Urgewalt, die besser nie geweckt worden wäre. Obwohl sich Carol nicht vor ihren Peinigern fürchtet, so fürchtet sie sich nämlich vor etwas anderem, nämlich, diese zu töten.

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"If you could do all this, what were you so afraid of, Carol?", poltert Paula in ihrer Verzweiflung, als sie der eigenen Niederlage direkt ins Auge blickt. "I was afraid of this", antwortet Carol, die in gewisser Weise nun die gleiche Verwandlung durchmacht, wie sie Rick in Not Tomorrow Yet erfahren hat. Natürlich handelt Carol (genauso wie Maggie) in diesem Fall aus Notwehr. Gleichzeitig kommt es auf die Methoden an, die sie dafür wählen - und Carols Weg aus dem klaus­t­ro­pho­bischen Gefängnis ist ein blutiger, der kein Erbarmen kennt. Während Rick diesen bereitwillig (und übermütig) einschlug, um einen potentiellen Feind zu vernichten, setzt Carol alles daran, um eine andere Lösung zu finden, bevor sie dem Monster in sich selbst freien Lauf gewährt. Irritierend sind an dieser Stelle bloß die beschützenden Mutterinstinkte, die sie auf einmal gegenüber Maggie und ihrem ungeborenen Kind entwickelt. Denn von dieser Eigenschaft hat sich Carol eigentlich längst verabschiedet.

Auch in The Same Boat verabschiedet sich Carol von einem Prinzip, das sie tief in ihrem Inneren bewahrt hat. Angela Kang begeht nicht den Fehler und drängt sie in die Opferrolle zurück, der sie im Verlauf der vergangenen Staffeln entkommen ist. Stattdessen gesteht sie der Figur eine neue - oder zumindest in diesem Ausmaß unerwartete - Facette zu, die zudem dem Niedergang der Moral, wie wir ihn aktuell in The Walking Dead erleben, einen überaus tragischen Grundtenor verleiht. Denn wie es der Titel der Episode bereits andeutet: Jetzt sitzen sie alle im gleichen Boot. Carol, Paula und die anderen - völlig unabhängig davon, auf welcher Seite sie stehen. Ein Dialog in der Mitte der Episode fasst es gut zusammen: Carol beschuldigt ihr Gegenüber, zu einer Horde von Killern zu gehören, woraufhin Paula entgegnet: "Your people are killers, Carol. That makes you a killer." Die finalen Minuten bestätigen die Aussage.

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Zum Schluss laufen Carol und Maggie in Zeitlupe durch die Gänge des "kill floor". Ein auffälliger Kopfschuss besiegelt die zugespitzte Radikalität dieser Szene. Beißer stehen gleichermaßen teilnahmslos wie bedrohlich im Raum und Bear McCrearys Musik signalisiert, dass es sich hierbei um genau jenen Moment handelt, auf den die Episode eine Dreiviertelstunde lang hingearbeitet hat. Carol und Maggie verlassen die Deckung und wagen sich - trotz Aussicht auf Verhandlungen - ins Gefecht. Der letzte Funken Menschlichkeit erlischt, vor allem dann, wenn Rick Primo am Ende einfach erschießt. Wenn The Walking Dead in diesem Tempo und mit dieser Konsequenz weitermacht, stellt sich wirklich die Frage, welchen Abgrund die Serie in der nächsten Staffel überhaupt noch ergründen will.

Anmerkungen am Rande:

  • "We are all Negan": Gleich mehrmals taucht dieser interessante Satz in The Same Boat auf und weckt tatsächlich Neugier - selbst für Kenner der Comics. Wäre Jeffrey Dean Morgan nicht unlängst als der Bösewicht gecastet worden, wäre jetzt der ideale Zeitpunkt, um darüber zu diskutieren, ob Negan als Person überhaupt existiert.
  • Obwohl sich The Walking Dead momentan sehr viel Mühe gibt, Negans ersten Auftritt möglichst spektakulär vorzubereiten, entpuppt sich seine Gefolgschaft als große Schwäche. Immerhin scheint keiner seiner Truppe dazu in der Lage zu sein, Ricks Gruppe komplett aus der Reserve zu locken.
  • Auch die Saviors haben eine liebevolle Umschreibung für die lebenden Toten: "Growlers".
  • Eier, Karotten und Kaffeebohnen: Es geht nicht darum, im gekochten Wasser die Konsistenz zu verändern, sondern das gekochte Wasser zu verändern!
  • Wenn sich Carol und Daryl (Norman Reedus) in die Arme fallen, blüht nicht nur die Shipping-Fantasie, sondern es entsteht generell neue Hoffnung, dass irgendwann alles wieder gut wird. Eine weitere schöne, weil schlichte und ehrliche Nuance in diesem Wiedersehen ist folgender Dialog: "Hey, you good?" - "No."
  • Eine zweite Umarmung, die - vor allem mit düsterer Vorahnung - zu Tränen rührt: Maggie und Glenn (Steven Yeun).

Was bisher geschah:

The Walking Dead - Staffel 6, Episode 1: First Time Again
The Walking Dead - Staffel 6, Episode 2: JSS
The Walking Dead - Staffel 6, Episode 3: Thank You
The Walking Dead - Staffel 6, Episode 4: Here's Not Here
The Walking Dead - Staffel 6, Episode 5: Now
The Walking Dead - Staffel 6, Episode 6: Alway Accountable
The Walking Dead - Staffel 6, Episode 7: Heads Up
The Walking Dead - Staffel 6, Episode 8: Start to Finish
The Walking Dead - Staffel 6, Episode 9: No Way Out
The Walking Dead - Staffel 6, Episode 10: The Next World
The Walking Dead - Staffel 6, Episode 11: Knots Untie
The Walking Dead - Staffel 6, Episode 12: Not Tomorrow Yet

Die 6. Staffel von The Walking Dead läuft in Deutschland beim Pay-TV-Sender FOX .

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